29 Jun

Aprendiendo a Vivir y a Crecer en una Ecoaldea 10

Hier kommt ein weiterer Bericht aus unserem Lieblingsprojekt! Unser Freiwilliger Frederik kennt sich mit regenerativer Energiewirtschaft aus und ist an der Stelle natürlich total richtig! Die Selbstversorger-Gemeinschaft im Hinterland von Sevilla hat sich total gefreut als er sich beworben hat. Hier nun sein aufschlussreicher Bericht. Ein Foto hat er auch noch zur Veröffentlichung mitgeschickt:

Leben in der Ecoaldea Los Portales – So nah und doch so fern

Los Portales liegt nur etwa 50km von Sevilla entfernt, doch von dem Trubel der andalusischen Hauptstadt ist in der Finca rein gar nichts zu spüren.
Wer hierherkommen will, muss die letzte halbe Stunde über einen kurvigen Feldweg tuckern. Umgeben von nichts als Natur kann man schnell vergessen, dass es so etwas wie eine globalisierte Welt gibt, in der immer und überall alle möglichen Informationen auf einen einprasseln.
Gerade in der Zeit von Corona scheint mir der Ort perfekt, um hier mein freiwilliges Jahr zu verbringen. Mit 32 Tagen Urlaub bei 12 Monaten Freiwilligendienst ist nichtsdestotrotz genug Zeit da, das restliche Spanien zu erkunden. Für Kurztrips über das Wochenende finde ich die Organisation einer Fahrgelegenheit immer etwas umständlich. Aber wer hier her kommt will ja in erster Linie das Leben in der Natur und in einer Gemeinschaft kennenlernen.

Ich bin hierhergekommen, um Zeit zu haben, über meine Pläne für die Zukunft nachzudenken. Und diese Zeit hat man hier definitiv. Gerade in den ersten Monaten war es mir fast zu viel Freizeit. Da wir unter der Woche insgesamt nur 5 Stunden am Nachmittag arbeiten müssen, fiel es mir teilweise schwer, Aktivitäten zu finden. Jetzt, nach fünf Monaten ist das schon lange nicht mehr so. Tatsächlich gibt es immer etwas zu tun und ich muss mir die Zeit zum Abschalten und Lesen aktiv nehmen.

Nach dem Studium war ich es gewohnt, täglich mehrere Stunden vor dem PC zu verbringen. Hier in Los Portales geht es hingegen vor allem um das praktische Anpacken. Häuser aus Strohballen bauen, Bäume pflanzen, Lichtschalter und Steckdosen setzen und verkabeln – all das und noch viel mehr habe ich hier schon gemacht.
Im Mai hieß es für mehrere Wochen raus aufs Feld! Mit so vielen verfügbaren Personen wie möglich haben wir das Heu geerntet, damit unsere Ziegen auch im nächsten Jahr genug Futter bekommen.
Da wir nicht mit großen Maschinen, sondern noch auf ganz traditionelle Art mit Gabel und Rechen arbeiten, war hier Teamarbeit gefragt.
Über den Garten, von dem wir möglichst viel Gemüse und Obst zur Selbstversorgung beziehen, kann ich wenig sagen. Zu Pflanzen und zu Jäten ist eine der Hauptaufgaben der meisten Freiwilligen. Allerdings sind wir ziemlich frei bei der Wahl, wo wir die Woche über arbeiten wollen. Solange die Küche mit genügend Helfern besetzt ist, ist alles gut 😊
Um 40 bis 50 Personen satt zu bekommen, müssen hier ganz andere Mengen verarbeitet werden, als man das von zu Hause gewohnt ist. Wer es sich zutraut und entsprechendes Interesse zeigt, darf auch selbst mal an den Herd, ansonsten besteht die Aufgabe von uns Freiwilligen vor allem darin, Gemüse in die gewünschte Größe zu schneiden oder Salat zu waschen.

Für mich sehr interessant ist der Umstand, dass Los Portales vollkommen energieautark ist. Das heißt, wir sind weder an das Strom- noch an das Wassernetz angeschlossen. Das Wasser fördern wir mit Pumpen aus zwei Brunnen. Den Strom erzeugen wir vor allem mittels Photovoltaik. Außerdem haben wir zwei kleine Windräder und für den Notfall oder besonders energieintensive Aufgaben wie das Heizen des Ofens der Bäckerei – ja unser Brot backen wir auch selbst – gibt es einen Dieselgenerator.
Aufgrund meines Vorwissens, allerdings mehr theoretischer Natur, besteht meine Hauptaufgabe darin, mit Cris, Ingenieur und gleichzeitig ältestes Mitglied in der Gemeinschaft, dafür zu sorgen, dass in diesem Bereich alles funktioniert.
Außerdem sind wir dabei, das gesamte System zu modernisieren. Für die Zukunft ist geplant, in der Küche mehr auf Solarthermie als auf Gas zu setzen… Wie gesagt: die Arbeit geht hier nicht aus.

Eine Anmerkung noch zu der Verständigung: Neben Spanisch sprechen nahezu alle Mitglieder Französisch. Da Los Portales seinen Ursprung in Belgien hat, ist dies tatsächlich die Sprache, welche nach meinem Gefühl hier bevorzugt gesprochen wird. Auch unter den Freiwilligen gibt es viele französische Muttersprachler. Zwar haben wir einmal in der Woche einen Spanischkurs. Wer seine Spanischkenntnisse tatsächlich verbessern will, muss sich dies aber selbst erarbeiten. Unter den Freiwilligen verständigen wir uns in einem Mix aus Englisch, Spanisch und Französisch. Die Einigung auf eine gemeinsame Sprache ist die eine Sache, eine andere ist die Weitergabe von Informationen.
Bei so einer großen „WG“ und der Weitläufigkeit des Grundstücks ist die Kommunikation von Fragen, Anregungen oder Problemen nicht immer ganz einfach. Hier können alle Seiten noch dazulernen.