03 Nov

Volunteers for nature with Inachis

„Volunteers for nature with Inachis“ war ein Projekt in einem Nationalpark in Italien – und zwar mittendrin genau zwischen Rom und Neapel. Unsere Freiwillige Isabel war dort für 8 Monate. Hier ihr zwar langer, aber dafür wirklich sehr schöner, sehr ehrlicher und deshalb besonders lesenswerter Bericht:

Vor meinem EFD war ich schon oft in Italien, im Norden, im Süden, auch auf verschiedenen Inseln, aber von den Abruzzen hatte ich bisher noch kaum etwas gehört. Diese Region befindet sich relativ im Herzen von Italien und dahin sollte es mich für meinen EFD verschlagen und zwar in das Dorf Civitella Alfedena, von dem auch die meisten Italiener noch nie etwas gehört haben. Doch zu Unrecht, denn es handelt sich um ein sehr kleines, aber doch sehr schönes Dorf in einem noch viel schöneren Nationalpark, der mir zeigte, dass in Italien nicht nur das Meer, sondern auch die Berge es wert sind, Urlaub zu machen.

Seit einigen Tagen bin ich nun zurück in Deutschland. Somit ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt die letzten acht Monate zu reflektieren. Meine Tätigkeiten dort haben sich im Laufe der Monate geändert. Im ersten Monat war es die Aufgabe meiner beiden Mitfreiwilligen und mir die Texte eines kleines Museums im Ort aus dem Italienischen ins Englische zu übersetzen. Da das Museum jedoch wirklich sehr klein ist (es besteht nur aus einem Raum) war dies auch relativ schnell erledigt.

Unsere nächste Tätigkeit nahm dagegen mehr Zeit in Anspruch und auch die nächsten EFDler werden daran arbeiten und zwar geht es um eine Zählung aller Strukturen des Parkes. Mit Strukturen sind alle Bänke, Informationsschilder, Wegweiser, und, und, und … gemeint, die sich im Park befinden. Von diesen müssen wir Fotos machen, die GPS-Daten nehmen und den Zustand notieren. Einerseits muss man dies in den Dörfern machen, aber meistens findet diese Arbeit in der Natur statt, so dass wir wandern gingen und dies eine gute Möglichkeit bot, den Park kennenzulernen.

Ein drittes Teilprojekt unseres EFDs waren die sogenannten „Chiacchierata“, auf deutsch in etwa „Tratsch/Unterhaltung“. In diesem Rahmen organisierten wir zweimal die Woche Treffen mit Bewohnern aus Civitella oder Nachbardörfern um uns über ein wöchentlich wechselndes Thema zu unterhalten. Wir konnten hierbei unsere Italienisch- und die Anwohner ihre Englischkenntnisse verbessern. Doch im Sommer fanden sie leider nicht mehr statt, da die meisten Leute nicht mehr so viel Zeit hatten, da sie in der Touristenbranche tätig sind. Dies war sehr schade, da es immer eine nette Möglichkeit war mit ortsansässigen Leuten ins Gespräch zu kommen.

Unsere vierte Tätigkeit, die besonders in der Hauptsaison wichtiger geworden ist, da zu dieser Zeit mehr Touristen nach Civitella kommen, ist das Museum, das ich vorher schon bei der Übersetzungstätigkeit erwähnt habe, zu öffnen. Dabei handelt es sich um eine ganz nette Tätigkeit, da man oft ins Gespräch mit den Touristen kommt. Und wenn mal keine Besucher da waren, kann man sich anderweitig beschäftigen, wie zum Beispiel lesen.

Weitere Tätigkeiten insbesondere im August waren: Aufpassen, dass die Touristen nicht die Wanderwege verlassen oder gesperrte Pfade betreten, Müll sammeln und die Touristeninformation öffnen.

Doch so viel zu meiner Arbeit. Nun möchte ich noch ein bisschen über das Leben in einem Dorf und meine Freizeit erzählen. Wie man sich vorstellen kann, ist es in einem Dorf mit ungefähr 150 Einwohnern sehr ruhig. Freizeitmöglichkeiten gibt es hier kaum. Ich habe zwar an einem Kurs für traditionelle Tänze teilgenommen, der echt Spaß gemacht hat und lustig war, aber dieser fand im Sommer leider nicht mehr statt, da die meisten Leute nicht mehr so viel Zeit hatten, weil sie in der Touristenbranche arbeiten. Das gleiche gilt auch für die Wanderungen mit einer Gruppe von Frauen, die wir in meinen Anfangsmonaten gemacht haben. Nur Samstagsabend gibt es etwas Leben in Civitella, denn die Bar hier ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt, auch aus den Nachbardörfern. Besonders kann man hier auch die Begeisterung der Einwohner für lateinamerikanische Tänze miterleben, die beinahe ausnahmslos jede Woche hier getanzt werden. Während meiner Zeit in Civitella habe ich viele Leute kennengelernt und alle hier sind sehr freundlich, doch leider muss ich sagen, dass es schwer ist sich in einem so kleinen Dorf zu integrieren. Im Sommer dann war es viel leichter sich mit Leuten anzufreunden, da dann viele junge Leute heim kommen und ihren Sommer hier verbringen und offener sind, da sie nicht immer in Civitella leben.

Leider muss ich sagen, dass es auch einige Schwierigkeiten in diesem Projekt gab, die ich ausführen sollte. Eine zum Beispiel ist, dass es oft viel zu wenig Arbeit gab, denn diese ist meist wetter- oder touristenabhängig und an manchen Tagen auf einzelne Stunden begrenzt. Erst in der Hauptsaison gab es dann viel zu tun, da dann sehr viele Touristen im Dorf sind, was auch mehr Arbeit bedeutet.

Ein weiteres Problem meines Projektes war die Verteilung der Verantwortlichkeiten. In den meisten EFD-Projekten gibt es für die Freiwilligen verschiedene Ansprechpersonen: Den Boss in der Arbeit, vielleicht Arbeitskollegen, einen Mentor, der dem Freiwilligen helfen soll sich zu integrieren und einen Tutor. In meinem Projekt hatten wir für all dies jedoch nur eine Person: Meine Mentorin, die gleichzeitig auch mit uns arbeitete und die Freundin von dem Chef unserer Organisation war, mit dem wir uns anfangs auch nicht unterhalten konnten, da er nur italienisch spricht. Durch diese „Aufteilung“ gab es auch keinerlei Grenze zwischen Arbeit und Privatleben mehr, da wir mit unserer Mentorin und ihrem Freund/unserem Chef viel in der Freizeit gemacht haben. Deswegen war es schwierig mit unserer Mentorin eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen, da wir von der Arbeit her nicht auf der gleichen Rangstufe waren und sich das in der Freizeit nicht so einfach ignorieren ließ, da die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben fließend war.

Im letzten Monat meines Freiwilligendienst machten unsere Mentorin und unser Chef Schluss und von diesem Zeitpunkt an bekamen wir Freiwilligen sie beide von einem Tag auf den anderen nur noch selten zu Gesicht und ein neuer Koordinator kümmerte sich um die Freiwilligenarbeit.

Abschließend möchte ich noch auf meine Wohnsituation eingehen, denn wenn man als Freiwilliger dieses Projekt wählt, ist es wichtig diese auch in die Entscheidung einfließen zu lassen. Meine ersten drei Monate waren in der Tat etwas schwierig von der Wohnsituation her. In diesen lebte ich mit meinen beiden Mitfreiwilligen in einem Teil vom Rathaus, in dem im Sommer sonst auch immer die Kurzzeitfreiwilligen lebten. Dass diese Räume auch nicht dafür gedacht waren, dass Personen länger darin leben sollten, merkte man schon sehr. Die Räume bestanden nur aus Hochbetten und Schränken, sonst befand sich nichts im Zimmer und auch die Fenster waren nur sehr klein. Im Rathaus standen uns nur Schlafzimmer und Bäder zur Verfügung, Wohnzimmer und Küche gab es nicht. Zum Kochen mussten wir immer in eine Küche für die Freiwilligen etwa 200 Meter entfernt laufen. Das wäre grundsätzlich kein so großes Problem gewesen, denn auch daran kann man sich gewöhnen, nur die Temperaturen waren im Winter in der schlecht isolierten Küche schon sehr niedrig. Auch als wir noch ein weiteres Gerät zum Heizen bekamen, blieb die Maximaltemperatur bei 15 Grad. Meistens hielten wir uns hier bei 11 Grad auf.

Mitte des dritten Monats im Rathaus begann sich dieses schließlich langsam in eine Baustelle zu verwandeln, da das Gebäude renoviert wurde.

Dank dieser Renovierung zogen wir nach drei Monaten endlich aus diesem Haus in ein sehr schönes Häuschen in der Altstadt. Leider muss ich jedoch für vielleicht folgende Freiwillige sagen, dass geplant ist wieder in das Rathaus zu ziehen, sobald dieses fertig renoviert ist.

 

Trotz einiger Probleme habe ich acht Monate in Italien verbracht, die ich nicht missen möchte. Ich hatte hier so viele schöne Momente und besonders im Sommer ist es in Civitella wunderbar!

Diese wunderschöne Landschaft über all diese Monaten zu beobachten ist faszinierend. Erst von Schnee bedeckt wandeln sich die Berge langsam von Braun zu einem kräftigen Grün. Die Zeiten, in denen ich die Wölfe und Luchse in ihren Gehegen beobachtet habe möchte ich nicht missen. Ich möchte nicht missen, durch die kleinen Gassen der Altstadt zu laufen. Ich möchte nicht missen, bei meinen Spaziergängen, Pferden, Rehen, Hunden, Katzen und Füchsen zu begegnen. Ich möchte nicht missen, meine Mitfreiwilligen kennengelernt zu haben und all die lustigen Stunden, die wir zusammen verbracht haben, die atemberaubenden Momente, wenn man gerade den Gipfel eines Berges erreicht hat, die heiteren Abendessen mit allen Civitellesen, die seltsamen Volkstänze, die ich gelernt habe, die ruhigen Stunden, die wir nur in der Sonne liegend auf dem Piazza verbracht haben, die lehrreichen und unglaublich lustigen Trainings mit all den anderen EFDlern, die Gespräche, die ich mit den Museumsbesuchern geführt habe, die durch die Glühwürmchen funkelnde nächtliche Landschaft, die verschiedenen Feste, die das Jahr in Civitella prägen, und, und… So könnte ich diese Liste ewig weiterführen.

Besonders auch die viele Zeit, die ich hier für mich gehabt habe, hat mir geholfen, darüber klarzuwerden, was für mich wichtig ist. Inzwischen weiß ich endlich, was ich studieren will. Durch jede Erfahrung lernt man, durch die positiven, aber fast noch mehr durch die negativen. Es war eine sehr interessante Erfahrung für diese Monate in einem kleinen abgeschiedenen Dorf zu leben und Abschied von seinem gewohnten Leben zu nehmen. Einen EFD kann ich wirklich nur jedem empfehlen, denn es ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung!