08 Jan

Monkey Business 2017-R2

„Monkey Business 2017-R2“ ist ein EFD-Projekt in das wir bereits zum wiederholten mal entsendet haben. Aktuell sind dort 3 junge Leute und hier unten gibt es einen ersten Bericht von unserer Freiwilligen Marieke. Wie der Titel vermuten lässt, dreht sich alles um auch exotische Tiere. Aber wir wollen euch nicht auf die Folter spannen…

Bei den Affen in den Niederlanden

Etwa ein halbes Jahr, bevor ich die Schule mit dem Abitur abschließen sollte, fing ich ernsthaft an, darüber nachzudenken, was ich als Nächstes machen wollte.
Eigentlich stand für mich schon länger fest, mich in einem EFD zu engagieren, so wie es meine Schwester bereits zwei Jahre zuvor getan hatte. Die Frage war nur, in welcher Form. Ich schaute mir zahlreiche Projekte an (die ich hauptsächlich auf dem European Youth Portal fand), aber keines sagte mir richtig zu, bis ich auf „Stichting AAP“ stieß und mich mehr oder weniger ziemlich spontan dafür entschied, mich zu bewerben.
Tiere? Affen? In den Niederlanden? Klang verrückt und einzigartig genug, dass es lustig werden konnte. Zuvor hatte ich nie etwas mit Tieren zu tun, nicht einmal ein Haustier besaß ich. Umso überraschter war ich über die Einladung zu einem Telefoninterview und schließlich über die Zusage.
Die restlichen Monate bis zum Start des Projekts flogen dahin und auf einmal stand ich dann auch schon vor einem Reihenhaus im Filmwijk in Almere, einer sehr jungen, modernen Stadt, zwanzig Minuten von Amsterdam entfernt. Almere an sich ist nicht die aufregendste und schönste Stadt, wenn man an den Charakter alter, schöner Kleinstädte in den Niederlanden gewohnt ist, aber die Natur drum herum ist wirklich sehenswert und so wird man auch eher dazu verleitet, an seinen drei freien Tagen pro Arbeitswoche das Land zu bereisen.

An jenem ersten Tag ging alles sehr schnell. Ich lernte sechs weitere Hausbewohner kennen (drei Deutsche, zwei Spanier, eine Dänin), die teilweise mit mir angereist waren, aber größtenteils schon mehrere Monate bei AAP als EVS oder reguläre Freiwillige arbeiteten. Alle sind unheimlich nett; sie sind mir, genauso wie mein Zimmer (das kleinste im Haus- es passen gerade so ein Bett und ein Schrank herein) in den vier Monaten, in denen ich schon hier bin, sehr ans Herz gewachsen. WG-Leben mit sieben Leuten – klingt anstrengend, funktioniert aber eigentlich super (wenn man jetzt mal die kleinen Komplikationen, was unsere Haushaltspflichten betrifft, großzügig übersieht J)!

Am Tag darauf war auch schon mein erster Arbeitstag. Mit dem Fahrrad geht es eine Viertelstunde durch den angrenzenden Wald, bis man das riesige Gelände von AAP erblickt. Sehr vereinfacht ausgedrückt, gibt es vier Arbeitsplätze, die man jeweils alle drei Monate wechselt, sodass man am Ende des Jahres bei den Mammals (Säugetieren), Primates (Primaten), Chimpanzees (Schimpansen) und in der Quarantäne gearbeitet hat.
Nachdem ich mir meine Arbeitskleidung angezogen hatte, ging es zu meinem ersten Department: Mammals. Mich erwarteten viele freundliche, neue Gesichter, die mich geduldig in meine Aufgaben einwiesen, die hauptsächlich aus Gehege-Putzen und Füttern bestehen – klingt eintönig, ist es aber überhaupt nicht. Das Ganze erfordert ziemlich gute Ausdauer und Kraft, die ich zu Beginn erst mal entwickeln musste…
Dieses Department ist wohl das vielfältigste und abwechslungsreichste von allen, ich hab so viel gelernt, hauptsächlich aufgrund der großen Artenvielfalt – Lemuren, Zwergseidenäffchen (die kleinsten Affen der Welt), Eichhörnchen, Wildkatzen, Nasenbären und Füchse – hier gibt es so viel zu entdecken und zu versorgen.
Dank der guten Arbeitsatmosphäre haben diese drei Monate wahnsinnig viel Spaß gemacht und waren echt schnell vorbei. Wie man selber wächst und Fortschritte macht, erkennt man daran, dass man nach einiger Zeit immer mehr Dinge alleine machen darf (Füttern, Tiere von einer Seite auf die andere „shiften“) und einem von den Mitarbeitern zunehmend mehr Vertrauen entgegengebracht wird.

Derzeit bin ich bei den Primaten auf den Islands (ein Areal umgeben von viel Wasser), wo es ausschließlich Affen zu versorgen gibt. Hier hieß es natürlich wieder von ganz vorne anzufangen, also Namen lernen, beobachten, Fragen stellen. Aber jetzt fällt einem die Eingewöhnung schon leichter.

Gleichzeitig faszinierend und traurig sind die Geschichten, warum die Tiere bei AAP ein neues Zuhause finden.
Schlechte Behandlung in Zirkussen, Laboren oder privaten Haushalten im In-und Ausland (ja, es gibt wirklich Leute, die Füchse und Schimpansen als Haustier halten!) lässt bei AAP die Alarmglocken schrillen. Daraufhin werden viele Schritte in die Wege geleitet, um die missbrauchten, traumatisierten Tiere, die teilweise sehr abnormales Verhalten zeigen, nach AAP zu bringen. Es ist leider viel komplizierter, als man denkt, und bedeutet sowohl rechtliche Schritte als auch viel Papierarbeit.
Arbeitet man hier, lernt man nicht nur, wie man den Dreck von Tieren wegmacht, ordentlich putzt oder ob ein Tier dich mag oder lieber angreifen würde, sondern auch, Dinge zu überdenken, die generell Tier- und Umweltschutz betreffen, und wie so eine Organisation überlebt und funktioniert oder zu kämpfen hat (obwohl ich davon natürlich nicht genug mitbekomme, weil ich wenig mit Verwaltungsaufgaben zu tun habe). Umso interessanter ist es, dem Resozialisierungsprozess der Tiere und entsprechenden Erfolgen in dieser Hinsicht beizuwohnen.

An Eltern gewohnt, die mir stets die Wäsche wuschen und das Essen kochten, stellt so ein Jahr für mich eine große Herausforderung dar, was Selbstständigkeit betrifft. Nicht wirklich exzellent, aber immerhin irgendwie hab ich bisher alles gemeistert und dadurch bin ich viel offener und selbstbewusster geworden, nicht zuletzt mein Englisch und Niederländisch haben sich verbessert! Und durch den Küchendienst, den man einmal in zwei Wochen bei AAP leistet (was übrigens auch das Ausliefern mit einem sehr beliebten Golfcart einschließt), kann ich jetzt auch jedes erdenkliche Obst und Gemüse (viele Sorten kannte ich vorher gar nicht) auf die Größen S, M, L, XL für die Tiere zurechtschnippeln. Tagtäglich hat man mit ausgebildeten Tierärzten, Tierpflegern und sehr ambitionierten Freiwilligen zu tun, mit denen man teilweise Freundschaften fürs vielleicht ganze Leben schließt.
Vor allem aber erlebe ich einige Abenteuer mit den Leuten, die im selben Haus mit mir wohnen. So geht es nicht nur des Öfteren nach Amsterdam (was ja naheliegend ist), sondern zu netten Orten im ganzen Land, zum angrenzenden Naturpark, auf Radtouren, Festivals, Weihnachtsmärkten oder auch mal zum Fitboxing.

AAP lebt von vielen Freiwilligen, die sehr geschätzt werden. Hier begegnet man vielen internationalen Mitarbeitern – sollte man also mal vorhaben, eine Weltreise zu machen, muss man sich schon mal nicht um eine Unterkunft sorgen ;). Noch mehr europäischen Spirit erlebt man aber auf den zwei Trainings im Rahmen des EFDs, dem On-Arrival-Training und dem Mid-Term-Training, wo man weitere EFD-Freiwillige kennenlernt, die im ganzen Land arbeiten, in Organisationen, die grundverschieden von der eigenen sind.
Das führt dazu, dass man, falls man das zwischendurch auch mal brauchen sollte, ein wenig Abstand zu der eigenen Arbeit gewinnen kann und die Möglichkeit hat, durch neu geknüpfte Kontakte auch mal die Arbeitsstellen anderer Gleichaltriger kennenzulernen. So freue ich mich zum Beispiel auch schon darauf, zu einer Kunstausstellung nach Den Helder oder zum größten deutschen Militärfriedhof in den Niederlanden zu fahren.

Ein EFD ist also eine Erfahrung fürs Leben und deswegen wirklich empfehlenswert, vor allem, wenn man ein Jahr Auszeit oder einfach nur einen Tapetenwechsel benötigt, um sich über sich selbst und seine Zukunft klarzuwerden. Man wird um einiges selbstständiger und offener und gewinnt sehr gute Freunde. Die Zeit rast förmlich!

Was mein Projekt betrifft: es ist total einzigartig! Eine Gelegenheit, exotischen Tieren so nah zu sein, bekommt man sehr selten!