05 Jan

Volunteers Own Volition for a Wonderful World

Volunteers Own Volition for a Wonderful World“ ist ein EFD-Projekt in Gaziantep im Südosten der Türkei. Wir entsenden schon sehr lange immer wieder in dieses Projekt. Nicht ganz einfach für diese Gegend Freiwillige zu finden, die sich engagieren wollen. Aber diejenigen, die sich entschieden haben, sind begeistert. So auch Ravi. Hier sein Bericht:

Ich bin nun schon seit fast zwei Monaten in Gaziantep im Südosten der Türkei. Kurze Zeit vor meiner Abreise hatte ich einige Zweifel an meiner Teilnahme an diesem Projekt.
Nicht nur warnten mich sämtliche Bekannten vor einer Reise in die Türkei – besonders so nahe an Syrien – sondern ich hatte auch einige Zweifel an meiner Nützlichkeit in diesem Projekt.

Fast alle diese Zweifel waren unberechtigt und meine Zeit hier war ein unvergleichliches Erlebnis, dass ich nur herzlichst weiterempfehlen kann. Doch sollte man, anders als ich, nicht erwarten, dass irgendjemand im Südosten der Türkei außerhalb von internationalen Organisationen genug Englisch sprechen kann, um sich damit verständigen zu können.

In GEGED (der Organisation hier vor Ort) waren in meiner Zeit hier bis zu 18 weitere EFD-Freiwillige – zum größten Teil aus Italien, aber auch aus Spanien, Portugal, der Ukraine und Deutschland – und 17 lokale Freiwillige.
Trotz unserer unterschiedlichen Herkunftsländer, formte sich hier schnell eine Gruppe mit sehr engem Zusammenhalt, die ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland sicherlich vermissen werde, auch wenn mich persönlich die ständigen, unnötigen Diskussionen auf Italienisch ein wenig wahnsinnig machen…

So bietet dieses Projekt nicht nur die Möglichkeit mit der türkischen, sondern auch vielen europäischen – oder woher sich die Freiwilligen sonst gerade rekrutieren, auf jeden Fall aber Italien – Kulturen in Kontakt zu kommen.
In GEGED arbeitet man mit vielen verschiedenen Gruppen, die häufig in irgendeiner Art benachteiligt sind. Dieses können syrische Flüchtlinge, aber auch Kinder in den Dörfern um die Stadt oder einfach Schüler und Studenten sein. Mit diesen werden die verschiedensten Aktivitäten, die von Englischunterricht über Kinderbespaßung im Krankenhaus und Wandgemälde zu Tanzkursen, der Organisation von öffentlichen Vorträgen und vermutlich auch noch darüber hinaus reichen können.
Zu den einzelnen Aktivitäten muss man leider sagen, dass diese in ihrer Nützlichkeit stark variieren und mit einer großen Gruppe an Freiwilligen auch häufig überbesetzt sind. Alle Freiwillige sind zwar dazu aufgerufen ihre eigenen Projekte in Koordination mit GEGED und den Partnerorganisationen zu den bestehenden hinzuzufügen und werden dabei auch unterstützt. Doch hat nur ein kleiner Teil der Freiwilligen schon bei der Anreise eine klare Vorstellung, was in diesem Umfeld umgesetzt werden kann und für die meisten ist es in einem 2-Monatsprojekt zu spät, wenn sie endlich diesen Überblick gewinnen. Vor allem, wenn man die teilweise sehr langen und unzuverlässigen Kommunikationswege zu den Partnerorganisationen bedenkt.

Zu der Sicherheitssituation muss man sagen, dass trotzdem in Gaziantep sehr viele syrische Flüchtlinge – teils unter schockierenden Bedingungen – untergebracht sind, man doch soweit von der syrischen Grenze entfernt ist, dass man von der dortigen Situation im Alltag nicht viel mehr mitkriegt als in Deutschland.
Natürlich guckt man hier besorgter auf den geplanten Truppenabzug der Amerikaner und wenn man in der Umgebung der Stadt herumreist, sind die meisten Englisch-sprechenden Leute Offiziere aus Izmir, die noch einmal Sightseeing betreiben, bevor sie nach Syrien müssen.
Zugegeben, ohne eine Passkontrolle ist eine Busreise zwischen südostanatolischen Städten nicht vollständig. Doch diese sind, insbesondere in Kombination mit einem Dokument, welches auf Türkisch erklärt, was man vor Ort tut, kein Problem. Im Alltag jedoch aber auch in anderen Städten, die näher an der Grenze liegen, wie Mardin oder Antakya, merkt man kaum etwas von der angespannteren Sicherheitssituation.
Trotz immer wieder auftretender Misskommunikation und organisatorischem Chaos, welches beides leider auch immer wieder Einfluss auf die Aktivitäten hat, kann ich einen Freiwilligendienst in GEGED nur herzlichst empfehlen. Auch wenn mir – wie schon weiter oben erwähnt – 2 Monate nun an ihrem Ende als ein viel zu kurzer Zeitraum erscheinen. Ich persönlich habe jedenfalls sehr viel in meiner Zeit hier gewonnen und viele tolle Menschen kennengelernt.
Auch für historisch Interessierte Menschen ist diese Gegend sehr interessant. So befindet man sich sehr nahe an Orten wie Göbleki Tepe und Mount Nemrut und es bleibt an den Wochenenden ausreichend Zeit für Sightseeing.
Oh, hatte ich schon erwähnt, dass Gaziantep in der Türkei zu Recht als Stadt des guten Essens zählt? Alles gute Gründe nach Antep zu kommen und in einer Organisation mitzuwirken, die trotz einiger Fehler doch einen wichtigen Faktor für eine ganze Menge Menschen hier darstellt.