03 Nov

Boost the Mind III

„Boost the Mind III“ ist ein EFD-Projekt im aufregenden Tallinn in Estland. Das baltische Land gehört ja zu den modernsten in Europa – wenn nicht sogar  d a s  modernste – und alle Berichte überschlagen sich immer geradezu, wenn es um neue Technologien oder Bildung geht. Unser Freiwilliger Hendrik ist mittendrin und leistet seinen Dienst in einem Kindergarten. Hier sein sehr schöner Bericht:

Mittlerweile bin ich schon über zwei Monate in meinem neuen „Heimatland auf Zeit“ – genauer gesagt in Estlands Hauptstadt Tallinn.
Die Stadt mit 400.000 Einwohnern direkt am finnischen Meerbusen, ist für mich als Person vom „Lande“ von Anfang an aufregend.
Als ich in Tallinn ankam, war meine Aufregung anfangs schon vorhanden, diese legte sich jedoch schnell, als mich meine zwei Arbeitskolleginnen vom Kindergarten am Flughafen empfingen und in meine Unterkunft brachten.
In meiner WG im Stadtteil Lasnamäe (das nicht gerade das schönste ist) lebe ich zusammen mit vier anderen Freiwilligen in einer doch ziemlich großen Wohnung.
In unserer WG ist Englisch die „Amtssprache“, denn wir sind hier multikulturell mit einer Ungarin, einer Russin, einer anderen Deutschen und mit einem Ukrainer, mit dem ich mir auch mein Zimmer teile, vertreten.

Das anstehende erste Wochenende verbrachte ich damit meine Busverbindungen in die Stadt auszuprobieren, meinen Arbeitsplatz aufzusuchen und die wunderschöne Altstadt für mich wieder neu zu entdecken. Übrigens, hier wartet man einfach schnell auf den nächsten Bus (normalerweise ca. 10-15 min.), falls man den einen verpasst hat, im Gegensatz zu meiner Heimatstadt, in der man eine Stunde warten musste.

Dadurch, dass meine Mutter aus Estland kommt, ich auch schon oft in Tallinn war und die Sprache beherrsche, war es für mich anfangs nicht ganz so schlimm mich zurecht zu finden. Auch wurde ich in meinem Kindergarten (Tallinna Lasteaed Sipsik) herzlich empfangen an meinem ersten Arbeitstag.
Die Arbeit mit den Kindern hat mir von Anfang an Spaß gemacht und dadurch, dass ich mich mit ihnen verständigen kann, habe ich auch keine Probleme etwas mit ihnen zu unternehmen.

Mein Kindergarten besitzt ein ziemlich junges und motiviertes Team aus Erzieherinnen, die viel für die Kinder tun. Ebenfalls hat mich sogar meine Direktorin auf einen Tagesausflug der „Stadtzentrum Kindergartenerzieherinnen“ nach Tartu mitgenommen in das estnische Nationalmuseum.
Es gibt viele Veranstaltungen, Aufführungen und den Kindern wird viel nach ihren Wünschen und Vorstellungen beigebracht, da die Erzieherinnen in Estland als „Lehrer“ gelten, z.B. gab es eine Woche bei uns das Thema Afrika mit seinen wilden Tieren und vieles mehr.
Was mir natürlich auch super gefällt ist, dass ich zweimal am Tag eine warme Mahlzeit im Kindergarten aus der hauseigenen Küche bekomme.
Ich arbeite immer von 10 bis 17 Uhr und somit ist bei mir immer Mittagessen dabei und Abendessen, was die Kinder nach ihrem Mittagsschlaf bekommen. Ja genau, in Estland machen alle Kinder von 13 bis 15 Uhr Mittagsschlaf, was für uns dann zwei Stunden Mittagspause bedeutet, in der dann neue Sachen vorbereitet werden oder in der ich mich ab und zu auch in das Schlafzimmer hinein setze auf einen Stuhl und einfach ein bisschen schlafe, da es mit 4 – 5 jährigen Kindern auch mal anstrengend wird.

Durch das On-arrival-Training, das bei mir im September statt fand, bekam ich viele neue Kontakte mit anderen Freiwilligen, die in ganz Estland verteilt sind, was mir natürlich bei einer Reise durch das Land an verschieden Orten einen kostenlosen Schlafplatz verschafft.
Auch habe ich einige Freiwillige kennengelernt, die ebenfalls in Tallinn ihren Freiwilligendienst abhalten.

Tallinn ist die größte Stadt Estlands und bietet somit eine Reihe von Möglichkeiten in der Freizeit.
So gut wie jedes Wochenende gibt es verschiedene Veranstaltungen, die es einem ermöglichen tolle Sachen zu erleben oder neues dazu zu lernen.
Den Esten wird oft nachgesagt, sie seine ein kühles Volk, das nicht gerne Emotionen zeigt oder viel redet. Wer dies verhindern möchte tritt einem Chor bei oder einer Volkstanzgruppe, denn die Esten sind stolz auf ihre Kultur und die damit verbundenen Traditionen, da sie viele Jahre der Unterdrückung durchmachten.
Auch ich habe mich einer Volkstanzgruppe angeschlossen, was mir den Kontakt zu Einheimischen erheblich erleichtert und mit etwas Glück bei dem Nationalen Vorentscheid für das Sänger- und Tanzfest im Frühjahr 2019, habe ich selbst die Möglichkeit mit der Gruppe am Sänger- und Tanzfest Anfang Juli 2019 teilzunehmen. Das Sänger- und Tanzfest ist der wichtigste und größte kulturelle Event in Estland und findet nur alle fünf Jahre statt. Doch bevor es soweit ist stehen noch anstrengende Proben in den Wintermonaten an.

Mitlerweile werden die Tage immer kürzer und es wird stetig kälter, was Anzeichen für den Winter sind und somit auch auf eine interessante Jahreszeit hindeuten.
Denn Tallinns Weihnachtsmarkt soll einer der schönsten Europas sein oder auch mal mit dem Auto über das zugefrorene Meer zu den Inseln Estlands zu fahren, machen Erwartungen auf eine spannende Zeit.
Auch gibt es viele schöne Naturschauplätze und Nationalparks, die zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert sind, z.B. das Viru-Moor, dass sich im Lahemaa Nationalpark befindet und vieles mehr.

Die ersten zwei Monate waren schon sehr aufregend und ich bin gespannt, was mich die nächsten zehn Monate noch erwarten wird.