08 Jan

EVS Breaking Stereotypes 2.0

„EVS Breaking Stereotypes 2.0“ ist ein EFD-Projekt in Spanien in der Nähe von Valencia. Unser Freiwilliger Moritz verrichtet dort seinen Dienst seit gut 3 Monaten und hat schon viel erlebt. Er hat aber auch gut 8 Monate vor sich. Hier sein wirklich aufschlussreicher Bericht:

Es war ein besonders gewollter Zufall: Die Auswahl an EFD-Anzeigen für mein Wunschland Spanien war nicht besonders groß und ich war recht entmutigt, tatsächlich noch kurzfristig eine EFD-Stelle in Spanien zu finden.
Doch wenige Tage vor meinem Sommerurlaub entdeckte ich eine Suchanfrage, wie sie perfekter wohl nicht hätte sein können. Meine Ernüchterung schlug schlagartig in große Aufregung um, und meine Bewerbung darauf war die schnellste, die ich je losgeschickt hatte.
Nun bin ich schon drei Monate hier in Silla, einem Dorf in der Nähe von Valencia. Das Grandiose daran ist, dass ich diese Gegend rund um Valencia schon durch zahlreiche Urlaube lieben und schätzen gelernt habe. Wie toll, in dieser sonnenverwöhnten Region, wo die Orangenbäume blühen und das rauschende Meer in unmittelbarer Nähe ist, nun auch arbeiten zu können!

Ich arbeite im „Nau Jove“, dem Jugendzentrum von Silla, das – vom Büro mal abgesehen – einfach aus einer wirklich riesigen, leeren ehemaligen Lagerhalle (nau) besteht. Diese wird für verschiedenste Veranstaltungen, Feiern oder auch für Sitzungen der berühmten valencianischen „Fallas“ (eine Art spanisches Frühlingsfest) benutzt. Auch eines unserer Hauptprojekte findet dort statt; „Connecta Jove“ ist ein wöchentlicher Workshop, der sich über mehrere Monate erstreckt und bei dem Jugendliche praktische Kompetenzen im Umgang mit Medien erwerben. Die Teenager erhalten zum Abschluss ein Zertifikat, nachdem sie Informatik-Schulungen und Unterweisungen zu Themen wie Mobbing, Sexismus und Drogenprävention besucht haben. Aktuell drehen wir gerade Kurzfilme, die in Zukunft auf dem YouTube-Kanal „La Nau Jove de Silla“ veröffentlicht werden. Die Aktivitäten werden in einem wöchentlichen Blog auf https://connectajovesilla.wordpress.com zusammengefasst. Schaut gerne mal rein!

Ich wohne zusammen in einer WG mit einem weiteren Freiwilligen aus Portugal und einer Spanierin, die auch beide zusammen mit mir im „Nau Jove“ arbeiten. Mein portugiesischer Kollege unterstützt das Training im Fußballverein, während ich im „Casal Jove“ Kinder im Grundschulalter betreue und ihnen auch bei den Hausaufgaben helfe. Zum Meer müssen wir ein paar Kilometer weit fahren, doch gleich am Rande von Silla liegt der größte See Spaniens und eines der bedeutendsten Feuchtbiotope der gesamtem iberischen Halbindel, die „Albufera“.  Dieser riesige Süßwassersee ist durch eine Sanddüne vom Mittelmeer getrennt und der Naturpark ist bekannt für seinen Reisanbau und als Überwinterungsstätte einzigartiger Wasservögel. Dort arbeiten wir beide als Kayaktrainer im örtlichen Wassersportclub.

Jeden Morgen helfen wir den Mitarbeitern des Jugendzentrums bei organisatorischen und praktischen Arbeiten. So bereiten wir die Halle für Veranstaltungen vor, verteilen Plakate und Flyer im Dorf, filtern Angebote aus einem Netzwerk von Jugendzentren und Freiwilligen oder schreiben Newsletter und Vieles mehr. Da das „Nau Jove“ ein städtisches Zentrum ist, sind wir in alle möglichen kulturellen und öffentlichen Anlässe der Stadt involviert.

Auch wenn das Alleine-klar-Kommen fern der Heimat im Alltag manchmal herausfordernd und gewöhnungsbedürftig ist, so gibt es doch einige Hilfen, genug Abwechslung und unerwartete Überraschungen. Für die sprachliche Weiterbildung haben wir sogar drei Möglichkeiten: Onlinekurs, Abendschule und Sprachtandem (als Fremdsprachenlehrer im Dialog mit einheimischen Teilnehmern profitieren).

Ein großes Highlight bisher war das einwöchige „On-arrival-training“mit Freiwilligen aus ganz Europa. Laut meinem spanischen Tutor, einem ehemaligen EFDler, ist dies das coolste am ganzen EFD. Und er hatte nicht unrecht. Zugegeben, die Theorie war nicht das lustigste, aber die Gruppendynamik, die Spiele und gemeinsame Zeit  mit all den anderen europäischen Freiwilligen, war echt klasse. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung auch aufgrund neu gelernter Wörter in verschiedensten Sprachen und dem Kennenlernen der kulturellen Verschiedenheit der Nationalitäten. Im Gedächtnis bleiben werden mir besonders zwei Italiener, die bis heute noch nicht genug vom Sieg über Deutschland bei der Fußball-WM 2006 bekommen :). Ehrlich gesagt gab es auch einige Länder, über die ich tatsächlich gar nicht viel wusste. Es ist einfach toll, noch mehr Gleichgesinnte kennengelernt zu haben.

Ich bin jetzt schon drei Monate hier und bin gespannt, was die 9 weiteren Monate bringen werden. Das nächste Highlight, auf das ich mich freue, sind die „Fallas“ in Valencia.