17 Feb

3R Reduce Reuse Recycle

„3R Reduce Reuse Recycle“ ist ein weiteres EFD-Projekt in der Türkei – auch in Gaziantep bei der gleichen Aufnahmeorganisation mit der wir auch in anderen Projekten zusammenarbeiten. Im Moment ist es ja nicht so einfach sich für diese Region zu engagieren, aber wir entsenden oft in dieses Projekt, da der Bedarf die Flüchtlingsarbeit vor Ort zu unterstützen nach wie vor groß ist. Leonie hat einen super Bericht geschrieben, der alle aktuellen Vorbehalte vergessen lässt:

Vor meiner Abreise habe ich mir viele Gedanken gemacht und wollte auf alles vorbereitet sein. Am Flughafen von Istanbul wollte ich eigentlich Geld gewechselt haben um den Shuttlebus in die Innenstadt bezahlen zu können. Das habe ich natürlich in meiner Aufgeregtheit verplant, doch – wie es der Zufall wollte – war das überhaupt kein Problem, da ich schon im Flugzeug nach Gaziantep die Bekanntschaft mit der außerordentlichen Gastfreundschaft der Einheimischen machen durfte.

Mein Sitznachbar spendierte mir also den Havaş. Die Mentalität der Türken ist wirklich bewundernswert – davon kann man in Deutschland nur träumen.
Zum Beispiel beim „Hitchhiking“ (ein paar Freiwillige und ich fahren jedes Wochenende per Anhalter in eine andere Stadt) hält wirklich jedes 2. Auto um uns mitzunehmen. An den Tankstellen kaufen die Fahrer uns dann Getränke, laden uns zum Essen ein oder geben uns sogar Geld.

Die Einheimischen sind so offen und herzlich, dass man sich wirklich schnell wie zu Hause fühlt und überall Kontakte knüpft.

Das hat mich irgendwie überrascht: Obwohl manche Menschen hier so Schreckliches erlebt haben, sind sie glücklich und dankbar für alles, was wir mit ihnen bei den Aktivitäten unternehmen.
Die Aktivitäten sind übrigens ziemlich vielfältig. Es gibt 3 verschiedene Jugendzentren mit denen GEGED (meine Organisation) zusammen arbeitet. Am Anfang jeder Woche kann man sich aussuchen, welche Aktivitäten man machen will: z.B. Conversation Clubs, Onkologie, Burhans Aktivität (man fährt in Dörfer nahe Gaziantep und bietet an einer Schule alle möglichen Aktivitäten an-von Sport über Tanzen bis zu Kinderschminken), Englischunterricht sowie Hand Craft für syrische Flüchtlingskinder, Schachunterricht, Basketball, Memets Dormitory (ein Heim für türkische Jungs mit schwierigem sozialen Hintergrund oder Waisen. Dort bieten wir Englischunterricht und Conversationclubs für Studenten an).

Außerdem dürfen wir Freiwilligen jede Woche mehrmals Türkisch- und Arabischunterricht umsonst besuchen. Den Wunsch Arabisch zu lernen habe ich nach 2 Wochen allerdings aufgegeben. Ich glaube es ist unmöglich diese für Europäer völlig fremde Sprache in 2 Monaten auch nur ansatzweise zu lernen.
GEGED bietet uns wirklich viel.

Untergebracht sind wir Freiwilligen in unterschiedlichen Gebäuden: es gibt eine Wohnung (10 Minuten Fußweg entfernt von den anderen beiden Unterkünften), das Hauptgebäude und ein Haus direkt daneben.
Ich wohne im Nebenhaus, das gerade frisch renoviert wurde. Mein Zimmer teile ich mir mit einem anderen Mädchen. Eine Küche hat das Haus auch, aber meistens kochen wir abends alle zusammen im Hauptgebäude und auch die „Locals“ (Freiwillige aus Gaziantep) sind oft bis spät abends dabei.

Wie schon erwähnt fahre ich jedes Wochenende mit anderen Freiwilligen per Anhalter in andere Städte, um Gazianteps Umgebung zu erkunden. Dort übernachten wir dann immer bei einem Couchsurfer – für mich die beste Art eine Stadt zu erkunden, da diese Einheimischen uns natürlich Geheimtips und die schönsten Plätze der Stadt zeigen können. Diese Art zu reisen ist super preiswert und abenteuerlich. Über Silvester bin ich mit 8 Freunden nach Kappadokien gefahren – unbeschreiblich schön und nur zu empfehlen.

Und natürlich hat man auf diese Weise auch die Chance, das einzigartige Essen jeder Stadt zu probieren. Gaziantep zum Beispiel ist berühmt für seinen Kebap, Pistazien und natürlich Baklava (DIE Nachspeise in Gaziantep. Alle 50 Meter findet man einen Shop nur für Baklava).

Ich bin jetzt seit einer Woche wieder in Deutschland und muss sagen, dass ich wirklich ALLES vermisse: Gaziantep, das Essen (ich habe 5 kg zugenommen :D), die Kultur, die Sonne und vor allem die Menschen. Richtig angekommen bin ich noch nicht, ich telefoniere und schreibe die ganze Zeit mit den anderen Freiwilligen und den Locals und wir freuen uns über all die Fotos, Videos und Erinnerungen. Ich hoffe so sehr, dass ich alle meine Freunde – die jetzt wieder überall in Europa verstreut wohnen – eines Tages wiedersehen werde.

In diesen zwei Monaten habe ich so viel erlebt, unternommen, gelernt und meine Zeit hier genossen, dass ich sagen kann, dass dieser EFD eines der besten Erfahrungen in meinem Leben war.