07 Nov

Sensibilisation à l’Europe auprès des jeunes en milieu rural

„Sensibilisation à l’Europe auprès des jeunes en milieu rural“ ist ein Projekt in Ribérac. Das liegt nicht weit von Bordeaux. Unsere Freiwillige Loreen ist dort seit 2 Monaten und hat noch fast 10 vor sich. Hier ihr toller Bericht, der richtig Lust auf die Gegend macht, in der sie im Moment lebt.

Mehr als 2 Monate sind bereits vergangen, seitdem ich meinen EFD in Frankreich begonnen habe. Die Zeit ist unglaublich schnell vergangen. Ich habe so viele neue und unterschiedliche Erfahrungen gemacht wie zuhause in Deutschland vielleicht einmal im Jahr.

Mein Projekt findet in einem Dorf in dem ländlich gelegenen Département „Dordogne“ in Südwestfrankreich statt. Flächenmäßig gesehen ist es das drittgrößte französische Département auf dem europäischen Festland, vergleichsweise dazu jedoch dünn besiedelt. Die großen Entfernungen der verschiedenen Orte zueinander machen das Auto, das ich von meiner Aufnahmeorganisation gestellt bekomme, unerlässlich. Daran bin ich allerdings bereits von zuhause gewohnt, und wer sich auf das „Abenteuer Landleben“ einlässt, wird hier mit malerischen Flusslandschaften und Naturgebilden, wie zum Beispiel Grotten, sowie unzähligen Schlössern und hübschen Dörfern belohnt, die allesamt einen Besuch wert sind. Außerdem sind viele Fernverkehrsbahnhöfe mit Anbindungen in alle Teile Frankreichs, darunter auch in die nächste Großstadt Bordeaux, nicht weit entfernt, sodass ich an den Wochenenden und während Urlaubszeiten viel reisen kann. Ich empfehle jedem, der während seines EFDs die freie Zeit zum Reisen nutzen will, sich die „Carte Jeune“ anzuschaffen, denn damit erhält man zu fast allen Tageszeiten 50 Prozent Rabatt auf seine Zugtickets.

Ich wohne hier im Haus einer französischen Gastfamilie. Meine Gastmutter ist schon etwas älter, aber ich habe mich vom ersten Tag an sehr gut mit ihr verstanden. Das ist einer der Gründe, warum ich mich schon nach kurzer Zeit heimisch gefühlt habe. Ich habe ein sehr großes Zimmer und ein eigenes Badezimmer, viel Privatsphäre und auch sonst muss ich auf keinerlei Komfort verzichten, den ich von zuhause gewohnt bin. Hinsichtlich meiner Unterkunft fühlt sich der EFD daher auch nicht an wie ein „Schritt aus der Komfortzone“. Dennoch habe ich bereits jetzt gelernt, selbstständig zu sein, denn für meinen Haushalt und meine Ernährung bin ich komplett selbst verantwortlich. Auch im Umgang mit den Franzosen habe ich bisher fast nur positive Erfahrungen gemacht. Nicht nur meine Gastmutter, auch die Arbeitskollegen sowie Fremde, denen man auf der Straße begegnet, sind alle sehr offen mir gegenüber, hilfsbereit und neugierig auf meine Kultur. Das Vorurteil, dass viele Franzosen kaum Fremdsprachen beherrschen, hat sich für mich bestätigt. Daher spreche ich fast ausschließlich Französisch, sowohl mit meiner Gastmutter als auch auf der Arbeit und mit Freunden. Ich spreche also jetzt schon sehr fließend, und dank dem Online-Sprachkurs der EU sowie mithilfe von Privatstunden, die meine Aufnahmeorganisation für mich bezahlt, werde ich hoffentlich mein sprachliches Niveau insgesamt verbessern können.

Meine Aufgaben im Rahmen des Freiwilligendienstes sind in erster Linie die Betreuung von Kindern im Alter von etwa 3 bis 11 Jahren nach der Schule und während den Schulferien sowie die Vorbereitung und Durchführung kleiner Aktivitäten und Projekte. Ziel ist es, den Kindern das Thema Interkulturalität ein wenig näher zu bringen. Dazu habe ich zum Beispiel gemeinsam mit den Kindern Waffeln nach deutschem Rezept gebacken und Lieder auf Deutsch gesungen. Interkulturalität wird auch das Thema eines längerfristigen Projekts sein, für dessen Organisation ich verantwortlich bin. In Bezug auf die Aktivitäten, die ich plane, habe ich sehr viel Spielraum, aber auch ausreichend Unterstützung von Kollegen. Weitere Aufgaben von mir sind die Unterstützung der Deutschlehrerin in der Grundschule sowie an der Mittelschule in der 8. und 9. Klasse. Bei letzteren bin ich nicht nur während der regulären Unterrichtsstunden anwesend, sondern führe einmal die Woche auch selbstständig Zusatzstunden durch, zum Beispiel zur Vorbereitung auf ein Sprachzertifikat in Deutsch. Zusätzlich dazu habe ich als europäische Freiwillige hin und wieder auch andere Termine in Bezug auf Interkulturalität. So habe ich bereits an einem von „Concordia Aquitaine“ organisierten Treffen teilgenommen, um mit anderen Europäern, die im sozialen Bereich arbeiten, über Chancen und Probleme der europäischen Mobilitätsangebote zu diskutieren. Außerdem werde ich den europäischen Freiwilligendienst in verschiedenen Institutionen, wie Schulen oder Jugendhilfen, vorstellen.

Wie man sieht, sind meine Aufgaben sehr vielfältig. Ständig kommen neue Termine dazu, ich habe bereits einmal das Betreuungszentrum, in dem ich mit den Kindern zusammen arbeite, gewechselt, um möglichst viele verschiedene dieser Einrichtungen kennenzulernen. Immer wieder lerne ich neue Menschen kennen, sei es in meinem Arbeitsumfeld, sei es an den Wochenenden, die ich in Bordeaux oder anderen Städten verbringe. Im Allgemeinen bin ich allerdings einen Großteil meiner Zeit hier nur mit Franzosen zusammen, ich habe vor allem unter der Woche kaum persönlichen Kontakt zu anderen Europäern oder anderen Freiwilligen, also Menschen, die hier ebenso fremd sind wie ich. Einerseits fehlt mir dadurch der Austausch mit anderen über die interkulturellen Erfahrungen und mein sprachliches Niveau reicht auch noch nicht aus, um mich an jeder Konversation auf Französisch zu beteiligen. Andererseits ist mein Projekt vermutlich das Beste, um so gut wie möglich die Sprache zu lernen und die französische Kultur unmittelbar zu erleben, und genau diese Erwartungen hatte ich auch an meinen EFD. Die Integration ist schwerer, als ich es mir vorgestellt habe, aber die Erfahrungen, die ich hier mache, sind es allemal wert und ich freue mich, noch weitere zehn Monate hier verbringen zu können.