10 Jul

Impliquer notre territoire dans l’accueil de volontaires 2.0

Unsere Freiwillige Felice ist seit 4 Monaten im schönen Cherbourg – ganz oben in der Normandie! Sie hat noch das restliche Jahr vor sich und bereits jetzt sehr viel gelernt und erlebt. Hier ihr wirklich toller Bericht zu allen Aspekten so eines Freiwilligendienstes!

 

Ich bin nun seit 4 Monaten hier in der Normandie in Cherbourg-en-Cotentin im Einsatz. Mein Freiwilligendienst wird bis Ende Dezember 2022 gehen, also 10 Monate. Ich arbeite in einer Organisation, die „La Maison pour Tous“, also wörtlich „das Haus für alle“ heißt. Genauso habe ich die Organisation und die Menschen, die Teil von ihr sind, auch kennengelernt.
Meine Kollegen sind alle sehr offen, freundlich und herzlich. Der andere ESC Freiwillige, mit dem ich hier bin, und ich wurden von Anfang an ohne jegliche Zweifel in das Team aufgenommen.
Ich habe mich vom ersten Tag an Willkommen geheißen gefühlt. Das Team und vor allem die 2 Mentoren achten sehr auf mich und es wurde vor allem am Anfang betont, dass wir bei allen Fragen immer jeden unserer Kollegen fragen können. Bei allen Problemen kann ich mich an meine Mentoren wenden und sie helfen mir, eine Lösung zu finden. Ich habe nie das Gefühl mit einem Problem allein bleiben zu müssen. Die Kommunikation mit den Mentoren kann auf Englisch und Französisch erfolgen. Sie können beide fließend Englisch. Viele andere Kollegen sprechen nur Französisch, einige einen Bruchteil Englisch.

Die Organisation
Die Organisation „La Maison pour Tous“ ist ein Zentrum, das eingeteilt ist in Jugendzentrum, Sportaktivitäten (u. a. Tanzstunden, Yoga, Aerobic), künstlerische Aktivitäten, sowie ein Angebot für Französischkurse. Es ist eine Art Gemeindezentrum, das die Bewohner für ihre Freizeit nutzen können. Außerdem gibt es eine Art Kleiderkiste, an der sich Bedürftige bedienen dürfen.
Das Jugendzentrum ist der Mittelpunkt unserer Arbeit. Es ist von Dienstag bis Samstag geöffnet, jeweils von 16:30 Uhr bis 18:30 Uhr (Ausnahmen: Mittwoch 14:00-18:00 Uhr und Samstag 14:00-17:00 Uhr). Während der Schulferien ändern sich die Öffnungszeiten und das Jugendzentrum bietet ein spezielles Ferienprogramm an.
Die Jugendlichen kommen dorthin ohne jegliche Pflichten oder ähnliches. Sie dürfen zu den Öffnungszeiten dort ein und aus gehen, wie sie möchten.
Der Jugendraum besteht aus einem Tischkicker, einer Tischtennisplatte, Karten- und Brettspielen und einer Sitzecke mit Polstern und Sofas sowie einer Konsole.
Viele der Jugendlichen wohnen in der Nachbarschaft um die Organisation herum. Das Viertel drum herum ist ein sogenanntes „Quartier Prioritaire“. Das bedeutet, dass die Jugendlichen teils aus eher schwierigen Verhältnissen stammen. Sie nutzen das Jugendzentrum daher auch als Rückzugsort. Die Jugendlichen sind zwischen 11 und 19 Jahren alt, mit ein paar wenigen Ausnahmen. Die meisten sind 14-17 Jahre alt.

Die Stadt und meine Freizeit
Cherbourg-en-Cotentin ist eine Hafenstadt und zählt circa 80.000 Einwohner. Sie ist eingeteilt in 5 Stadtteile : La Glacerie, Octeville, Tourlaville, Querqueville und Equeurdreville-Hainneville.
Cherbourg liegt im Departement „La Manche“ der Normandie. Cherbourg habe ich als sehr engagierte und aktive Stadt empfunden. Es gibt ein Schwimmbad, mehrere Kinos, Büchereien, ein Theater, Parks, Museen (Geschichte und Kunst), Restaurants, Bars und ein Schloss.
Die nächst größere Stadt ist die Studentenstadt Caen mit 106.000 Einwohnern. Sie ist eine Zugstunde entfernt. Le Mont Saint Michel, die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Normandie, ist 2 Autostunden entfernt. Sie ist jedoch mit Bus und Bahn schwer bis gar nicht erreichbar.
Von der Organisation haben wir eine Busfahrkarte für die Cotentin-Region gestellt bekommen, damit können wir uns in Cherbourg und Umgebung kostenlos bewegen. Auch eine französische EC-Karte mit französischem Bankkonto wurde uns bereit gestellt.
Beim Unterschreiben der nötigen Dokumente wurden wir immer von einem unserer Kollegen begleitet und uns wurde alles erklärt.
Am Anfang war es sehr schwer für mich, Anschluss zu jungen Leuten zu finden, da ich zwar grundlegende Französischkenntnisse aus der Schule hatte, aber ich es lange nicht gesprochen oder gehört hatte.
Ich habe also erstmal so gut wie gar nichts verstanden, was mich etwas verzweifeln ließ. Jedoch hat es sich sehr schnell gebessert, ich musste einfach Geduld haben. Was mir da aber sehr geholfen hat, ist die herzliche Art der Mentoren und Kollegen, denn dadurch habe ich mich viel weniger allein gefühlt. Es ist sehr persönlich und freundschaftlich mit den Kollegen. Alle Duzen sich und wir wurden auch schon zu unseren Mentoren und anderen Kollegen zum gemeinsamen Abendessen nach Hause eingeladen.
Als ich einmal krank wurde, hat sich mein Mentor jeden Tag nach meinem Zustand erkundigt und angeboten, mir einen Arzttermin auszumachen und mich jederzeit zum Arzt zu fahren.
Jeden Monat bekommen wir einen Fragebogen von unseren Mentoren, auf dem wir angeben können, was wir ändern möchten, wie es uns geht, ob wir etwas brauchen.
Den Französischkurs, den wir in der Organisation belegen, ist kostenlos für uns und ist ein Mal die Woche 2 Stunden lang. Es gibt mehrere Niveaus, die von der Lehrerin unterrichtet werden. Jede Gruppe besteht aus Schülern, die dem gleichen Sprachniveau zugeordnet sind. Bestimmt wird es durch einen Einstufungstest der Lehrerin. Die Lehrerin ist sehr nett und hilfsbereit und es werden regelmäßig auch Aktivitäten und Ausflüge außerhalb des Französischkurses organisiert, an denen alle aus dem Kurs zusammen teilnehmen können. Die Lehrerin ist offen und hilft auch auch bei Fragen, die unsere Freizeit betreffen.
An sich bietet der Französischkurs viele Möglichkeiten neue junge Leute kennenzulernen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dort viele Au-Pair-Mädchen kennenzulernen, die aus anderen Ländern kommen und alle sehr kontaktfreudig und offen sind. Außerhalb des Französischkurses gestaltet es sich relativ schwierig neue Bekanntschaften zu schließen. Cherbourg ist keine Studentenstadt. Es gibt zwar hin und wieder Feste für junge Leute (Musikfestivals z. B.) aber nicht sehr oft. Die meisten Jugendlichen dort sprechen leider auch nur Französisch und kein Wort Englisch, was das Ganze am Anfang schwierig macht.
Jedoch gibt es in Cherbourg ein Angebot, das sich English Coffee nennt. Es gibt auch Spanish Coffee und ganz selten auch German Coffee. Da treffen sich Menschen, die in Cherbourg wohnen und meistens ursprünglich aus einem anderen Land kommen, um neue Leute zu treffen und Englisch, Spanisch oder Deutsch zu sprechen. Ein sehr gutes Angebot also.
Auch kann es sich ergeben, dass mal ein Praktikant/-in oder FSJler/-in für einige Zeit in der Organisation ist. Meist sind sie aus Frankreich bzw. der Umgebung und helfen so, Kontakte zu knüpfen. Das habe ich sowohl bei anderen Freiwilligen mitbekommen, als auch bei mir.

Unterkunft
Wir leben in einer Unterkunft, die FJT (Foyer de jeunes travailleurs) heißt. Da sich das Gesetz geändert hat, gestaltet es sich als sehr schwierig, eine Wohnung für uns zu mieten. Unsere Mentoren haben vieles versucht. Wir wohnen nun in einem Wohnblock mit circa 160 Appartements. Ähnlich eines Studentenwohnheims. Es ist eine soziales Angebot für junge Menschen, die gerade eine Ausbildung machen oder arbeiten. Es ist ein Zimmer mit Mikrowelle, Wasserkocher und einem Bad mit WC und Dusche. Es gibt im Haus eine Waschmaschine mit Trockner, die von allen im Haus genutzt werden kann. In der Unterkunft wohnen hauptsächlich junge Männer, aber auch ein paar Mädchen. Sie sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Da es auf den Zimmern keine Möglichkeit zum Kochen gibt, gibt es im Haus eine Kantine, die warme Mahlzeiten für wenig Geld bereitstellt. Wir haben aber auch die Möglichkeit, bei uns auf der Arbeit für uns zu kochen, wann immer wir möchten. Im Haus gibt es relativ strenge Regeln und eine Nachtruhe, die zu beachten ist. Bei jeglichen Problemen kann man sich an die dortigen Angestellten wenden, die jeden Tag in ihren Büros sind. Jede Nacht gibt es einen Security-Mann und auch am Wochenende ist die Rezeption tagsüber besetzt. Alle dort sind sehr freundlich und hilfsbereit, können jedoch auch nur Französisch.

Meine Arbeit
Mein Projekt ist „Internationale Mobilität“. Der andere ESC-Freiwillige, mit dem ich hier bin, hat ein Projekt mit dem Thema Nachhaltige Entwicklung.
Wir beide haben einen gemeinsamen Überschneidungspunkt: die Arbeit mit den Jugendlichen des Jugendzentrums.
Zwei unserer Kollegen haben den selben Arbeitsschwerpunkt wie wir: einer hat den Schwerpunkt „Internationale Mobilität“ und eine andere Kollegin „Nachhaltige Entwicklung“. Das bedeutet, dass wir beide mit je einer Person enger zusammen arbeiten, also nicht alleine arbeiten müssen. Mein Projekt beinhaltet das Planen und Durchführen zweier deutsch-französischer Austausche innerhalb des Zeitraumes, in dem ich da bin. Das heißt ein Austausch zwischen einer deutschen Jugendorganisation und der französischen Organisation, in der ich arbeite. Außerdem fahre ich mit meinem Kollegen in Schulen, um Schüleraustausche mit den Schülern dort vor- und nachzubereiten. Das heißt ihre Reflektion, sowie ihre Wertschätzung und Anerkennung ihrer Mobilitätserfahrung anzuregen.
Außerdem planen wir ein großes Event, zu dem wir unter anderem alle ESC Freiwillige aus der Normandie einladen. Auch wir wurden schon von anderen ESC Freiwilligen zu solch einem Projekt in der Normandie eingeladen.
Die Arbeit ist nicht jeden Tag die selbe, manchmal stehen Events des Jugendzentrums an, zu denen wir etwas beitragen sollen oder Spiele mit den Jugendlichen planen sollen.
Es kommt immer darauf an, was gerade geplant ist.
Es gibt Projekte, die wir über lange Zeit planen. Dabei handelt es sich eher um große und aufwendige Events. Aber es gibt auch Events oder Veranstaltungen die man mal für die nächste Woche plant zum Beispiel. Das sind eher kleine Events oder Feste der Organisation. Man muss dazu sagen, dass man sich auch manchmal selbst Aufgaben und etwas zu tun geben muss, da eben nicht immer etwas ansteht. In manchen Zeiten ist ganz viel los und dann mal wieder weniger.

Fazit
Für mich war es eine der herausforderndsten, aber wichtigsten Erfahrungen meines Lebens. Ich würde es jedem Menschen empfehlen, diese Erfahrung einmal im Leben zu machen. Noch nie habe ich so viel gelernt und so viel Neues entdeckt. Ich denke, es ist wichtig seinen Horizont zu erweitern und auch mal aus der Umgebung auszubrechen, die einem vertraut ist. Denn es gibt eben viel mehr auf der Welt, als nur die eigene Stadt und die Leute, die man kennt. Für mich war es wichtig, das zu merken. Außerdem hat es mir gezeigt, wieviel Heimat für mich bedeutet.