03 Nov

Encounters

„Encounters: An Intercultural Perspective On Disability At University“ war ein Freiwilligendienstprojekt an der Universität in Padua/Italien. Unsere Freiwillige Franzisca lebte dort für fast ein ganzes Jahr. Hier ihr lebhafter Erfahrungsbericht:

„dottore, dottore, dottore del buzo del cul“

 

Hi, ich bin eine Freiwillige in Padova, Italien. Padova ist eindeutig von den Studenten beherrscht und da wundert es auch nicht viel, dass sich unser Projekt an die behinderten Studenten der Universitaet richtet. Wir sind dafuer zustaendig, dass jeder Behinderter seine Vorlesung erreicht.

 

Es ist hier alles unglaublich international, und dass obwohl die Italiener selten ein Wort englisch sprechen!! Ich schreibe regelmaessig Berichte an meine Freunde und Familie, die einen guten Einblick in mein Leben hier geben. Zum Beispiel:

 

Freitag, 7. Oktober 2011:

 

> Ich habe letzte Woche angefangen zu arbeiten und es ist wirklich interessant. Wir haben nicht viel zu tun, immer nur einen Studenten zu einer anderen Aula begleiten, oder nach Hause. Es gibt da welche, die reden dir ganze Zeit und welche mit denen man sich nicht wirklich unterhalten kann, weil sie vielleicht nicht reden (einer mit down-syndrom; er kann reden, tut es aber nicht (einmal war er betrunken und da hat er die ganze zeit nur gelacht :D)) oder weil die Kommunikation einfach verdammt schwierig ist (taube, taubstumme, taub und blind; da muessen wir dann alles aufschreiben). Wir sind noch mit den Italienern unterwegs, aber das meiste muesste ich jetzt auch schon selbst hinkriegen, wobei es immer wieder Probleme gibt: Internetuebertragung des Livetextes der Lektion funktioniert nicht, oder ein Rad des Rollstuhls klemmt. Aber im Grossen und Ganzen haben wir unendlich viel Freizeit, weil wir bei den meisten Lektionen nicht dabei sein muessen, wenn wir es auch koennen. Aber zum Beispiel Philosophie oder PW ist nichts fuer mich.
> Zu Hause haben wir immer noch keine weiteren Moebel, ist leider sehr kahl und wir koennen keinen Flohmarkt finden.
> Der Italienischkurs ist zuende und ich habe bestanden, was auch immer das heissen mag; allerdings unterhalten geht schon viel besser und wir treffen jeden Tag neue Leute mit denen man italienisch redet. Ich werde mich jetzt fuers Tandemlearning einschreiben und treffe dann vielleicht welche, die deutsch lernen wollen.
> Ich suche immer noch nach einem Sport, den ich machen kann und der nicht allzu teuer ist, aber das ist gar nicht so einfach.
> Ich habe festgestellt, dass es hier fuer Fahrradfahrer wirklich sehr gefaehrlich ist.
> Mittwochs trifft sich immer die gesammte in-und-auslaendische Gemeinde auf dem Piazza dell’Erbe.
> Habe bisher folgende Nationen getroffen:
Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Korea, China, Bangladesch, Portugal, Tunesien, Holland, Lithauen, Moldawien, Slowenien, Brasilien, Mexiko, Irland

 

Dieser Bericht ist jetzt schon ein paar Wochen alt. Folgendes hat sich bisher geaendert:

 

– wir haben immer noch keine weitern Moebel und irgendwie vergeht mir auch die Lust nach weitern zu suchen.
– Ich habe jetzt eine Tandem-Partnerin. Sie ist Studenten und hilft mir Italienisch richtig zu lernen, waehrend ich es nicht hinbekomme ihr zu erklaeren, worin der unterschied zwischen „wenn“ und „ob“ liegt.
– Ich habe einen Sport gefunden, Leichtathletik, was ich auch schon in Deutschland gemacht habe; jedoch sind die Uebungen total anders und jetzt habe ich Muskelkater. Ich habe dort mit einer geredet, und sie hat mich doch tatsaechlich gefragt, ob ich denn NICHT italienisch bin und das heisst doch, dass sie gedacht hat, dass ich italienisch bin und das ist einfach nur toll.
Es ist einfach unglaublich hier. Die Italiener sind so unglaublich spontan und wir uebernehmen diese Verhalten einfach. So sind wir zum Beispiel ein Wochenende spontan mit einer Gruppe von Studenten in einem Bus nach Rom gefahren fuer die Demonstration (ihr erinnert euch vielleicht; diese grosse, die ueberall in der welt war. Acht Stunden hin, acht Stunden da, acht Stunden zurueck!!)

 

Ich wohne mit einer weiteren Deutschen und einer Lithauerin zusammen. Wir haben beschlossen auch zu Hause Italienisch zu reden und, oh Wunder, es funktioniert.
Ich hab versucht mir mal andere Vorlesungen anzuhoeren, aber es ist leider typisch, dass die angegebenen Zeiten im Internet ueberhaupt nicht mit den tatsaechlichen vorlesungszeiten uebereinstimmen.

 

Irgendwie habe ich jeden Abend was zu tun und da die Italiener so versessen auf Parties sind, wird das auch kein Ende nehmen.
Wir besichtigen ganz viele Staedte und mein Italienisch wird jeden Tag besser. Demnaechst muessen wir zusaetzliche Projekte starten und sind dann mehr beschaeftigt, aber bis dahin geniesse ich die italienische Gelassenheit.