14 Jan

Interculturalité

„Interculturalité, mise en réseau et écocitoyenneté sur la région de Brioude“ wie es ganz genau heißt, ist ein EFD-Projekt in Brioude. In der schönen Auvergne. Wir hatten schon des öfteren Freiwillige dort. Hier nun ein Bericht von Anika. Unserer jetzigen Freiwilligen in Brioude.

Bereits drei Monate sind vergangen, seit ich das erste Mal in Brioude aus dem Zug stieg. Die Zeit scheint während eines Europäischen Freiwilligen Dienstes schneller als sonst zu vergehen!
Vor meiner Ankunft hatte ich gemischte Gefühle. Ich freute mich wahnsinnig über meine Chance, beinahe ein Jahr in Frankreich verbringen zu dürfen. Durch Skype-Gespräche und Erfahrungsberichte, sowie Blogeinträgen von vorherigen Freiwilligen hatte ich einen positiven Eindruck von meinem Projekt bekommen. Dennoch war ich unsicher, da ich nie zuvor eine so lange Zeit im Ausland gelebt hatte. Vor allem aber war ich aufgeregt und fragte mich, welche Erfahrungen ich selbst wohl machen würde.

Im Zentrum Brioudes wohnen ich und ein weiterer, ebenfalls deutscher Freiwilliger zusammen mit der Familie unseres Mentors in deren gemütlichem Altbauhaus.

Wir Freiwilligen haben beide jeweils ein eigenes Zimmer im Dachgeschoss und teilen uns Küche und Badezimmer. Durch die superfreundliche Art unseres Mentors und seiner Frau, fühlten wir uns direkt wohl und willkommen.

Die Stadt Brioude ist eine relativ kleine Stadt in der Auvergne. Die nächste, deutlich größere Stadt Clermont-Ferrand liegt ungefähr eine Stunde entfernt und würde von so Manchem wahrscheinlich auch eher als Kleinstadt betrachtet werden.
Ich muss zugeben, dass mir die Stadt insbesondere an den Wochenenden häufig zu ruhig erschien und es nicht einfach war, Gleichaltrige kennenzulernen. Hinzu kam ein Problem, nach dem mich die meisten meiner Freunde in Deutschland als erstes fragten: Die Sprache!

Obwohl ich bereits in der Schule Französisch gelernt hatte, musste ich nach meiner Ankunft in Frankreich feststellen, dass Sprechen und Verstehen der französischen Sprache schwieriger ist als gedacht und mir fehlten häufig Vokabeln. Dadurch war es oft schwer für mich, Gesprächen zu folgen oder mich ausdrücken, sodass mich Konversationen manchmal, aufgrund von Umschreibungen und Pantomime, an eine Partie des Spiels „Activity“ erinnerten.

Nach zwei Monaten konnte ich, nicht zuletzt unterstützt durch den wöchentlichen Sprachunterricht, jedoch bereits eine Verbesserung meiner Sprachkenntnisse feststellen und ich lernte mit der Zeit auch neue Freunde kennen.
Je besser ich mich in Frankreich einlebte, desto mehr merkte ich, wie klasse sich das Motto „Klein aber oho!“ auf Brioude übertragen lässt! Einmal abgesehen von dem „Beer Café“, einer Bar mit einer großen Auswahl an speziellen und internationalen Biersorten, wie ich sie nie zuvor gesehen habe, dem Kino und der wunderschönen Laufstrecke entlang des nahgelegenen Flusses, gibt es ein sehr vielfältiges Sportangebot. Momentan nehme ich an einem Zumba-Kurs teil und denke darüber nach, einer Leichtathletikgruppe beizutreten oder Fechten auszuprobieren.

Als meine Familie mich im Oktober besuchte, entdeckten wir gemeinsam die kleinen, niedlichen Dörfer rund um Brioude und ich bin mir inzwischen sicher, dass mir die durch ehemalige Vulkane, Wälder und Schlösser geprägte Umgebung nach meinem EFD fehlen wird.
Das Ankunftsseminar im Herbst war nicht nur eine Vorbereitung auf die folgenden Monate, sondern auch eine tolle Möglichkeit, um Freiwillige aus ganz Europa kennenzulernen. Zwar liegen die Städte der anderen EFD-Projekte mehrere Stunden entfernt von Brioude, aber auf diese Weise können wir andere Orte Frankreichs gemeinsam erkunden. Im November habe ich zum Beispiel mit einer belgischen Freiwilligen ein Wochenende in Bordeaux verbracht und das Lichterfest in Lyon kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen!

Doch nun möchte ich natürlich auch noch etwas zu dem eigentlichen Kern meines Freiwilligendienstes schreiben und die mir am zweithäufigsten gestellte Frage beantworten: Was mache ich hier eigentlich?

Im ersten Monat habe ich ausschließlich an der Bar des „Clef“ gearbeitet, dem Café Lecture von Brioude. Das „Clef“ unterscheidet sich von anderen Cafés, da es jedem die Möglichkeit bietet, einen Beitrag zum Nachmittags- oder Abendprogramm zu leisten. Das kann eine kleine Theateraufführung, Kunstaustellung, ein Konzert oder auch ein Sprachkurs sein. Mein Mitfreiwilliger und ich veranstalten seit November gemeinsam das „Café Allemand“ und unterhalten uns mit Franzosen auf Deutsch über die unterschiedlichsten Themen.
Anfangs war es nicht einfach, die neue Sprache und die neuen Abläufe im Café zu lernen, aber weil unsere Organisation jedes Jahr europäische Freiwillige aufnimmt, verstehen es die meisten Menschen im Café, wenn man selbst gefühlt nichts mehr versteht.

Seit Oktober arbeite ich nur noch freitagabends im Café. Das liegt daran, dass ich jetzt von Dienstag bis Donnerstag in einem Kinder- und Jugendzentrum arbeite. Ich unterstütze die Erzieher, wenn sie nachmittags die Kinder vom Kindergarten und von der Schule abholen und anschließend mit ihnen basteln, spielen oder Ausflüge machen. An meinem ersten Arbeitstag waren wir angeln. Mit den Kindern und ihrem scheinbar unerschöpflichem Speicher an Energie und Neugierde, machte es mir von Anfang an Spaß zu arbeiten. Einige schlossen mich direkt ins Herz und wollten ganz viel über mich und meine Herkunft wissen. Ich werde die Kinder meinerseits auch vermissen, wenn ich nach Deutschland zurückkehre. Insgeheim war ich jedoch froh, dass mir vor der Arbeit mit den Kindern Zeit gegeben wurde, mich erstmal an die neue Sprache zu gewöhnen, denn, wie ich jetzt weiß, kann es durchaus schwierig sein, die Kinder zu verstehen oder auch mal streng zu sein, wenn man eine Sprache nur lückenhaft spricht und versteht.
Seit etwa einem Monat helfe ich zusätzlich einmal wöchentlich den Schülern aus der Umgebung bei ihren Deutsch- und Englischhausaufgaben. Die erste Stunde war mit einer Teilnehmerzahl von null Personen eher ernüchternd, doch in der zweiten Woche kamen wiederum so viele, dass es für mich unerwartet kompliziert war, allen gleichzeitig zu helfen.

Insgesamt bin ich mit meinem Projekt mehr als zufrieden und freue mich schon sehr auf die kommenden Monate! Mit gutem Gewissen kann ich den EFD weiterempfehlen und jeden ermutigen, sich zu bewerben.