07 Nov

Citoyennete et Solidarite avec Unis Cite

„Citoyennete et Solidarite avec Unis Cite“ ist ein EFD-Projekt in Lyon. Unsere Freiwillige Judith ist dort seit gut 2 Monaten, hat ein sehr abwechslungsreiches Programm und lebt mit zwei weiteren Mitstreiterinnen, die aus anderen EU-Ländern kommen, zusammen. Sie hat in der relativ kurzen Zeit schon eine Menge erlebt und es klingt alles sehr spannend! Hier ihr schöner Bericht!

Ich bin nun seit etwa zwei Monaten in Lyon. Am 30. August stieg ich gegen Mittag am Flughafen Saint-Exupéry aus dem Flugzeug. Ich hatte mein Fahrrad in einem riesigen Karton mitgebracht und wurde nun von allen Seiten belustigt angestarrt, während ich es auf einem Trolley durch den Flughafen schob. Ich stellte mich an eine Ecke des Infopoints, an dem mein Tutor mich abholen sollte und wartete. Ich wusste, dass außer mir noch zwei andere Mädchen ankommen würden. Puri aus Spanien und Astrid aus Dänemark. Bald fiel mir ein blondes Mädchen auf, was wie ich am Infopoint herumlungerte. Ich lächelte sie an und sie kam auf mich zu. Ganz klar: Astrid. Wenig später fand Pierre uns und wir warteten gemeinsam auf Puri. Als wir komplett waren, machten wir uns auf in die Wohnung.

Den September nennen sie hier Integrationsmonat. Ich ging von Montag bis Freitag mit Puri und Astrid in die Sprachschule. Wir waren alle drei auf unterschiedlichen Niveaus und darum in unterschiedlichen Kursen. Wir lernten nette Leute kennen und verbrachten ab und zu den Nachmittag mit ihnen. Obwohl es schon September war, war es noch sommerlich warm.
Nebenbei eröffneten wir ein Konto, legten uns Sim Karten zu und bekamen nach zwei Wochen endlich Wlan. Bis dahin waren wir regelmäßig zu MacDonalds gepilgert, um mit der Heimat zu kommunizieren. Das Ganze war ein sehr langwieriger und anstrengender Prozess und ohne Internet für eine lange Zeit im Ausland zu sein fand ich schwer.

Ende September ging es für uns drei nach Sommières zum „On-ärreivöle-training“. Dort verbrachten wir vier Tage mit anderen EFDlern aus ganz Frankreich. Viele Facebook-Freundschaften wurden geschlossen und Reisen geplant. Insgesamt war das Seminar interessant und eine tolle Möglichkeit, Leute kennen zu lernen und sich auszutauschen. Vom Inhalt her war es aber recht oberflächlich und enthielt viel Wiederholung. Es kam mir lang vor und ich war froh, als wir wieder in Lyon ankamen. Ich hatte zum ersten Mal, seit ich nach Frankreich gekommen war, das Gefühl nach Hause zu kommen.

Nach einem langen, sehr erholsamen Wochenende lernten wir in der Integrationswoche von Unis-Cité, meiner Aufnahmeorganisation, nun endlich die französischen Zivis kennen. Insgesamt sind wir 48 Freiwillige. Davon wir drei EFDler und der Rest französische Zivildienstleistende. Wir arbeiten in kleinen Teams in verschiedenen Projekten. Diese reichen von Umweltschutz über Arbeit mit Asylbewerbern bis hin zu Arbeit mit älteren Menschen. Die Integrationswoche war sehr interaktiv und lebendig. Die Gruppe ist sehr durchgemischt, sodass ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Hintergründen aufeinandertreffen. Das ist super interessant.

Ich arbeite nun mit zwei verschiedenen Teams in zwei verschiedenen Projekten. Dienstags und mittwochs bin ich mit drei Leuten in einer Organisation namens Solidarité Afrique. Hier gibt es einen Secondhandladen mit Kleidung, Möbeln, Geschirr und Büchern. Das Geld, was durch den Verkauf eingenommen wird, fließt entweder in lokale Projekte oder in Projekte in Westafrika. Vom Erlös der Bücher werden zum Beispiel Schulbücher für Kinder in Burkina Faso angeschafft. Kleidung, die zerschlissen oder dreckig ist, geht an eine weitere Organisation, die daraus Isolierung für Häuser herstellt. Da ich mich bereits in Deutschland gegen Wegwerfmode und Überkonsum engagiert habe, gefällt mir das Projekt sehr gut. Wir arbeiten größtenteils im Laden und planen nebenbei eine Ausstellung. Das gestaltet sich ein wenig schwierig, weil die Aufgabe ziemlich vage ist. Die Themen sind Solidarität und Recycling. Wir sollen die Ausstellung nicht nur planen, sondern auch kreieren. Meiner Gruppe mangelt es in meinen Augen etwas an Motivation und Erfahrung, sodass ich vor einer großen Herausforderung stehe. In der Organisation sind die meisten Mitarbeiter jedoch super nett und man unterhält sich viel. Es gab auch schon einen sehr netten gemeinsamen Abend mit ivorianischem Essen, Wein und guten Gesprächen.
Donnerstags und freitags bin ich mit vier französischen Zivis in einer „Problemschule“ in einem Banlieue von Lyon. Unsere Mission ist es, mit den Kids Kooperationsspiele zu spielen und in Absprache mit den LehrerInnen kleine Projekte zu realisieren. Mit den Dritt- und Viertklässlern haben wir beispielsweise ein Projekt über Schule in anderen Ländern begonnen. Die Kids machen super mit und sind sehr gesprächig und lebhaft, sodass es manchmal schwierig ist, sie zur Ruhe zu bringen. Sie sind aber zuckersüß und voller Energie und Neugierde, weshalb mir die Arbeit mit ihnen viel Spaß macht.

Das Wohnen mit Astrid und Puri läuft wunderbar. Wir haben wirklich viel Glück gehabt, denn wir verstehen uns sehr gut. In gewissen Dingen sind wir uns sehr ähnlich, in anderen wiederum total unterschiedlich. Diese Unterschiedlichkeit ist sehr bereichernd und ich genieße die alltägliche Interkulturalität, mit der ich lebe. Ich betrachte die beiden nicht nur als Mitbewohnerinnen, sondern als Freundinnen, mit denen ich gern Zeit verbringe und an die ich mich mit Sorgen und Nöten wenden kann. Auch unter den französischen Zivis habe ich schon einige nette Bekanntschaften geschlossen, die durchaus das Potential zur Freundschaft haben. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und sehe sehr positiv in die Zukunft.