14 Mai

Ambassadors of European and Olympic values 2021 – 2022

„Ambassadors of European and Olympic values 2021 – 2022“ ist eines unserer liebsten Projekte im schönen Bordeaux! Schon seit Jahren entsenden wir dorthin immer wieder – meist 2 Freiwillige – in das vielfältige Projekte. Dieses Mal sogar 3 Freiwillige! Hier ein erster astreiner Bericht von unserem Freiwilligen Nico. Danach folgt ein schöner Bericht von Falk. Die Dritte im Bunde – Nina – hat zu guter Letzt auch noch einen sehr schönen Bericht verfasst!

Mein Freiwilligendienst gefällt mir sehr!
Seit 7 Monaten lebe ich nun in Bordeaux, Frankreich und sammle wertvolle Erfahrungen. Mein Projekt befasst sich im Groben damit, das Bewusstsein der Menschen für Europa zu schärfen. Dabei werde ich in allen Altersklassen eingesetzt, von den Kleinsten im Kindergarten bis zu Rentnern.

Außerdem bereite ich Radioshows vor, organisiere mit den anderen Freiwilligen, die aus verschiedenen Ländern kommen, kulturelle Events und nehme an Seminaren teil.
Konkret sieht das dann so aus, dass ich bspw. in Schulen Vorträge über mein Land halte, in Kindergärten deutsche Spiele spiele oder mit Senioren etwas Deutsches koche.

Alle Freiwilligen sind einem Studentenwohnheim untergebracht und teilen sich zu zweit ein Apartment.
Ich in meinem Fall lebe mit einem Belgier zusammen. Wir sind ideal gelegen, direkt neben der Tram und dem Supermarkt. Die Organisation, für die wir arbeiten, hat uns Jahrestickets gekauft, wir sind also unbegrenzt mobil.

Das wöchentliche Programm ist extrem abwechslungsreich und nimmt an sich nicht viel Zeit ein, jedoch muss man viel vorbereiten und flexibel sein. In unserer Freizeit zeigen sich unterschiedliche Interessen.
Viele gehen feiern, manche bilden sich durch Museumsbesuche und dergleichen kulturell weiter, andere bereisen die Umgebung und ich meinerseits halte mich überwiegend in der umgebenden Natur auf.

Sowohl das Projekt als auch die Freizeit verliehen mir neue Perspektiven, es ist vor allem der Umstand, in einem fremden Land mit Leuten aus ganz Europa zurechtzukommen.
Es ist ziemlich spaßig, aber birgt auch oft seine Herausforderungen.
Den größten Profit persönlich ziehe ich aus dem Arbeiten mit schwankenden Altersgruppen, weil ich dadurch lernte, mein Programm altersgerecht anzupassen, und so ein tieferen Einblick in Entwicklung der Fähigkeiten des Menschen bekommen habe.
Man muss immer wieder umdenken und Dinge umstrukturieren, was mein Verantwortungsbewusstsein und meine Selbstständigkeit angehoben hat.
Dieses Jahr ist absolut lohnenswert, ich kann jedem empfehlen, meiner Erfahrung zu folgen.

 


 

Die Angst vor dem Projekt
Ich bin fast am Ende meines Freiwilligenprojektes angekommen und schreibe diesen Bericht zwar schweren Herzens, aber vor allem um einiges reicher an Erfahrungen, Freunden und persönlichen und beruflichen Kompetenzen.

Ich hoffe, dass ihr durch diesen kurzen Bericht einen Einblick in meine Arbeit und mein Leben hier bekommt.
Vor allem aber hoffe ich, dass euch der Bericht überzeugen kann diese große Chance des europäischen Freiwilligenprojektes zu nutzen und mögliche Ängste zu überwinden.

Die Angst war für mich nämlich der größte Faktor vor und während den ersten Wochen des Projekts. Und vielleicht für diejenigen unter euch, die etwas pessimistischer veranlagt sind 😉

Die Angst vor diesem allumfassenden Schritt – ein Schritt weg von fast allem Gewohnten.
Weg aus dem eigenen Land, weg von seinen Freunden, seiner Familie und fast allem, was bis dahin den Alltag geprägt hat.

Die Angst, alleine zu sein und keinen Anschluss zu finden.
Die Angst, seine alten Freunde zurücklassen zu müssen.
Die Angst vor der Sprachbarriere.
Die Angst, den Anforderungen des Projektes nicht gerecht zu werden.
Die Angst, das selbstständige Wohnen nicht geregelt zu bekommen.

All diese Ängste haben einen Platz. Es wäre falsch sie zu ignorieren.
Ich hatte all diese Ängste in mir als ich mich von meinen Freunden und meiner Familie verabschiedet habe und morgens in den Flieger in ein fremdes Land gestiegen bin.

Und schon im Flugzeug schwanden die Ängste.
Innerhalb von wenigen Tagen waren all diese Ängste fast vergessen.
Zwar haben diese Ängste einen Platz, ich kann aber versichern, dass sie keinen festen und schon gar keinen berechtigten Platz haben.

Ich wurde super herzlich von den anderen Freiwilligen und meiner Organisation empfangen und innerhalb von zwei Monaten wurden wir langsam in die bevorstehende Arbeit eingeführt und konnten uns daran gewöhnen in einem französischsprachigen Land zurechtzukommen und uns einzufinden.

Die neugewonnenen Freiheiten machen alle irrationalen Ängste irrelevant und schon nach kurzer Zeit ist dieser Neustart nicht mehr wegzudenken.
Man findet sehr schnell Freunde aus ganz Europa, genießt die Freiheit des selbstständigen Wohnens und erkundet die fremde Kultur und Umgebung.
Das Beeindruckendste ist aber, wie man sich selber in dieser Zeit entwickelt.

Das Leben und die Arbeit in meinem Projekt
Nach der zweimonatigen Einführungsphase ist man bereit für die vielfältige, spannende, aber auch manchmal anstrengende Arbeit.
Jede Woche sieht eigentlich anders aus. Man arbeitet mal jeden Tag von 9-17 Uhr, mal nur vier Tage pro Woche, mal samstags.
Auch inhaltlich ist jede Woche ein wenig anders.
Eine typische Woche könnte aber mit Interventionen in Schulen am Montag und Dienstag beginnen, in denen man sein Land, seine Kultur und europäische Werte und die EU vorstellt, um ein Bewusstsein für die europäische Ebene in unserem Alltag zu schaffen und um Interkulturalität und Austausch zu promoten.
Am Mittwoch arbeitet man dann mit Kindern im Alter von 6-11 Jahren, um einfach spielerisch andere Kulturen näherzubringen und im jungen Alter ein Bewusstsein für das “Fremde” zu schaffen.
Darauffolgend am Donnerstag arbeitet man zum Beispiel mit einer lokalen Organisation des “Handisport” (Behindertensport für körperliche Einschränkungen) zusammen und spielt mit Menschen im Rollstuhl “Handibasket” (Basketball im Rollstuhl) und hat abends eine Konferenz im Maison de l’Europe.
Am Freitag sitzt man zu viert im Studio von RadioCampus und präsentiert seinen vorgeschriebenen Text und diskutiert danach spontan.
Abends dann animiert man ein Café Linguistique und spricht mit Leuten aus der Umgebung seine Muttersprache oder Englisch. Das ist nicht als Sprachunterricht gedacht, sondern nur, um einfach das Sprechen der Sprache zu üben und zu verbessern.

Alle Kosten werden eigentlich übernommen. Von der Miete (wir wohnen in 2er WGs in einem gut gelegenen Studentenwohnheim) zum Jahresticket für Bus und Tram zum Monatsgeld für Lebensmittel und Freizeit bis hin zum Hinflug/Rückflug (oder Hin-/Rückflug) zu Beginn und Ende des Projektes.
Auch die Stadt ist super schön und bietet einiges.
Und die Arbeitsatmosphäre ist wirklich perfekt. Mit den zwei Projektkoordinatorinnen kann man offen über alles reden und unter den Freiwilligen ist die Atmosphäre auch sehr freundlich und hilfsbereit.

Mit diesen Eindrücken hoffe ich euch von einer Bewerbung für das Projekt überzeugen zu können und einigen vielleicht die Angst zu nehmen.
Auch wenn das lang nicht alles über mein Leben und meine Arbeit hier ist, gibt es denke ich einen kleinen Einblick.
Viel Glück bei eurer Suche nach einem Projekt! 🙂

 


 

Bordeaux, die Stadt des Weins
Das war so ziemlich alles was ich vor meiner Abreise über diese Stadt wusste, der Rest ergibt sich schon irgendwie…
Genau so war es auch.

In der Anfangszeit war ich viel zu sehr von der wunderschönen Architektur dieser Stadt abgelenkt, um zu realisieren, dass ich nun die nächsten elf Monate meines Lebens dort verbringen werde und sich so ziemlich mein ganzes Bild von der Welt und gerade mir selbst ändern wird.
Es ist ein Klischee, aber es ist wahr, dieses Jahr war zum größten Teil ein Selbstfindungsjahr für mich, auch wenn ich so davon überzeugt war, dass ich mehr oder weniger weiß was ich will.
Naja, sowas mit 18 Jahren zu behaupten ist dann doch eher absurd.
Natürlich klappt nicht alles immer so wie man es will und man wird auf jeden Fall an seine Grenzen stoßen, aber genau solche Situationen lassen einen emotional wachsen.
Eine Erfahrung, die man gar nicht oder erst viel später machen würde, wenn man sich ständig in seinem gewohnten Umfeld mit den sich immer wiederholenden Abläufen aufhält.
Mein Rat: Geht da raus und versucht es, bevor ihr es irgendwann bereut.
Ohne Herausforderungen gibt es auch keine Entwicklung.
Nicht jeder wird es verstehen und das müssen sie auch nicht. Ich selber habe aus meinem nächsten Umfeld nicht die Unterstützung erfahren, die ich mir erhofft habe, sondern wurde eher mit Zweifeln konfrontiert. Im Nachhinein kann ich es auch niemandem übel nehmen, weil es unsere Natur vorsieht eher eine skeptische Haltung gegenüber Neuem anzunehmen.
Alles was zählt ist, dass ihr es wollt und das Leben lebt, was ihr euch ausmalt und nicht, was andere euch versuchen aufzuzeichnen.
Der Rest ergibt sich dann schon.

Ich muss sagen, das Projekt im Maison de l’Europe ist genau das was ich mir vorgestellt habe und vieles mehr.
Die Vielfalt an Aufgaben ist erschreckend und erfrischend zugleich. Es gibt wirklich keine Woche die vergeht, in der ich nichts Neues mache und mich nicht persönlich und professionell weiterentwickle.
Eine langanhaltende Klassenfahrt, so würde ich das Projekt wahrscheinlich in drei Worten beschreiben.
Dadurch, dass wir alle zusammenleben und uns häufiger mal innerhalb und außerhalb der Arbeitszeit miteinander austauschen, fühlt es sich fast schon wie eine kleine Klassengemeinschaft an.
Leider kann ich keine anderen Referenzen ziehen, da ich in meinem Leben bisher nichts anderes als Klassenräume und Klausuren kannte.
Wie in einer echten Klassengemeinschaft kommen natürlich auch manchmal Konflikte auf, aber wir bekommen immer Unterstützung und man fühlt sich niemals alleine.
Genau wie es auch in der Schule der Fall ist, man muss nicht mit jedem befreundet sein, um klarzukommen. Das gehört zum Leben dazu und es ist doch viel schöner, wenn man einige sehr enge Freundschaften knüpft, als zehn platonische.

Jetzt neigt sich das Projekt langsam dem Ende zu und ich blicke mit einem weinenden und einem lachenden Auge darauf zurück. Einerseits weinend, weil ich weiß, dass es nie mehr so wie jetzt sein wird und ich mein Leben hier zurücklassen muss, doch andererseits lachend, weil ich mich auf das freue, was noch kommt, ich endlich mal – mehr oder weniger – eine Perspektive habe und ich dankbar für alle Leute bin, die ich ohne das Projekt niemals kennengelernt hätte.

Zum Abschluss möchte ich noch allen zukünftigen Auswanderern eine Nachricht mit auf den Weg geben:
Macht euch nicht zu viel Druck, weil andere Menschen etwas Bestimmtes von euch erwarten. Ihr seid die Regisseure eures Lebens, also dreht den Film, den ihr euch selber gerne anschauen würdet.
Achja, erwartet nicht nach ein paar Monaten direkt fließend Französisch sprechen zu können, die Sprache macht selbst für die Muttersprachler:innen keinen Sinn…

Bonne chance et bon courage les amis !