12 Jun

Youth Opportunities

„Youth Opportunities“ ist eines der letzten ESK-Freiwilligendienstprojekte in Großbritannien. Der Brexit hat ja eine große Lücke geschlagen und ESK-Freiwilligendienst sind dort nicht mehr möglich. Unser Freiwilliger Christian ergatterte aber noch einen der zuvor bewilligten Restplätze und schaut was er schreibt:

Hi, mein Name ist Christian, ich bin 20 Jahre alt, und frisch von meinem gut sechsmonatigen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps nach Hause gekommen.
Kaum zu glauben, wie schnell diese einzigartige Zeit verflogen ist!

Mitte November 2021 war es endlich soweit und ich durfte, nach einem langwierigen und zehrenden Visumsprozess, am 11.11. in Köln ein Flugzeug in Richtung England besteigen. Dort hatte ich nämlich die Gelegenheit, in Bournemouth, an der wunderschönen englischen Südküste, an dem Freiwilligenprojekt Youth Opportunities von YMCA teilzuhaben.

Genauer hies meiner Rolle Chaplaincy Volunteer: Das bedeutete, den YMCA Chaplain Ryan in seiner Arbeit – als christliche Instanz ein Ansprechpartner für sogenannte Klienten zu sein – und Angebote zu organisieren, um Menschen (ungeachtet des Glaubens) zusammenzubringen, zu unterstützen.
Unser Büro und damit die hauptsächliche Arbeit fand sich im YMCA Hostel, welches ca 70 Klienten Obdach bietet.
Diese kommen oftmals aus der Obdachlosigkeit, aber bringen viele Probleme aus ihrer Vergangenheit, wie z.B. Drogensucht, mit.

Im Hostel organisierten wie als christliche Präsenz wöchentliche Bibelarbeit oder für ein paar Wochen eine weniger beliebte „ask about God“ Runde.
Allerdings wollten wir auch nicht-christliche Menschen erreichen, und veranstalteten Snack and Chat sessions und Ausflüge.

Weniger typisch für den Chaplaincy Service, aber dennoch in den ersten Monaten ein Hauptbestandteil meines Alltags, war die Renovierung des Büros, dem wir zu zweit neuen Anstrich und Innenausstattung verpassten.
Mehrmals die Woche war es außerdem meine Aufgabe, YMCA in Angeboten der Organisation faith works zu repräsentieren: Health Bus, der medizinische Versorgung für Obdachlose zugänglich macht; Stay safe, ein Treffen für sich erholende (ehemals drogenabhänhgige /obdachlose) Klienten und faith works walk, ein Spaziergang mit Klienten am Strand entlang.
Einmal die Woche war ich auch in der Jugendarbeit tätig und sporadisch für einmalige Aktionen im Einsatz, wie z.B. als das YMCA Maskottchen „Y-Man“ verkleidet Schulen und ein Einkaufszentrum aufzumischen.
Alles in allem ein sehr abwechslungsreicher und interessanter Arbeitsalltag mich.

Auch in meiner Wohnung wurde es nie langweilig, die ich mir mit bis zu vier weiteren (ehemaligen) Freiwilligen teilte.
Unstimmigkeiten bezüglich der gemeinsamen Küche oder der zwei Bäder waren äußerst selten. Stattdessen verbrachten wir viel Zeit zusammen auf Ausflügen zu sehenswerten Städte oder in die atemberaubende Natur rund um die „Jurassic Coast“.
Teils aus Budgetgründen entsprungener Kreativität erlebte ich unvergessliche Situationen. Der Bus nach Stonehenge ist zu teuer? Dann wandern wir eben die zwei Stunden und fragen nach dem Weg.
Kein Hostel mehr frei in Dublin? Dann lässt mein italienischer Mitbewohner eben sein Talent, ungünstige Situationen dramatisch darzustellen, freien Lauf und wir finden Unterkunft bei hilfsbereiten Menschen…
Was mir vorher unglaublich erschienen wäre, geschah mir in diesem halben Jahr relativ regelmäßig!

Insgesamt habe ich mich in diesem Umfeld bei interessanter Kultur, abwechslungsreicher Arbeit und wahnsinnig bunten und lieben Menschen einfach nur wohlgefühlt und hätte es dementsprechend noch um einiges länger dort ausgehalten.