30 Jan

Acting local, changing global II

„Acting local, changing global“ ist ein Freiwilligendienstprojekt in Portugal. Wir haben zum wiederholten Mal in dieses Projekt entsendet. Im Moment ist Rufus dort. Genauer gesagt in São João da Madeira. Nein, nicht auf der Insel Madeira, sondern auf dem Festland. Der kleine Ort liegt… ach, er kann das auch selbst erzählen. Hier sein wirklich sehr guter Bericht:

Seit vier Monaten befinde ich mich jetzt schon im beschaulichen São João da Madeira im Norden Portugals.
Obwohl die Corona-Pandemie einige elementare Bestandteile eines aufregenden Freiwilligendienstes nahezu vollständig unterbindet (Kontakt zur lokalen Bevölkerung, Knüpfen von Freundschaften mit „Locals“ und Besuch von belebten Orten wie Bars oder sogar Clubs), habe ich dennoch unzählige schöne und prägende Erfahrungen machen können.

Explizit zu nennen ist hierbei der Kontakt zu anderen Freiwilligen – sei es hier vor Ort oder in anderen Städten – und das breite Aufgabenspektrum auf meiner Arbeit.
Wie es der Projektname treffend beschreibt, pendele ich zwischen zwei Extremen: Der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung als größte humanitäre Organisation der Welt, aber auch der kleinen lokalen Delegation in meiner Stadt.
In dem Centro Humanitário, dem Sitz des Portugiesischen Roten Kreuzes in São João da Madeira, gibt es einen Secondhand-Shop, einen Keller voller Lebensmittel (welche wir monatlich an Bedürftige verteilen), einen kleinen Garten mit Obst- und Gemüseanbau und ansonsten Räumlichkeiten für psychologische Betreuung, Sprachkurse, etc.
Eine weitere wichtige Säule unserer humanitären Arbeit besteht in der Aufnahme, Unterbringung und Betreuung von Geflüchteten. Eine teilweise sehr anstrengende, aber auch unglaublich bereichernde Arbeit.

So holte ich beispielsweise zwei Mal syrische Familien vom Flughafen in Lissabon ab und begleitete sie in ihre – von uns Freiwilligen eingerichtete – Wohnung.
Hierbei sollte erwähnt werden, dass dies ohne Begleitung meines „Supervisors“ geschah. Mir wird demnach viel Raum für unabhängige und freie Gestaltung meines Arbeitsalltages gelassen. So baute ich beispielweise einen Online-Shop für ausgewählte Kleidungsstücke auf oder drehte einen kurzen Spot zum Thema Menschenhandel, welcher dann auf den Bildschirmen der Stadt ausgestrahlt wurde.

Meine Fähigkeit, fließend Portugiesisch zu sprechen ermöglicht mir einerseits einen intensiven Austausch mit anderen, lokalen Freiwilligen oder beispielsweise andererseits die Gestaltung eines Workshops in Schulklassen zum Thema sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität.
Neben den genannten positiven Erfahrungen, gab es selbstverständlich auch einige Rückschläge.
So musste ich beispielsweise Weihnachten zu zweit mit meiner Mitbewohnerin verbringen, oder fühlte mich manchmal etwas gehemmt in meiner Gestaltungsfreiheit.
Im Großen und Ganzen bin ich aber sehr zufrieden. Wenn man beispielweise, wie erwähnt, eine geflüchtete Familie vom Flughafen abholt und dann das Wiedersehen mit anderen Verwandten miterleben darf, geht jedem oder jeder Freiwilligen das Herz auf.
Solche Art von Erlebnissen hält die Motivation aufrecht, sich, auch bei weniger direktem und sichtbaren Impact, so gut es geht den Bedürfnissen seiner Mitmenschen zu widmen. Dabei eigene soziale Bedürfnisse zu stillen. Und, auch wenn es pathetisch klingt, Erfahrungen „for a lifetime“ zu machen.