27 Mrz

Wipsee New Horizons

Ein merkwürdiger Titel für ein Projekt in Frankreich. Aber ja: Ein Projekt in Frankreich. In Dax, um genau zu sein. Komischer Titel, komischer Ortsname. Unsere 2 Freiwilligen haben es ansonsten eigentlich echt gut erwischt: Strategisch gute Lage im Süden! Atlantik, Spanien und Bordeaux sowie Toulouse – alles in der Nähe. Aber lest selbst was sie zu berichten haben. Zuerst ein Bericht von Fabian und dann danach weiter unten ein Bericht von Larissa. Here we go:

 

Begonnen habe ich meinen Freiwilligendienst Anfang Oktober 2022 im beschaulichen Dax, einer ziemlich genau mittig zwischen Bordeaux und der spanischen Grenze gelegenen, französischen Kleinstadt (und dem zweitgrößten Kurort des Landes 😉).

Untergebracht bin ich mit den anderen Freiwilligen in einem Studierendenwohnheim. Jede*r von uns hat sein eigenes Zimmer mit Bad, die Küche teilen wir uns.
Insgesamt leben in dem Wohnheim etwa 20 Menschen, von denen die meisten aber in kleinen WGs ihre eigenen Küchen haben und sich dementsprechend nicht allzu oft in den geteilten Räumen aufhalten.

Insgesamt waren wir in unserer Organisation – das Europahaus der Region – immer zwischen 6 und 7 ESK-Freiwillige.
Doch was genau macht man in so einem Europahaus überhaupt?
Auch mir war das in den ersten Wochen gar nicht so klar, im großen Ganzen dreht sich die Tätigkeit jedoch um 2 Bereiche.
Einmal die organisatorische Seite, sprich die Planung und das Management von Projekten. Vom Youth-Exchange in Brüssel mit dem Thema Demokratie zu einer Vernissage anlässlich des internationalen Weltfrauentags in den eigenen Lokalitäten ist hierbei alles dabei.
Der zweite Teil der Arbeit in der Organisation umfasst Animationen und Aktivitäten, um die Werte der EU bekannt(er) zu machen und junge Menschen dazu anzuregen, selbst internationale Erfahrungen zu machen.

Da mir die Arbeit in der Organisation – um ganz ehrlich zu sein – allerdings nicht allzu sehr gefällt, dreht sich mein Leben vor allem um die Zeit außerhalb.
Oft trifft man sich abends in der Küche, um zusammen zu kochen und zu essen oder auch einfach nur, um ein wenig zu quatschen.
Dax liegt außerdem strategisch gut, direkt an einer der großen Bahnlinien, die ganz Frankreich verbinden. So besteht eine Direktverbindung nach Paris, auf der man die 750 km in die Hauptstadt in angenehmen 3 1/2 h TGV-Fahrt zurücklegt.
Außerdem sind sowohl die Pyrenäen, als auch der Atlantik in erreichbarer Entfernung, was im Sommer zu Strandausflügen oder Wanderwochenenden einlädt.
Im Winter kann man im Gebirge Skifahren gehen oder sich einmal durch das große Thermenangebot saunieren, das Dax als einer der größten Kurorte Frankreichs bietet.
Auch Bordeaux ist durch die starke Bahnanbindung sehr gut erreichbar, so dass man am Wochenende auch mal in das Tag- und Nachtleben dieser schönen Stadt eintauchen kann.

Ein großes Highlight meines Freiwilligendienstes waren definitiv die zwei von der französischen Nationalagentur organisierten Seminarwochen.
Der Austausch mit anderen Freiwilligen war jedes Mal sehr erfrischend und insgesamt herrschte beide Male eine sehr angenehme, offene Atmosphäre.

Während meiner Zeit in Frankreich habe ich Frankreich, die Sprache, die Menschen und besonders die Patisserie sehr ins Herz geschlossen. Trotz mancher negativer Punkte, habe ich sehr viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die ich unter keinen Umständen missen möchte.

Abschließend kann ich einen solchen Freiwilligendienst, obwohl ich mein Projekt nur bedingt weiterempfehlen würde, also nur jedem wärmstens ans Herz legen.

 


 

Mitte September 2022 bin ich an meiner ESK-Einsatzstelle „Maison de l’Europe des Landes WIPSEE“ angekommen.
Seitdem wohne ich also in Dax, einer Kleinstadt etwas im Landesinneren Frankreichs nahe des Atlantiks und der spanischen Grenze.

Wir sind eine Gruppe von mehreren Freiwilligen aus Deutschland, Italien, der Türkei, Georgien und Armenien zwischen 18 und 30; die meisten von uns wohnen im gleichen Gebäude, jeder von uns hat sein eigenes Zimmer mit Bad, die Küche teilen wir uns mit ein paar anderen Franzosen.
Da wir praktisch im Stadtzentrum sind, kann man gut den Markt am Wochenende besuchen oder kleinere Einkäufe machen, eine große Mall ist im Ort nebenan, den wir mit dem gleichen Bussystem erreichen können, das uns auch morgends zum Bahnhof bringt, von dem aus wir mit einem weiteren Bus nach Pontonx sur l’Adour können.
Dort befindet sich in einem alten, hübsch renovierten Haus unsere noch ziemlich junge Organisation, in der neben uns auch noch mehrere Service Civique (franz. FSJler), Praktikanten und einige Festangestellte arbeiten.
Die meiste Zeit verbringen wir im Büro am Laptop oder in Meetings, um Materialien für Schulinterventionen etc. vorzubereiten, Kurzaustausche für junge Leute zu organisieren oder in meinem Fall zum Beispiel die „vacances linguistiques“, bei denen in den Schulferien mittwochs jüngere Kinder zu uns kommen können, um einen Tag mit Spielen auf Englisch zu verbringen.

Problematisch finde ich, dass die Situation mit der Versicherung für mich oft nicht klar ist und wir für jeden Fehltag eine Krankschreibung vom Arzt brauchen. Wir sind oft müde und ich habe das Gefühl, nicht genug Energie zu haben, so viel von der Umgebung zu sehen oder über das, was ich ab nächstem Sommer machen möchte, nachzudenken, wie ich es eigentlich wollte.

Viele von uns konnten am Anfang praktisch kein Französich, was für unsere Organisation zum Glück kein Ausschlusskriterium ist.
Einmal die Woche haben wir zwei Stunden Französischunterricht, dazu arbeitet noch jeder mit seinen eigenen Materialien und Methoden, sodass ich nun nach 6 Monaten Alltagsgespräche größtenteils auf Französich führen kann.
Insgesamt würde ich sagen, dass ich meine Organisation wahrscheinlich nicht noch einmal wählen würde, ich aber die Erfahrungen durch den ESK, in einem neuen Land eine oder mehrere Kulturen kennenzulernen und selbständiger zu werden, jedem empfehlen würde.