04 Nov

Expérience nature

„Expérience nature au centre de la Bergue, vers une citoyenneté européenne“ war ein Freiwilligendienstprojekt in Frankreich an der Grenze zur Schweiz. Unsere Freiwillige Christina war dort für ein ganzes Jahr. Hier ihr ausführlicher und sehr ehrlicher Bericht nach 4 Monaten:

Baguette, Berge und ganz viele Kinder!

Abi und dann sofort Studium? Ich wollte gerne erstmal ein Jahr weg! Aber es stellte sich als gar nicht so einfach heraus ein Projekt für einen Europäischen Freiwilligendienst zu finden. Am Ende war wirklich viel Glück mit im Spiel, dass ich relativ kurzfristig noch ein Projekt gefunden habe. Und dann sogar noch in Frankreich!

So, jetzt bin ich schon seit 4 Monaten hier in Frankreich und arbeite in einem kleinen Ort im „Centre de La Bergue“, einem „Centre de loisirs“, also einer Art Freizeit- und Betreuungseinrichtung für Kinder zwischen 4 und 14 Jahren.

Hier angekommen wurde ich wirklich herzlich empfangen und war erstmal überwältigt von den ganzen neuen Eindrücken und besonders auch der wunderschönen Landschaft hier in der Haute Savoie, ganz nah den Alpen und der Schweiz.

Die ersten 8 Wochen hier hieß es dann erstmal Sommerferien! Heißt Ferien für die Kinder und sehr viel Arbeit für die Animateure und Co. Dann galt es von morgens bis abends rund 200 Kinder hier zu beschäftigen. Ich habe dann erstmal so ziemlich alle Altersgruppen einmal begleitet und die Animateure ein bisschen unterstützt. Trotz 7 Jahren französisch pauken in der Schule hat es am Anfang mit der Verständigung mit den Kindern doch ein bisschen gehapert, aber so langsam klappt das jetzt auch ganz gut. Die Arbeit mit den Kindern hat wirklich unglaublich viel Spaß gemacht, egal was es war: ein bisschen Planschen im Schwimmbad; mit den Kleinen die Ziegen, Hühner, Ponys und Co. in unserem kleinen Streichelzoo besuchen; ein paar sportliche Spiele draußen machen; kleine oder große Basteleien anfertigen; ein paar Tage mit in die kleinen Ferienlager oder mit den Größeren einen Wandertrip machen. Aber ich muss sagen es war wirklich anstrengend! Da blieb mir dann abends wirklich nur noch müde ins Bett zu fallen. So hatte ich aber auch kaum Zeit irgendwelche Gedanken an die Heimat zu verschwenden.

Dann Sommerferien vorbei: Umstellung! Alles ist ruhiger und die Kinder sind nur noch mittwochs da. Heißt jetzt gibt es auch immer einiges an Büroarbeit zu tun und dann natürlich die Vorbereitung der nächsten Aktivitäten  für die Kinder oder das Basteln der Dekoration und co. zu den verschiedenen Themen. Und dann steht auch schon wieder die Planung der nächsten Ferien an. Heißt aber auch, dass es für mich nicht immer unbedingt so viel zu tun gibt. Dafür habe ich jetzt ein bisschen Zeit euch zu schreiben was hier bei mir so los ist. Auf Grund dessen werde ich freitags in der nächsten Zeit auch immer mal frei haben und ich hoffe ich kann die Gelegenheit nutzen und trotz des kleinen Budgets hier am Wochenende ein bisschen in der Gegend rumreisen.

Was meine Unterkunft betrifft habe ich den ersten Monat übergangsweise hier in der Einrichtung auf der Arbeit in einem kleinen Zimmer gewohnt. Meine Arbeit hier ist wirklich auf einem kleinen Dorf, heißt ich kam hier weder in der Woche noch am Wochenende mit dem Bus wirklich gut weg. Da hier auch keine anderen Freiwilligen sind war es am Anfang wirklich schwer hier andere Leute kennen zu lernen. Aber aller Anfang ist schwer, irgendwann bin ich dann endlich nach Annemasse, in die Stadt hier, umgezogen. Hier wohne ich jetzt in einer Art Wohnheim für Junge Leute in meiner eigenen kleinen, einfachen Wohnung, die aber mit einem Schlafzimmer, einer Kochecke und einem Bad wirklich alles hat was ich brauche.

So nach und nach habe ich dann hier auch immer mehr Leute kennen gelernt. Auf der einen Seite habe ich hier einige Leute kennen gelernt, die im gleichen Gebäude wohnen wie ich und dann habe ich noch den Versuch gestartet über die Internetseite couchsurfing.com ein paar Leute hier um Genf herum kennen zulernen. So kenne ich jetzt hier sowohl ein paar Einheimische als auch viele andere junge Leute aus der ganzen Welt. Außerdem habe ich mich vor ein paar Wochen in einem Badmintonverein angemeldet um mal wieder ein bisschen Sport zu machen und auch um noch mal die ein oder anderen netten Leute hier kennen zu lernen.
Von meiner Aufnahmeorganisation wurde mir hier noch angeboten, dass ich ein BAFA (brevet d’aptitude aux fonctions d’animateur) Diplom machen kann, heißt eine Art offizielle Ausbildung zum Animateur. Vor ein paar Wochen habe ich dafür jetzt das 8-tägige theoretische Praktikum abgeschlossen, das erste von insgesamt drei Praktika. Das war schon eine ziemlich anstrengende Woche, aber ich denke, das wird mir bei meiner weiteren Arbeit hier noch ein bisschen helfen.

Was wirklich eine super tolle und spannende Sache war, war das On-arrival-Seminar in Sommières für eine Woche mit den anderen Freiwilligen die gerade einen EVS in Frankreich machen. Es ist einfach super spannend so viele nette Leute aus so vielen verschiedenen Ländern mit verschiedenen Kulturen und Sprachen kennen zu lernen und sich auszutauschen. Und dabei dann festzustellen, dass  man vielleicht ähnliche erste Erfahrungen gemacht hat und die gleichen anfänglichen Schwierigkeiten hatte. Ich hoffe, dass ich mit ein paar von den anderen Freiwilligen noch weiter in Kontakt bleibe und man sich vielleicht beim rumreisen in Frankreich noch mal wieder sieht.

Es ist natürlich nicht immer alles so einfach, es ist schon eine Herausforderung, das war oder ist es für mich zumindest. Die Sprache, eine neue Kultur, für mich das erste Mal eine eigene kleine Wohnung, eine Arbeit mit der ich noch keine Erfahrung hatte und all das Organisatorische was es so zu machen gilt. Aber es ist auch einfach unglaublich spannend und aufregend eine neue Kultur und neue Sichtweisen kennen zu lernen und man lernt dabei einfach unglaublich viel Neues auch über sich selbst.

Ich muss wirklich sagen, dass ich es bis jetzt noch nie bereut habe, dass ich hier her gekommen bin und einen EFD gemacht habe und ich bin optimistisch, dass das auch so bleibt. Ein EFD mit allen seinen Facetten und vielleicht auch Schwierigkeiten ist einfach eine unglaublich tolle, bereichernde Erfahrung, die ich wirklich nur weiter empfehlen kann!