16 Nov

Les ambassadeurs des valeurs européennes

„Les ambassadeurs des valeurs européennes“ ist ein Projekt im wunderschönen Bordeaux im Südwesten Frankreichs nicht weit von der Atlantikküste. Wir haben dort 2 Freiwillige und arbeiten auch schon insgesamt zum zweiten Mal mit der Organisation zusammen. Hier zuerst Yaras Bericht zu ihrem EFD. Sie vermittelt ein lebendige Bild von Bordeaux.  Danach gleich im Anschluss der Bericht von Alexander. Flott geschrieben und mit einer anderen Freiwilligen von uns aus einem ganz anderen Projekt hat er sich auch schon vernetzt. So soll es sein! Viel Spaß beim Lesen, lohnt sich sehr!

Ich bin Yara, 20 Jahre alt und bin seit etwas mehr als zwei Monaten in Bordeaux im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes. Und bis jetzt habe ich meine Entscheidung gleich nach dem Abitur für ein Jahr nach Frankreich zu gehen kein bisschen bereut.

Bordeaux ist eine hübsche Stadt mit vielen sandsteinernen Prachtbauten, kleinen hübschen Straßen und sieht vor allem bei Nacht wunderschön aus. Denn dann lässt eine Fülle von Lichtern die Stadt erstrahlen und gibt ihr eine geheimnisvoll, verzauberte, schummrige Atmosphäre. Für mich als Norddeutsche war auch die Nähe zum Wasser wichtig, aber zum Glück kann man den Ozean mit einem Bus für nur zwei Euro vierzig in nur eineinhalb Stunden erreichen und Bordeaux selbst wird von dem breiten Strom der Garonne in zwei Hälften geteilt. Die Garonne selbst ist aber kaum hübsch zu nennen. Man kann ihre Farbe freundlich als milchkaffeefarbend oder ehrlicher als kloakenfarbend beschreiben, aber das macht nichts, denn man kann an ihrem Ufer immer noch wunderbar spazieren gehen und ihrem leisen Rauschen lauschen.

Ich wohne auf der unmodischen Seite des Flusses am rechten Ufer der Garonne in einem Studentenheim, das ziemlich zentral gelegen ist. Unmodisch, weil die Bordolaisen schon immer die linke Seite besiedelten und daher den Fluss als mentale und geographische Grenze sahen und sehen. Jetzt gibt es hier viele Projekte um diesen Stadtteil aufzuwerten. Obwohl ich sagen muss, dass mir bis jetzt nicht so viele Unterschiede zwischen der rechten und der linken Seite aufgefallen sind. Ja, hier ist weniger los, aber das liegt, wie gesagt daran, dass der Großteil der Leute, die auf der linken Seite wohnen immer noch keinen Grund sehen, sich von dort fort zu bewegen. Es gibt auch mehr Nachtclubs und Läden auf der anderen Seite und mehr V CUB- Stationen. Und letzteres ist wirklich nervig! V CUB gehört zu einem Projekt der Metropole Bordeaux, um den Autoverkehr zu reduzieren und stattdessen auf öffentliche Verkehrsmittel zu setzen. Dazu gehört auch, dass die Stadt überall in der Stadt Fahrradstationen verteilt hat. Das ist echt toll, um sich hier fortzubewegen. Zu Hause habe ich mein eigenes Fahrrad, aber da ich keine Lust hatte hier ein Fahrrad zu kaufen, da ein Gutes echt viel kostet und alles in Bordeaux nochmal teurer ist (außer dem Wein), habe ich diese Möglichkeit genutzt. Bordeaux ist nicht die beste Stadt um Fahrrad zu fahren. Im Stadtkern gibt es immer noch wenig bis gar keine Fahrradwege und man muss sich die Straße mit den französischen Autofahrern mit gefährlichem Fahrstil teilen. Aber im Großen und Ganzen lohnt es sich. Für eine Gebühr von 20 Euro kann man die Fahrräder ein ganzes Jahr lang benutzen. Allerdings muss man einen Euro bezahlen, wenn man sein Fahrrad für mehr als eine halbe Stunde benutzt, ohne es wieder an eine Station anzuschließen. Aber das lässt sich relativ einfach vermeiden, da die Stadt übersät ist von Fahrradstationen. Das heißt eigentlich nur die linke Seite und das macht es viel komplizierter, diese Seite zu erkunden.

Aber viel zu erkunden gibt es dennoch hier! Wir haben hier einen richtigen Park, den Parc de l‘Erimitage! Und das ist eine Besonderheit in Bordeaux. Hier gibt es nämlich einen eklatanten Mangel an großen Grünflächen. Jeder Park hier lässt sich innerhalb von 10 bis 15 Minuten durchqueren und besteht aus ein paar Bäumchen in Reihe. Klar, dass ist auch dem Klima hier geschuldet! Bordeaux ist glaube ich, die Stadt mit den meisten Sonnenstunden nach Marseille. Ich habe bis ich hierhergekommen bin noch nie so viel verbranntes Gras gesehen und selbst im September hatten wir hier so viel Sonne, wie in einem wahrhaftigen Hochsommer in Norddeutschland. Und es gibt Darwin. Darwin sieht aus wie eine Hipsterstadt. Es gibt dort einen riesigen Skaterpark, einen großartigen Charityshop (wo viele von uns Freiwilligen ihre gesamte Einrichtung herhaben, weil die Studentenapartments praktisch unmöbliert sind), einen Gemeinschaftsgarten mit einem Hühnerstall, einen Bioladen, einen Motoradladen, viele coole, junge, kooperative Firmen und massenhaft Graffitikünstler, die die Wände mit den faszinierendsten Motiven besprühen. Außerdem kann man auf dieser Seite des Flusses viel besser die lauen Sommerabende am Flussufer genießen umgeben von kleinen Grasflächen, Bäumen und Bänken, als auf dem großen, breiten Betonboulevard neben der großen Straße am linken Ufer. Hier kann man auch in Ruhe Flanky Ball spielen. Die Franzosen kennen kein Flanky Ball! Darüber war ich sehr erstaunt, weil jeder jungen Deutsche aus egal welchen Bundesland dieses Trinkspiel kennt. Aber sie waren schnell von dem Spiel begeistert!

Es ist schön hier zu leben. Hier gibt es so viele ErasmusPlus-Studenten aus aller Welt. Du lernst hier so viele neue, interessante Menschen kennen und sammelst so viele Erfahrungen. Wenn ich jetzt zurückblicke auf die Zeit, die ich hier schon bin, kommt sie mir gleichzeitig sehr lang und sehr kurz vor. Lang, weil ich hier schon so viel gemacht, so viele neue Erfahrungen gesammelt, soviel Neues entdeckt habe. Kurz, weil die Zeit hier so schnell vergeht, weil du dauernd unterwegs bist und dich bewegst. Die Tage rasen vorbei und ich bin mir sicher, ich werde es kaum glauben können, wenn ich das Ende dieses unglaublichen Jahres erreiche.

Ich kann jedem nur raten, die Möglichkeit zu ergreifen ins Ausland zu gehen, wenn er oder sie die Chance dazu hat. Es ist die Sache so wert!

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Der morgen begann früh – mit dem Auto ging es Richtung Flughafen Prag. Doch nicht für einen kurzen Urlaub, sondern für 1 ganzes Jahr. Im Flugzeug gingen mir die Gedanken durch den Kopf. Was, wenn du mit den anderen nicht klar kommst? Was, wenn du mit der Arbeit überhaupt nicht klar kommst? Was, wenn du mit deinem Mitbewohner nicht klar kommst? Nachdem ich diese Fragen ohne Ende erörtert hatte, landete ich in Bordeaux. 35 Grad. Sonne. Nach einer kurzen Taxifahrt kam ich im Studi-Wohnheim an. Mein Mitbewohner empfing mich freundlich. Er kommt aus Spanien und spricht nur gebrochen englisch. Als er dann den Kühlschrank öffnete und sagte ‚I have beer for you, but it’s not German‘ war das alles, was ich verstehen musste um zu wissen, dass ich mir darüber also keine Gedanken machen muss. Noch bevor ich Zeit hatte meinen Rucksack auszupacken, sollte ich mich mit den anderen Freiwilligen treffen. An Bordeaux’s berühmtester Sehenswürdigkeit, dem ‚Mirroir de l’Eau‘ lernte ich die anderen Freiwilligen kennen, natürlich standesgemäß mit einem Wein. Vorurteil bestätigt.

Doch was mach ich hier eigentlich das nächste Jahr?

Ich absolviere hier einen Europäischen Freiwilligendienst (EFD) im Maison de l’Europe Bordeaux-Aquitaine. Zusammen mit 13 anderen EFD’ler*innen aus 7 verschiedenen Ländern (Portugal, Spanien, Italien, Rumänien, Slowakei, Estland und Deutschland) und 10 Service Civique (französischer Freiwilligendienst) fahren wir in die Schulen der Region und übernehmen Unterrichtsstunden in Politik, Sprachkurse oder machen einfach Animationsprogramme. Im Zentrum steht dabei immer, den Schüler*innen etwas über Europa und die EU beizubringen.

In den ersten Tagen, gab uns unsere Organisation die Chance, Stadt und Region etwas kennenzulernen. Wir hatten einen Stadtrundgang, besuchten viele Museen (natürlich auch das Weinmuseum), das Rathaus und die regionalen Parlamente. Zudem hatten wir Vorträge zu allen möglichen Themen rund um die EU, um uns auf die Arbeit in den Schulen vorzubereiten. Bis jetzt läuft es auf Arbeit echt super, denn sowohl die Lehrer*innen, als auch die Schüler*innen stehen uns hier sehr offen gegenüber. Wir arbeiten nun in Gruppen von jeweils zwei Europäischen Freiwilligen und einer*m Service Civique. Ich habe das große Glück mit 2 Service Civique zusammenzuarbeiten, da eine der beiden aus Griechenland kommt. Um Französisch zu lernen ist das echt super, denn in der großen Gruppe reden wir ausschließlich Englisch.

Das Leben in Bordeaux

Bordeaux ist eine wunderschöne Stadt. Der historische Stadtkern, der Fluss, die Nähe zum Ozean und den Bergen, die vielen alten Städte der Region. Und das Wetter. Den ganzen September 35 Grad. Im Oktober locker 30. Da musste natürlich ein Ausflug zum Ozean sein. Auch ein kleiner Roadtrip in DEN Weinort St. Émillion durfte am Anfang nicht fehlen. Es wird in einem Jahr echt schwer, alles zu entdecken, was es zu entdecken gibt.

Den EFD kann ich im Moment also nur weiterempfehlen. Der Südwesten Frankreichs ist unglaublich. Zudem lernt man mit dem EFD viele neue Leute kennen – in so einem großen Projekt gleich mal 13 Menschen aus ganz Europa. Aber auch hier im Wohnheim habe ich Menschen aus den USA, Mexico oder Asien getroffen. Es kann auch durchaus passieren, dass man einfach eine Facebook-Nachricht bekommt ‚Hey ich mach auch ’nen EFD, wir waren im selben Vorbereitungskurs. Ich bin in so ner kleinen Stadt und würde gerne neue Leute kennen lernen.‘ (Props an Wayra)