15 Jan

Do Your Bit via EVS For a Better World

„Do Your Bit via EVS For a Better World“ ist ein EFD-Projekt in der Türkei – in Gaziantep. Im Moment ist es ja nicht so einfach sich für diese Region zu engagieren, aber wir entsenden oft in dieses Projekt, da der Bedarf die Flüchtlingsarbeit vor Ort zu unterstützen nach wie vor groß ist. Hier ein besonders gelungener Berichte unserer Freiwilligen Lena:

Ich bin Lena und komme aus Hamburg. Ich war zwei Monate, von Oktober bis Dezember 2017 in Gaziantep in der Türkei. Die Stadt liegt in Südostanatolien, nur ca. 50 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Dementsprechend leben neben Türken und Kurden auch viele Araber in der Stadt. Viele Syrer flüchteten sich vor Krieg, Verfolgung und Zerstörung im eigenen Land hierher.

Manche in meinem Bekanntenkreis wollten mir davon abraten in der Türkei einen Freiwilligendienst zu leisten: „Ich könne doch nicht in ein Land fahren, das solch eine schlimme politische Richtung eingenommen hat und dann noch an der syrischen Grenze – dies sei auf jeden Fall viel zu gefährlich“. Dass ich als junge Frau in ein muslimisches Land führe, stieß auch manchmal auf Unverständnis.

Wegen des aktuellen Flüchtlings-Problems habe ich mich auf den Weg gemacht, mich von anderen nicht entmutigen lassen, um meinen helfenden Beitrag zu leisten.

Vor Ort lebte ich sehr zentral bei der Organisation GEGED mit ca. 25 anderen Freiwilligen aus Europa. Die Organisation unterstützt viele unterschiedliche Projekte im Raum Gaziantep. Von der Betreuung von Kindern mit Leukämie im Krankenhaus, über Recycle-Projekte, über Englischunterricht für Türken bis hin zu Englisch- und Kunstunterricht für syrische Kinder.
Nachdem ich die zahlreichen Projekte in den ersten zwei Wochen unterstützt und mir angeschaut hatte, war mir klar, dass ich am liebsten mit den syrischen Kindern arbeiten würde. Hier gefiel mir die ganze Atmosphäre und die Kinder waren so lebensfroh. Deswegen teilte ich mich in Zukunft immer für diese Aktivität ein.
So ist das auch gewollt: Die Organisation präferiert, dass man nach einer Zeit eine feste Aktivität wählt und diese unterstützt, damit man weiß, wie die Aktivität abläuft und sich die Leute vor Ort an einen gewöhnen können.

Hier lehrten wir Freiwilligen Englisch und führten künstlerische Aktivitäten mit den Kindern durch. Die Ideen und Durchführungen planten wir häufig an unserem freien Tag und vor Ort wurden wir von den syrischen Lehrern unterstützt, die viel übersetzen und die Kinder sehr gut kannten. In den Pausen spielte und tobte ich besonders gern mit den Kindern. Natürlich war es nicht einfach sich zu verständigen, jedoch habe ich bemerkt, dass eine Annäherung und Verständigung nicht nur durch eine gemeinsame Sprache entstehen kann, sondern auch durch kleine Gesten.

Neben dem Unterricht unternahmen wir auch viele Ausflüge in Museen, wir führten einen Fotografie-Workshop durch oder wir besuchten ein Kunstzentrum.

Zusätzlich zu der Aktivität mit den syrischen Kindern habe ich viele Themengespräche mit einem türkischen, sehr aufgeschlossenen Studenten geführt, der mit vielen jüngeren Jungs in einem betreuten Wohnhaus wohnt.
Dafür bereitete ich für jede Stunde ein Thema vor, welches wir dann auf englisch diskutierten. Wir sprachen über die Kulturunterschiede, die sozialen Netzwerke oder die Todesstrafe. Die unterschiedlichen Themen gaben und geben mir Einblick in seine Kultur und in sein Leben.

Am Wochenende hatte ich stets frei von den Aktivitäten. Dies nutze ich, zusammen mit anderen Freiwilligen, um die Türkei kennenzulernen. Wir trampten in verschiedenste Städte, ob türkisch, kurdisch oder touristisch geprägt. Wir waren auf dem Euphrat, sahen den Tigris, bewunderten die traumhafte Landschaft Kappadokiens bei einer Wanderung von unten und während einer Heißluftballontour von oben, sahen die zerstörten Stadtteile, die auf den türkisch-kurdischen Krieg hinweisen, waren im Mittelmeer baden oder bestiegen den Berg in Nemrut, die Grabkammer des Antiochos mit den gigantischen Statuen von vor über 2000 Jahren.

Wir sahen nicht nur die Vielfalt des Landes, sondern wir erlebten sie auch hautnah. Denn wir trafen die unterschiedlichsten Menschen, die uns per Anhalter mitnahmen und die Menschen, bei denen wir wohnen durften (couchsurfing). Diese konnten auch unterschiedlicher nicht sein. So entstanden verschiedenste Interessante Unterhaltungen und Diskussionen.

Für mich war die Zeit in der Türkei eine sehr interessante und für mich prägende. Ich habe das erste Mal alleine in einer fremden Stadt gewohnt, in der ich niemanden kannte. Aber genau dies hat bewirkt, dass ich schnell neue Kontakte knüpfte. Ich baute Freundschaften mit diversen Personen auf. Syrer erzählten mir traurig, wie sie wohnten, bevor der Krieg alles zerstörte, äußerten Ängste und Träume.

Mit anderen tanzte ich im Kreis zu türkischer Musik und Kurden erzählten mir ihre Ansichten zu dem Konflikt zwischen Kurden und Türken. Aber auch mit den Europäern debattierte ich zum Beispiel über die Unabhängigkeit Kataloniens und wir entdeckten viele Orte der Türkei.

Ich muss an dieser Stelle sagen, dass die Türkei so viel mehr an Schönheit, Gastfreundschaft, Köstlichkeit, Historie – Kultur im Allgemeinen zu bieten hat, als ich mir vorher vorstellen konnte.

Ich kann das Projekt in Gaziantep nur empfehlen. Die Organisation hat viele Projekte zu bieten und ist für türkische Verhältnisse sehr gut organisiert und unterstützt ihre Freiwilligen stets.