19 Nov

Life, Land and Water Project (ViTA)

Innerhalb dieses großen Projekts sind ganz viele sehr kurze Freiwilligendienste zusammengefasst, wo sehr viele Freiwillige aus allen möglichen Ländern zusammen kommen. Vielleicht hattet ihr schon Berichte hier gelesen. Nun auch ein Bericht von Markus. Auch er war in der Wüste. Auch er unterstützte die ökologische Arbeit vor Ort. Hier nun sein toller Bericht!

 

Im September hatte ich die einmalige Gelegenheit, an einem 3-wöchigen Kurzzeit-Freiwilligendienst in einem abgelegenen Ökodorf in der Tabernas Wüste im Süden Spaniens teilzunehmen.
Diese Erfahrung war nicht nur eine Reise in die Natur, sondern auch ein tiefgehendes Eintauchen in die Welt der Permakultur, nachhaltigen Lebensweise und Gemeinschaft.

Als Teil der „European Solidary Corps“ konnte ich Eindrücke in das Leben in einem Ökodorf erhalten und viel über einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt erlernen.
Ein Ökodorf ist im Grunde genommen eine Siedlung oder Gemeinschaft, die sich auf ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und harmonisches Zusammenleben mit der Natur konzentriert. Ökodörfer streben in der Regel danach, umweltfreundliche Praktiken zu fördern, den Ressourcenverbrauch zu minimieren und ein nachhaltiges, gemeinschaftliches Leben zu führen.

Die ersten Eindrücke, als ich zusammen mit 20 anderen Freiwilligen aus verschiedenen Ländern Europas ankam, waren geprägt von der beeindruckenden Lage des Dorfes inmitten der Wüste und von der Gastfreundschaft der Bewohner.
Man muss also nicht erst auf andere Kontinente reisen, um trockene Landschaften wiederzufinden. Es war schon erschreckend mit eigenen Augen zu sehen, wie weit die Desertifikation des Bodens schon fortgeschritten war. Deswegen war ein Teil dieses Projekts auch die Bepflanzung des Landes, mit der Intention die Böden wieder fruchtbarer zu machen.
Ansonsten lag das Dorf nahezu abgeschottet von der Zivilisation. Bis auf ein paar Olivenbaumplantagen und einem kleinen Dorf etwa 15 Minuten entfernt, gab es nichts als Natur, wodurch man sich ganz auf das Zusammenleben und die Arbeit konzentrieren konnte.
Das Ökodorf bemüht sich weitestgehend nachhaltig zu leben, etwa durch die Nutzung von Bergquellwasser als Trinkwasser und den effizienten Umgang mit Schmutzwasser.
Des Weiteren bauen die Bewohner und Freiwilligen in einem Garten eigenes Gemüse und Obst an, um möglichst selbstversorgend zu sein. Dieser Ansatz eröffnete mir neue Sichtweisen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Die Vielfalt der Nationalitäten in unserer Gruppe ermöglichte einen intensiven interkulturellen Austausch. So kamen die anderen Freiwilligen aus Deutschland, Polen, Portugal, Italien, Rumänien, aber auch aus Spanien selbst. Dies förderte nicht nur das Erlernen neuer Sprachkenntnisse, sondern auch das Kennenlernen unterschiedlicher Sitten und Bräuche.
Unsere Aufgaben waren in drei Hauptbereiche unterteilt: Permakultur, Aufforstung und fruchtbares Land, sowie Dry Stone Construction, eine uralte Bautechnik, die dort als kulturelles Erbe gepflegt wurde. Man wechselte jedoch jeden Tag den Arbeitsbereich, um von allen Themen etwas zu lernen.
Im Bereich Permakultur lernten wir, wie man einen Garten nachhaltig bewirtschaftet und die verschiedenen Eigenschaften der Pflanzen nutzt, damit diese sich beim Wachsen gegenseitig unterstützen. Auch das Herstellen natürlicher Düngemitteln und das Füttern der Ziegen, Pferde, Hühner und Schweine, welche auch auf dem Hof lebten, zählte zu unseren Aufgaben.
Die Aufforstung beschäftigte sich mit der Frage, wie wir die trockenen Gebiete wieder fruchtbar machen können. Dazu pflanzten wir Pflanzen, die den schwierigen Bedingungen der Wüste standhalten können, um so erste Schattenflächen zu erzeugen und die Umgebung humider zu machen.
Im Bereich Dry Stone Construction erlernten wir die Art und Weise nur mithilfe des richtigen Zusammenspiels zwischen Steinform und -größe Mauern ganz ohne Zement zu bauen.

Mir persönlich hat der Bereich Permakultur am meisten Spaß gemacht, wobei auch die anderen Gebiete lehrreich und spannend waren.
Die Nachmittage waren oft für Workshops zu Themen wie Nachhaltigkeit, Leben in Gemeinschaft, Yoga und emotionales Management reserviert.
Ein besonderes Ritual war der „Darshan“, mit dem jeder Morgen begann. Zu diesem Ritual versammelten sich alle Dorfbewohner, um sich einen Moment auf sich selbst und die Umgebung zu konzentrieren und gemeinsam in den Tag zu starten. Außerdem wurden Probleme und Interessen, sowie der Tagesablauf besprochen und es war spannend zu sehen, wie eine Lebensgemeinschaft Aufgaben und Probleme gemeinsam bewältigt.
An den Wochenenden unternahmen wir Ausflüge zum Strand oder besuchten andere Ökodörfer. Dies bot die Gelegenheit zum Entspannen und ermöglichte uns, andere Ansätze und Lebensweisen von Ökodörfern kennenzulernen.
Diese Ausflüge stärkten unser Gemeinschaftsgefühl und erlaubten uns, die Natur in der Wüste und am Meer zu genießen.
Nach drei Wochen hatten wir nicht nur unsere Aufgaben erfüllt, sondern auch enge Beziehungen zu den Dorfbewohnern und untereinander aufgebaut. Dadurch, dass alle einen von Tag Eins herzlich empfangen hatten, fühlte man sich gleich wie zu Hause.
Die Workshops zum Thema gemeinschaftlichen Zusammenlebens stärkten unsere Beziehungen und Freundschaften, die wir in der Zeit aufgebaut hatten, noch einmal. Der Abschied fiel uns allen deshalb umso schwerer, da wir eine Art Mini-Gemeinschaft/Familie geworden waren.

Insgesamt war mein dreiwöchiger Freiwilligendienst im Ökodorf in Südspanien eine wertvolle Erfahrung. Ich habe nicht nur viel über nachhaltiges Leben und Gemeinschaft gelernt, sondern auch über mich selbst und darüber, wie ich mich in verschiedenen Situationen behaupte. Diese Erfahrung hat meinen Horizont erweitert und mich inspiriert, bewusster und nachhaltiger zu leben.