02 Dez

Monkey business 2019-R1+2

„Monkey business 2019-R1+2“ ist ein Freiwilligendienstprojekt in das wir schon sehr oft entsendet haben. Immer unter anderem Titel, aber ansonsten eines unserer Lieblingsprojekte! Im Moment ist unser Freiwilliger Uwe dort. Er wollte unbedingt in genau dieses Projekt und es hat geklappt! Hier sein toller Bericht nach ein paar Monaten:

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich würde Dir gerne ein bisschen von mein bisherigen ESC und meiner persönlichen Erfahrung erzählen, damit Du einen kleinen Einblick bekommst, wie es so ablaufen kann!

Beginnen wir am Anfang… mit dem Start der 12. Klasse schaute ich mich nach einem Auslands–FSJ / ESC-Platz im Internet um. Bei meiner Recherche fand ich einige interessante Projekte und bewarb mich bei ihnen. Einige nahmen mich an, andere nicht – meine Empfehlung daher: bei mehreren Projekten zeitig und gleichzeitig bewerben. Doch dann stieß ich auf Stichting AAP und wusste, dieser ESC Platz ist optimal für mich – es lohnt sich, gut zu recherchieren.

Ich bewarb mich, mit Hilfe meiner Entsendeorganisation Eurocircle Deutschland e.V. bei Stichting AAP. Zunächst schickte ich hierfür meine Bewerbung und meinen Lebenslauf auf Englisch über meine Entsendeorganisation an Stichting AAP.
Nach Ablauf der Deadline meldete sich dann Stichting AAP bei mir und wollte ein Telefon-Interview mit mir führen. Als ich einige Wochen nach dem Telefon-Interview dann erfuhr, dass ich genommen wurde, war ich sehr erfreut!
Leider konnte ich jedoch in diesem Jahr aus privaten Gründen das ESC nicht antreten, was mich frustrierte. Meine Entsendeorganisation munterte mich jedoch auf und machte mir Mut, es im nächsten Jahr noch einmal zu versuchen.
Im darauffolgenden Jahr versuchte ich es also erneut und dank dem Verständnis von Stichting AAP wurde ich zum Glück wieder angenommen.

Am 01.09.2019 startete dann mein ESC – man sollte sich genug Zeit für die Vorbereitung nehmen (z.B. für Dinge die man kaufen muss, Impfungen, Bank, etc.).
Da mein erster Arbeitstag vier Tage später begann, hatte ich etwas Zeit meine Mitbewohner kennen zu lernen und die Stadt sowie die Umgebung zu erkunden.

Almere wurde in den 1970ern gegründet, ist die fünftgrößte Stadt in den Niederlanden und sehr modern. Die Läden haben hier 7 Tage in der Woche geöffnet, die Infrastruktur ist sehr gut durchgeplant, z.B. getrenntes Verkehrssystem von ÖPNV, Autos, Fahrrädern, Fußgängern. Überall Idyllische Natur und Architektur, etc. und Almere ist nur 21 Minuten von Amsterdam entfernt, wodurch es sehr zentral in den Niederlanden liegt.
Ich kann dadurch an meinen freien Tagen sehr viele Städte besichtigen, denn jede Stadt in den Niederlanden hat ihren ganz eigenen schönen Stil und es gibt sehr viel zu sehen.

Meine Wohngemeinschaft ist von Stichting AAP, liegt zwischen meiner Arbeitsstelle sowie dem Stadtzentrum (ca. 10 min. mit dem Fahrrad) und ich teile sie mir mit 6 anderen ESC-lern, welche das gleiche Projekt wie ich machen.
Es gibt an meinem Arbeitsplatz noch eine andere WG mit weiteren 3 ESC-lern/innen (wir sind insgesamt 9 ESC-ler/innen). Jede/r hat ein Zimmer und wir teilen uns 2 Toiletten, ein Badezimmer und eine Küche. Das Haus hat zudem noch eine Terrasse und einen Hintergarten.
Meine Mitbewohner und ESC-ler/innen kommen aus Dänemark, Spanien, Portugal, Italien sowie Deutschland und sind zwischen 18 und 29 Jahre alt. (Aber allgemein könnten sie aus jedem ESC – Land kommen). Wir verstehen uns sehr gut und es ist für mich eine tolle Erfahrung mit Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen zu wohnen.
Dadurch wird einem noch einmal bewusster, dass jeder zwar durch die Herkunftsgesellschaft und Umgebung beeinflusst ist (was einem auch an sich selbst auffällt), wir jedoch alle gleich als Individuen sind (Interkulturelle Erfahrung).

Stichting AAP ist eine Tierschutz-Organisation für exotische Tiere, die mit über 100 Mitarbeitern/innen und rund 200 Freiwilligen europaweit exotische Tiere rettet, welche nicht artgerecht gehalten, geschmuggelt, von der Unterhaltungsindustrie missbraucht, etc. wurden.
Außerdem leistet die Organisation auch Aufklärungsarbeit und setzt sich politisch für den Tierschutz ein. Stichting AAP hat in Almere ein Schimpansen-, Primaten-, Säugetier- und Quarantäne-Haus bzw. -Abteilung sowie eine zentrale Küche für die Tiere, als auch eine Technik- und Tierarztabteilung (in der jedoch kein ESC-ler/in arbeitet). Daneben gibt es noch einen Zweitsitz in Primadomus, welcher auch Wildkatzen (z.B. Löwen, Tiger, etc.) beherbergt.
Alle ankommenden Tiere kommen zunächst in die Quarantäne, in der sie auf Krankheiten, Parasiten, Verletzungen, abnormales bzw. nicht natürliches Verhalten, etc. geprüft und behandelt werden.
Wenn sie dann nach durchschnittlich 6 Monaten (im Rahmen des Möglichen) gesund sind, kommen sie in die entsprechenden Abteilungen oder direkt in eine möglichst artgerechte Umgebung (wie z.B. gute Zoos).
In den verschiedenen Abteilungen angekommen, werden die verschiedenen Tiere dann in ihre natürliche und artgerechte Lebensweise reintegriert. Danach wird nach einer möglichst guten und dauerhaften Bleibe für die Tiere gesucht. Jedes Tier wird individuell behandelt und wir geben unser Bestes sie möglichst natürlich und gut zu pflegen.

Ich arbeite vier Tage in der Woche von 8:30 bis 17 Uhr (manchmal auch etwas länger) und bin somit den ganzen Tag bei den Tieren. Alle 3 Monate wechsele ich dann die jeweilige Abteilung, wodurch ich am Ende des Jahres in jeder war. In der zentralen Küche arbeite ich alle zwei Wochen einmal. Mein Arbeitsalltag besteht aus Putzen von Gehegen, Füttern, Beobachten der Tiere, Enrichments erstellen (verschiedenste „Aufgaben“, wie beispielsweise Essen in Objekten verstecken, um die Tiere natürlich zu beschäftigen), etc., also aus Rundum allem was die Tiere brauchen.
Auch wenn es manchmal etwas anstrengend sein kann, macht mir die Arbeit großen Spaß – ich kann mir allerdings vorstellen, dass das Putzen von Gehegen nicht für jederman was ist.

Circa die Hälfte der Mitarbeiter sind Niederländer/innen und die andere Hälfte ist international vertreten.
Deshalb ist die offizielle Sprache Englisch und die Atmosphäre auch etwas International, wodurch man wiederum seine interkulturellen Kompetenzen verbessern kann und viel von der Kultur anderer Länder mitbekommt.
Ich fühle mich hier sehr gut (sogar etwas familiär) aufgenommen. Jeder ist nett, man wird auf Augenhöhe behandelt und ich merke wirklich, das es Stichting AAP wichtig ist, dass ich viele tolle Erfahrungen habe. Ich bin also nicht der „Kaffeebursche“ und „Dokumentensortierer“, sondern werde Individuell in alles eingearbeitet und integriert.
Es gibt auch beispielsweise das sogenannte On-Arrival und Midterm Training (bei denen man auch viele andere ESC-ler/innen von anderen Projekten kennenlernt) sowie Meetings von meiner Organisation, welche die Aufgabe haben, mich über das ESC mit seinen weiteren Möglichkeiten (Projekte, usw.) aufzuklären und persönlich helfend zu begleiten.

Finanziell komme ich persönlich auch gut über die Runden. Ich bekomme 150 Euro Taschengeld, 180 Euro Essensgeld und Kindergeld. Es reicht also auch aus, um beispielsweise Ausflüge zu machen oder kleinen Freizeit-Aktivitäten nachzukommen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das ESC für mich in vielen Hinsichten eine tolle Lebenserfahrung ist und sich wie ein kleines Abenteuer anfühlt.
Des Weiteren ist es eine gute Erfahrung in einem anderen Land selbstständig zu leben sowie anderen Kulturen bzw. Gesellschaften näher zu kommen und auch in seiner Freizeit viel zu erleben, als auch viele verschiedene Menschen kennenzulernen. In meinem Fall ist das Projekt auch eine große Lernerfahrung – ich lerne jeden Tag viel über alle möglichen Tiere und wie man sie pflegt.

Generell soll ein ESC auch eine Lern- und Lebenserfahrung darstellen, welche natürlich abhängig vom Standort, Projekt und deinem persönlichen Umgang mit dem ESC, verschieden ist.