17 Jul

Young Europeans promoting history, culture, traditions and art in rural areas

Ein langer Titel und ein sehr interessantes und vor allem vielfältiges Projekt! Und zwar in Plasenzuela/Spanien in der Region Extremadura. Unser Freiwilliger Philipp war dort für ein halbes Jahr und hat viel erlebt – und das alles  ohne großartige Spanischkenntnisse im Vorfeld. Aber lest selbst seinen tollen Bericht:

 

Meinen rund sechsmonatigen Freiwilligendiest des Europäischen Solidaritätskorps absolvierte ich bei einer kleinen Organisation in einem inmitten der west-spanischen Region Extremadura gelegenen Dorf.
Meine Aufgaben bestanden hauptsächlich aus der Arbeit in einer Nachmittagsbetreuung für Kinder sowie in einem Garten.
Außerdem halfen die anderen Freiwilligen und ich ebenso dabei, das kulturelle Leben des Dorfes zu gestalten.
Darüber hinaus bot ich Deutschunterricht für andere Freiwillige sowie Klavierstunden für einen aus dem Dorf stammenden älteren Herrn an.
Mit knapp 500 Einwohnern stellte das typische Extremadura-Dorf zunächst einen gigantischen Kontrast zu meiner großstädtischen Heimat dar.
Nach einer Weile lernte ich jedoch, die entschleunigte Lebensweise der „extremeños“ sowie ihre ländliche, dennoch unglaublich idyllische Region zu schätzen.
Ein Problem bestand anfangs zweifellos in der Sprachbarriere. Da ich zunächst überhaupt keine Sprachkenntnisse in Spanisch besaß, fiel es mir zu Beginn äußerst schwer, mit den Einheimischen zu kommunizieren.
Nach einiger Zeit gelang es mir jedoch, dank des durch den Projektkoordinator gegebenen Spanischunterrichts sowie meines autodidaktisches Ergänzungslernens, aber insbesondere durch das tägliche Zuhören sowie die anfangs noch kläglich scheiternden Konversationen mit den Dorfbewohnern, ein grundlegendes Verständnis für Vokabular und Grammatik zu entwickeln.
Einige, für mein Projekt spezifische Probleme gab es zusätzlich bezüglich der Struktur und Aufgabenverteilung: alles schien bisweilen ein wenig unkoordiniert, zu entspannt – vielleicht ein wenig „spanisch“ – gehandhabt zu werden.
Nach einiger Zeit pendelten sich diese Schwierigkeiten jedoch ein und klarere Arbeitsabläufe wurden schnell erkenntlich.
Mit der spanischen Kultur wurde ich insbesondere durch die dörflichen Feste (Karneval, Ostern und „Romeria“), durch Musik (von traditionellem Jota bis hin zu meist unter Gleichaltrigen konsumiertem Reggaeton) sowie Kulinarik – ich probierte traditionsreiche Gerichte wie „Migas“, „Chorizo“ oder die berühmte „Tortilla“ – konfrontiert und lernte sie auf diese Weise kennen und lieben.
Der beste Teil der Erfahrung war sicherlich das Zusammenleben und -arbeiten mit den aus ganz Europa stammenden Freiwilligen (Frankreich, Deutschland, Italien, Litauen, Polen und Spanien), mit denen ich enge Freundschaften schloss. Allein schon der – wohl auch der nicht zu überschätzenden Größe des Dorfes geschuldete – tägliche, enge Kontakt schweißte uns eng zusammen.
Ein weiterer schöner Teil des Freiwilligendienstes war die nach einigen Monaten stattfindende, für alle in Spanien befindlichen Freiwilligen obligatorische Seminarwoche, die in meinem Fall in der Nähe von Málaga stattfand. Sie bot eine einzigartige Möglichkeit, noch mehr Freiwillige aus dem ganzen Kontinent kennenzulernen und somit gleichzeitig praktische Kontakte in ganz Spanien zu knüpfen.
So nutzte ich diese neuen Bekanntschaften auch bei meinen Reisen, die ich innerhalb des Landes unternahm: in den ganzen sechs Monaten reiste ich mitunter nach Merida (Hauptstadt Extremaduras), Sevilla, Málaga, Granada, Madrid und Toledo sowie Barcelona, sodass ich einen großen Teil Spaniens erkunden konnte.
Ich würde einen ESK-Freiwilligendienst definitiv empfehlen, um über sich hinaus zu wachsen und zeitgleich unvergessliche Erfahrungen zu sammeln. Zugegeben, manchmal bedeutet die Teilnahme an einem Frewiligenprojekt im Ausland auch über seinen eigenen Schatten zu springen – in meinem Fall insbesondere bezüglich der Sprache.
Doch nachdem derartige Hürden überwunden sind, wird zweifellos klar, wie sehr sie es wert sind.
Junge Menschen in ganz Europa zu kennen, sich sprachlich und kulturell weiterzuentwickeln – das würde einem ohne Freiwilligendienst entgehen.