18 Jan

Aprendiendo a Vivir y a Crecer en una Ecoaldea

Unser absolutes Top-Projekt! Ein Öko-Dorf in der Nähe von Sevilla. Immer ziemlich viele Freiwillige aus allen möglichen Ländern dort, eine Lebensgemeinschaft in Selbstversorgung. Man kann ungeheuer viel lernen und mal wirklich Abstand von dem nehmen, wo man herkommt. Einzigartig! Wir entsenden eigentlich jedes Jahr in dieses Projekt, im Moment haben wir drei Freiwillige dort. Unsere Freiwillige Josephine hat dort ein ganzes Jahr gelebt. Hier ihr wirklich schöner Bericht!

Zurückfinden zu mir selbst und meiner Lebensvision durch meine Zeit in Los Portales

Ich war ein ganzes Jahr lang in Südspanien in einem wunderschönen Öko-Dorf.
Die Gemeinschaft befindet sich weit außerhalb der Zivilisation, inmitten trockener, bergiger Landschaft. Man fährt eine ganze Weile auf einem ungeteerten Weg durch das Geäst bis man angekommen ist. Hier gibt es keine überfüllten Straßen, keinen Lärm und jede Nacht sieht man die Sterne über sich.

Das Selbstversorgerleben weit-ab-vom-Schuss war keine Herrausforderung für mich, denn ich war bereits viel gereist, auf der Flucht vor mir selbst und bin an vielen alternativen Orten gestrandet, aber nie länger als ein paar Wochen, und keiner dieser Orte war so prägend wie das zauberhafte Los Portales.

Ich bin dort nicht auf traditionelle Weise gelandet. Ich bekam den Kontakt, in einer Zeit in der es mir sehr schlecht ging, über eine Bekannte, die mir sagte, wenn ich nur erst dort wäre, würde es mir besser gehen.
Als ich in Kontakt mit meiner späteren Mentorin war entschied ich mich dafür diesen offiziellen Freiwilligendienst anzutreten und mir zu beweisen, dass ich es schaffen würde ein ganzes Jahr am selben Ort zu bleiben. Dass es mir gut tun würde, die selben Menschen um mich zu haben, eine Struktur und einen Sinn und Zweck im Arbeiten. Denn die Arbeit bestand nur aus sinnstifftenden Tätigkeiten, eigentlich aus allem was für das Selbstversorgen getan werden muss:

Draußen die Erde umgraben, Gemüse anpflanzen und ernten, Beete mit Kompost aufbereiten, Kompost anlegen, die Tiere versorgen und deren Ställe ausmisten, beim Kochen helfen, auf die Kinder aufpassen, Dinge reparieren, z.B. die Solarpanel, die Gemeinschaftsräume putzen und bei Bauprojekten aus Lehm und Stroh helfen.
Dazu kam dann ausserdem die «innere Arbeit». Die Gemeinschaft gibt es seit 40 Jahren und damit es ein miteinander-wachsen geben kann, ist Kommunikation und ein gemeinsames Interesse, das alle zusammenhält, essenziell. Darum praktizieren die Menschen dort verschiedene Techniken, wie escucha profunda und grupo del sueños.
Bei escucha profunda, was tiefgründiges Zuhören bedeutet, treffen sich zwei Menschen und hören sich gegenseitig für jeweils 15 Minuten einfach nur zu, kein Bewerten, kein Kommentieren, alles darf da sein. Die Namen werden ausgelost, alle zwei Wochen neu für alle die dort wohnen.
Bei der grupo del sueños, der Traumgruppe, treffen sich mehrere Menschen um sich gegenseitig zu erzählen wovon sie geträumt haben, um dann zu analysieren welche Bildsprache unser Unterbewusstes benutzt hat, um welche Ereignisse oder Prozesse zu verarbeiten.
Für die jungen Helfenden gibt es eine seperate Traumgruppe, an der wir teilnehmen dürfen, wenn wir wollen.

Das escucha profunda haben wir untereinander gemacht, weil uns erzählt wurde wie sehr es helfen kann eine persönliche Ebene zu schaffen und Empathie für einander zu empfinden.
Ich kam mit meinen Wunden und wurde angenommen, so wie ich war. Ich bekam wundervolle Unterstützung durch reflektierte Gespräche und Gruppentreffen.
Das hat mir auf meinem Weg am meisten geholfen, obwohl das alles eher im Hintergrund ablief.
Im Vordergrund standen der Kreis all der jungen Menschen, mit denen ich dort zusammen gewohnt und zusammen gearbeitet habe. Mit diesen Menschen habe ich in der heißen Sonne geschwitzt und am kühlen Abend gelacht. Sie wurden zu engen Freund*innen, zu Familie. Die Gemeinschaft wurde zu meinem Zuhause. Ich kam endlich an einem Ort an und bei mir selbst.

Die meisten dort lebenden Menschen sprechen Spanisch und Französisch, einige Wenige Deutsch und Englisch. Wir Helfenden unterhielten uns meist in Englisch, was es mir besonders am Anfang leichter machte in Kontakt zu gehen.
Unsere Mentorin bemühte sich uns neben dem Onlinekurs zusätzlich regelmäßige Spanisch Unterrichtsstunden zu geben. Dort haben wir gemeinsam spanische Songtexte übersetzt und interaktive Spiele miteinander gespielt. Letztendlich war das wichtigste natürlich Spanisch mit den dort lebenden Menschen zu praktizieren. So bekam ich nicht nur ein Verständnis für die Aussprache sondern hörte auch die jeweiligen Geschichten, die Beweggründe aus denen manche in einem Ökodorf leben.

Es ist eine der besten Erfahrungen meines Lebens, so eng mit so vielen Menschen zu leben. Jede Mahlzeit gemeinsam in der großen Gemeinschaftsküche zu uns zu nehmen. Mit meinen Freund*innen in den Gärten und Gewächshäusern Pflanzen pflegen, die Verantwortung für die Beete tragen und uns über den Prozess der Gartenarbeit auszutauschen war so bestärkend und ich habe mit dem Obst und Gemüse genau so viel Selbstvertrauen kultiviert.

Wir haben Workshops und Präsentationen gegeben und erhalten, zu erneuerbaren Energien, zu der ,,Pflanzenfolge”, wie ein Permakulturbeet angelegt wird und ein Komposthaufen.
Wir haben Lachyoga gemacht, Tanzabende und trafen uns wöchentlich zum Singen im Chor.
Es gab so viel spaßigen, kulturellen Austausch, Ausflüge nach Sevilla und Granada sowie Wanderungen zum Wasserfall, wo wir dann gemeinsam gepicknickt und gebadet haben. Diese Erinnerungen sind viel wert und inspirieren mich auf meinem weiteren Weg.
Ich bin sehr dankbar für diese Zeit und ich weiß, dass auch ich Früchte von meiner Arbeit in Los Portales tragen werde. Denn ich kenne jetzt die Werte, die mir in meinem Leben wichtig sind und ich weiß wohin mein Weg mich als nächstes führt.