31 Okt

Bus number 3

„Bus number 3“ ist ein Freiwilligendienstprojekt an der Ostseeküste in Lettland. Genauer gesagt in Liepaja. Unsere Freiwillige Jule war dort für 9 Monate. Hier ihr schöner Bericht nach 2 Monaten:

Ziemlich genau 2 Monate ist es nun her, dass ich mich von Deutschland auf den Weg nach Lettland – genauer in die Stadt Liepaja – gemacht habe. 2 Monate, die mir schon jetzt so viel an Erfahrung  und tollen Momenten bereitet haben, dass ich keine Sekunde davon missen möchte.

Vorweg sollte ich euch wissen lassen, dass ich bereits vor meinen Freiwilligendienst durch einen Austausch meiner damaligen Schule in Liepaja war. Die Reise damals ging ca 10 Tage, doch weder die, noch 2 weitere kleine Besuche zu meinem Austauschschüler haben mir gereicht um die lettische Kultur vollständig kennenzulernen und zu erleben. Ich wollte länger hier bleiben. Also habe ich mich auf die Suche nach Möglichkeiten gemacht und bin auf den EFD gestoßen. Das schien mir nach der perfekten Lösung meine soziale Ader mit meiner Neugier auf Lettland zu verbinden. Dass ich letztendlich sogar mein ersehntes Projekt hier direkt in Liepaja bekommen habe, machte mein Glück perfekt.

Nun zu meinem Projekt: Ich arbeite bei „Karosta Kids“ – einem Zentrum für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien. Die Kinder kommen meistens direkt hier nach der Schule her, machen Hausaufgaben, spielen und verbringen einfach gemeinsam den Nachmittag. Außerdem bekommen hier alle Kinder täglich eine warme Mahlzeit. Meine Aufgabe besteht ganz einfach darin, mich mit den Kindern zu beschäftigen, mit ihnen zu basteln, zu malen, zu spielen – was auch immer gerade ansteht. Dienstagabends ist zusätzlich immer „Bibelstunde“ für die älteren, wo über verschiedene Themen diskutiert wird und Probleme besprochen werden können. Samstags helfe ich zusätzlich in einem anderen Zentrum („Liepajas Jaunie Vanagi“ – meine offizielle Aufnahmeorganisation, die eng mit Karosta Kids kooperiert). Da werden unter der Woche verschiedene Aktivitäten für die Kinder geplant, die dann immer samstags stattfinden.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wie ich mich am Anfang auch „Wie soll das alles funktionieren, wenn wir verschiedene Sprachen sprechen?“ – schließlich kommt man bei Kindern auch mit Englisch nicht weit. Zugegeben, in den ersten Wochen war das schon ein kleines Problem, weil die meisten der Kinder wahnsinnig schüchtern und ängstlich gegenüber Fremden sind, weil sie in ihren jungen Jahren schon mächtig böse Erfahrungen machen mussten und jedem Versuch der Kommunikation gerne mit einem „no english“ ausgewichen sind. Da hat man sich zu Beginn schon etwas fehl am Platz gefühlt. Mir wurde aber ans Herz gelegt, das nicht persönlich zu nehmen und hartnäckig zu bleiben. Umso schöner war dann das Gefühl, das erste Mal ein Lächeln zurückzubekommen und mit der Zeit das Vertrauen der Kinder zu gewinnen! Inzwischen gehöre ich für alle dazu würde ich sagen und die meisten Spiele funktionieren eben auch ohne Worte 😉

Zudem haben mich meine Mitarbeiter und meine Chefin da vor Ort von Anfang an super herzlich willkommen und unterstützen mich überall wo ich Hilfe benötige! Nicht zuletzt weil dort alle sehr christlich sind, ist das ganze Team wie eine kleine Familie. Jeder wird mit einer dicken Umarmung begrüßt – von Chefin bis Küchenfrau. Diese große Menge an Liebe gibt nicht nur mir sondern auch den Kindern sichtlich viel Energie, von der ich hoffentlich auch etwas wieder mit nach Deutschland nehmen kann.

Ich wohne übrigens mit 3 anderen Freiwilligen zusammen in einer Wohnung. Wir haben Küche, Bad und 2 große Zimmer. Ich teile mir eins mit einer Freiwilligen aus Rumänien, die auch mit mir zusammen in Karosta arbeitet und das andere Zimmer teilen sich eine Österreicherin und eine Freiwillige aus Honduras, die beide bei „Liepajas Jaunie Vanagi“ arbeiten. Die Wohnung ist wirklich – vor allem für lettische Verhältnisse – super schön. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass wir ein drittes Zimmer in der Wohnung haben, das eigentlich für einen weiteren Freiwilligen gedacht war, der aber nicht mehr kommt und weil unsere Organisation nicht für die Wohnung sondern für die einzelnen Zimmer bezahlt, ist das dritte Zimmer immer noch frei und ab und an spazieren hier fremde Leute rein, die das Zimmer für eine oder mehrere Nächte mieten. Das ist zwar ziemlich uncool, aber würde alles perfekt laufen, wäre das auch irgendwie gruselig 😉

Insgesamt bin ich also wirklich super zufrieden mit allem hier um mich rum! Ich fühl mich wie zuhause und Heimweh nach Deutschland lässt bis jetzt auf sich warten. Ich kann jeden nur ermutigen sich der Herausforderung EFD zu stellen. Selbst wenn Probleme auftauchen gibt es viele Möglichkeiten diese zu lösen und man kann von vielen Seiten auf Unterstützung hoffen. Auf meinem On-Arrival Training habe ich Freiwillige kennengelernt, die nicht nur einmal vor ernsthaften Problemen standen, sie aber gelöst haben und ihren EFD trotzdem als einmalige Erfahrung sehen, die sie für nichts tauschen wollen. Vor mir liegen noch 7 weitere Monate, in denen ich noch viele Reisen vorhabe und mich bestimmt noch einigen Herausforderungen stellen muss, aber ich kann es kaum erwarten und freue mich auf jeden Tag! (-: