09 Mai

Vapaaehtoistyö Helsingin lyhytaikaiskoti ja työpaja Lyhty ry:llä

Wahnsinn diese Sprache, oder? Wenn wir das richtig verstanden haben, dann lautet der Titel dieses Freiwilligendienstprojektes sowas wie: Volunteer service Lyhty Association. Genau. Dieses Projekt fand in Finnland statt. Finnisch ist mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt. Unsere Freiwillige Joelle war da trotzdem für ein ganzes Jahr und ist ohne Weiteres klar gekommen. OK, in Helsinki. Was für eine bezaubernde Stadt! Aber leset selbst!

 

Ein Jahr voller Erinnerungen, Sonnenstrahlen und Schneestürme geht vorüber. Für ein Jahr war meine home base jetzt Helsinki, Finnland. Sehr intensive und erfahrungsreiche 12 Monate sind für mich vorbei und ich würde gerne ein paar meiner Gedanken mit euch teilen.

Als ich letztes Jahr im April meine große Reise antrat, wollte ich vor allem raus aus meiner Stadt und der Eintönigkeit des Alltags.
Neue Menschen kennenlernen, eine neue Sprache und Kultur hautnah erleben und interessante Lebensrealitäten erfahren, waren sehr wichtig für mich (auch noch immer 🙂 ).

Ich fing an bei Lyhty Ry im Norden Helsinkis zu arbeiten. Lyhty Ry ist eine Organisation, die vor dreißig Jahren gegründet wurde, um Menschen mit kognitiver Behinderung einen anderen Ausblick aufs Leben zu ermöglichen.
In den Neunzigern war so etwas wie Barrierefreiheit oder Anerkennung von unterschiedlichen Menschen leider noch deutlich weniger Thema.
Lyhty war damals als NGO Vorreiterin, um eben dies zu verändern. Menschen mit Behinderung sind dort KlientInnen und werden in ihren Talenten und Vorlieben bestärkt, um ein selbstständigeres und erfüllteres Leben zu führen.
Die Talente können vielfältig sein, da es verschiedene Workshops gibt, in denen die KlientInnen arbeiten können.

Ich war im Musikworkshop tätig, wo Bandproben, Auftritte und CD-Aufnahmen auf der Tagesordnung standen. Es wurde viel Karaoke gesungen und über Schokolade philosophiert.
Auf den Gängen gelacht und auch mal gestritten. Das ganz normale Chaos also. Falls ihr mal einen Einblick haben wollt, empfehle ich euch den Dokumentarfilm: Kovasikajuttu (sowas wie: Echt große Sache), der in genau jenem Musikworkshop mit den KlientInnen, mit denen ich gearbeitet habe, gedreht wurde. Es geht um Träume, Selbstständigkeit und natürlich Musik – genauer Punk!

Um hinter all das zu kommen, musste ich erstmal anfangen, mich mit den Menschen vor meiner Nase auseinanderzusetzen und eben auch die Sprache zu lernen.
Finnisch hat grammatikalisch ziemlich wenig mit deutsch oder fast jeder anderen europäischen Sprache zu tun. Mein großer Vorteil als deutsche Muttersprachlerin war, dass die Aussprache dem Deutschen ähnelt und dadurch ziemlich zugänglich ist. Es erforderte Eigenmotivation und ein unterstützendes Umfeld, das ich immer wieder nach Übersetzungen fragen konnte, um mich der Sprache anzunehmen. Und Google Übersetzer natürlich – diese App hat mich durch meinen Tag getragen und mir geholfen, mich verständlich zu machen.

Mein Aufgabenfeld war in den unterschiedlichsten Situation unterstützend zur Seite zu stehen, empathisch zuzuhören, Musik zu spielen und zwischen den Witzeleien der gesamten Truppe keinen Bauchmuskelkater zu bekommen. Ich habe viel über meine eigenen Grenzen und deren Kommunikation gelernt. Anderen und mir selbst mehr zuzutrauen und dem Lauf der Dinge zu vertrauen.

Kulturell gibt es auch ziemlich coole Dinge zum Ausprobieren. Meine persönlichen Highlights sind definitiv Sompasauna, Siltasaari und Salmiakki.
Sompasauna ist eine von Freiwilligen betriebene Freiluft Saunastätte direkt an einer Bucht. Es hat mir die größte Freude bereitet, mich braten und dann schockfrosten zu lassen. Riesen Empfehlung für alle, die mal jede Zelle im eigenen Körper spüren möchten und wie auf einer entspannten Wolke zurück ins Bettchen schweben wollen.
Die Saunakultur ist grundsätzlich ziemlich offen, kommunikativ und partizipativ in Finnland. Man wirft zum Beispiel selbst die Kelle Wasser auf den Saunaofen.

Siltasaari steht für mich exemplarisch für die wunderschöne Natur im Norden. Dunkelgrüne Nadelwälder, viel Wasser und riesige Felsenformationen, auf denen sich springen, tanzen und turnen lässt. Es ist unbeschreiblich wie wundersam die Grüntöne schimmern und wie lebendig die frische Luft mich hat fühlen lassen.

Mit Salmiakki hat es ein wenig gedauert, bis ich den Geschmack lieben gelernt habe. Salziges Lakritz ist anfänglich nichts für schwache Knospen gewesen, aber mittlerweile ist es ziemlich lecker. Ich kann den Geschmack gar nicht richtig beschreiben – ihr könnt ja selbst mal probieren. Vor allem hab ich gelernt, dass es manchmal ein paar Anläufe braucht, bis man die Schönheit und Tiefe von etwas Neuem erkennen kann.

Finnland hat mich enthusiastisch Kultur und Menschen entdecken lassen. Das Vorurteil der verschlossenen FinnInnen ist meiner Erfahrung nach bloß teilweise haltbar.
In gemeinschaftlichen Kontexten, wie Sauna, Parties oder kulturellen Events kommt man mit Eigeninitiative ziemlich weit, auch einfach weil die Menschen grundsätzlich ziemlich freundlich und hilfsbereit sind.

Als ich wieder in Deutschland angekommen bin, ist mir aufgefallen, wie ruhig es in Helsinki war. Auch wie sehr ich in meiner eigenen Zone sein konnte, ohne mich beobachtet zu fühlen.
They mind their own business up north, kann ich aus meiner Erfahrung unterschreiben. Ob das jetzt positiv oder negativ ist, könnt ihr selbst entscheiden.
Ich hab unglaublich tolle, interessante und lustige Menschen kennengelernt. Im Freiwilligenkontext und außerhalb.
Vor allem habe ich auch mich selbst von einer anderen Seite kennengelernt und bin so stolz auf mich, für meine Entwicklung, gewachsene Selbstständigkeit und praktizierte Weltoffenheit. Ich habe viele prägende Erfahrungen gesammelt und bin definitiv glücklicher und entspannter zurückgekommen.
Ich empfehle euch jetzt noch ein paar Links, die mich begleitet haben:

Events in Helsinki | My Helsinki (für tägliche events und die Festivalplanung:) )

Museot.fi | Museokortti, pääsylippusi yli 370 museoon (Museumskarte für 75€ im Jahr, sehr lohnenswert für alle Kulturinteressierte)

Our places – Youth Helsinki (für Angebote an junge Leute gerichtet. Auch ganz viel gratis)

Ich hoffe ihr konntet was mitnehmen und freut euch auf euren Freiwilligendienst 🙂