22 Dez

Château de Callenelle

„Château de Callenelle – Accompanying mental handicaped people“ so der komplette Titel dieses EFD-Projekts in der Nähe von Tournai in Belgien. Unser Freiwilliger Julius ist dort seit Anfang September für gut 9 Monate. Er arbeitet in seinem Projekt in einem Schloss mit geistig-behinderten Erwachsenen. Hier sein ausführlicher Bericht:

Mein Name ist Julius und ich absolviere meinen EFD in Tournai, Belgien. Was ein EFD ist wisst ihr ja bestimmt schon – in erster Linie eine soziale Arbeit.

Ich arbeite beispielsweise in einer Einrichtung mit erwachsenen, geistig behinderten Menschen. In dieser Einrichtung wohnen und leben 60 Menschen; in etwa soviele Menschen arbeiten dort. Ich arbeite dort vier Tage die Woche, immer montags bis donnerstags, jeweils etwas mehr als acht Stunden.

Aber wie sieht so ein Leben dort aus ? Was mache ich dort ?
Das Leben findet in enger Zusammenarbeit mit den Educatoren statt. Die Aktivitäten sowie essen, waschen und pflegen werden von ihnen geleitet. Meine Funktionen sind nicht ganz so ausgeprägt wie die der Educatoren, doch auch für mich findet alles um und in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern statt.

Jeder Tag hat einen recht regelmäßigen Ablauf:

So wird morgens, sowie mittags, das Essen vorbereitet: Das Essen wird serviert und für manche Bewohner, wenn für diese nötig, kleingeschnitten. Nach dem Frühstück wird einmal die Woche das Zimmer geputzt und einmal die Woche die Bettwäsche gewechselt. Diese Arbeiten werden zwar zum Großteil von den Bewohnern selber gemacht, jedoch muss man ein bisschen helfen die Arbeiten richtig und ganz zu machen.

Vormittags sowie nachmittags finden die Aktivitäten statt:

Sowohl morgens als auch nachmittags finden die Aktivitäten sowohl in als auch außerhalb der Einrichtung statt. In der Einrichtung gibt es ein Programm, das von künstlerischen Arbeiten bis zu kulinarischen Arbeiten reicht, aber auch ein solches wie spazieren gehen oder Sport machen. Im Schwimmbad oder in der kleinen Sporthalle.

Außerhalb geht man beispielsweise in einen Wald spazieren oder man fährt Einkaufen. Vor allem nachmittags geht man auch außerhalb Sport betreiben, zum Beispiel Tennis spielen oder Bowlen. Es gibt auch bestimmte Programme für bestimmte Bewohner: jeden Montag im Wechsel von zwei Wochen wird mit drei bestimmten Bewohnern eine Farm besucht, wo man die Tiere pflegt und füttert, zusammen den Stall putzt und ein wenig Kaffee mit Keksen zu sich nimmt.

Am anderen Montag im Wechsel wird die Einrichtung von einer Frau mit ihrem Hund besucht mit dem die Bewohner spielen, spazieren und streicheln.

Jeden Donnerstagnachmittag wird ein Reithof besucht, immer mit mehreren verschiedenen Bewohnern, auf dem die Bewohner die Pferde streicheln, auf ihnen reiten (mit Begleitung) und mit den Pferden spazieren gehen können. Auch hier gibt es im Anschluss einen kleinen Kaffee mit Keksen.

All das macht mir bereits sehr viel Spaß, aber ein EFD besteht aus mehr als nur der eigentlichen Arbeit.

So wird zweimal die Woche am Abend der Französischunterricht für je drei Stunden besucht. Dort ist man zusammen mit vielen anderen, vor allem mit deutlich älteren Erwachsenen, die alle aus irgendeinem Grund nach Belgien gezogen sind.

Im sogenannten „Séminaire“, der Ort an dem ich wohne, einem Kloster, kommt man viel mit anderen Menschen in Kontakt, sowohl mit etwa gleichaltrigen als auch deutlich älteren Leuten. Dort findet auch zum Beispiel an jedem ersten Montag eines Monats ein gemeinsames Abendessen statt, wo man sich austauscht und näher kommt

Einen sehr wichtigen Punkt gibt es noch:

Meinen EFD absolviere ich nicht alleine. Neben mir gibt es zwei Frauen, die ebenfalls ihr EFD absolvieren. Wir sind zusammen angekommen und machen seither im Prinzip alles gemeinsam, haben dieselben „On-Arrival-Trainigs“ besucht, wohnen zusammen im Séminaire und gehen zusammen in den gleichen Französischkurs. Der einzige Unterschied ist, dass die beiden in einer anderen Einrichtung als ich arbeiten. Jedoch fahren wir jeden Morgen zusammen mit dem Bus zur Arbeit und sehen uns wieder bei der Rückreise zum Séminaire.

Wie ihr bereits wisst, arbeite ich vier Tage die Woche, wodurch ich also ein verlängertes Wochenende habe. Was mache ich also außerhalb der Arbeit, der Schule und der gemeinsamen Zeit mit meinen Mitbewohnern ? Wie sieht die Freizeit aus ?

Beispielsweise habe ich die sehr gute Gelegenheit zu reisen: jeder Freiwillige erhält den Go-Pass; ein Ticket mit zehn Fahrten für ganz Belgien. So habe ich im Winter Weihnachstmärkte besucht in Brüssel und Lüttich und habe insgesamt die Gelegenheit Belgien zu entdecken.

Die Stadt, in der ich wohne, bietet auch viele Gelegenheiten für die Freizeit. So gibt es viele Museen, die man besuchen kann, viele Clubs, um abends auszugehen und viele verschieden Ereignisse wie Festivals über das Jahr hinweg.

Was für mich persönlich wichtig ist, dass ich meine Hobbys, die ich vor meiner Zeit in Belgien hatte, hier beibehalten kann. Da ich seit sehr langer Zeit Klavier spiele, bin ich sehr froh, dass es im Séminaire ein Klavier gibt. Auch kann man verschieden (vor allem Sport-) Vereinen beitreten, wenn einem dies wichtig ist; die Mitgliedskosten, insofern vorhanden, müssen allerdings von euch selber aufgebracht werden, sowie die Kosten eventuell benötigter Materialien.

Vor allem aber bin ich sehr viel am Französisch lernen. Zwar hatte ich die Sprache für fünf Jahre in der Schule, allerdings liegen zwischen meinem Unterricht in Französisch und der Schule und meinem EFD zwei Jahre wodurch man natürlich vieles vergisst. Am Anfang musste ich also vieles auffrischen und vor allem muss man eigentlich die ganze Zeit Vokabeln lernen, da man jeden Tag einen Haufen von ihnen neu zu hören bekommt.

Ich kann jeden nur von ganzen Herzen empfehlen einen EFD zu absolvieren.