12 Jun

The Youth Power: Learning And Solidarity

„The Youth Power: Learning And Solidarity“ ist ein Freiwilligendienstprojekt im schönen Norden Spaniens. Genauer gesagt in León. Das liegt – wenn man so will – auf dem Jakobsweg. Unser Freiwilliger Ferdinand hat sich dort um Menschen gekümmert, die an der Volkskrankheit Demenz erkrankt sind. Lest seinen hinreißenden Bericht:

Nach mittlerweile über vier Monaten, vielen neuen Eindrücken und Bekanntschaften und über den Daumen gepeilt 240 verbrauchten Masken darf ich an dieser Stelle einen Einblick in mein Leben als ESC-Freiwilliger in einem spanischen Tageszentrum für Menschen mit Demenz geben.

Das Zentrum befindet sich in der am Jakobsweg gelegenen Hauptstadt der gleichnamigen Provinz León im Norden Spaniens – eine altehrwürdige Stadt, deren Namen auf die Gründung durch römische Legionen verweist.
León ist bekannt für zahlreiche Bauten wie die Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, die Casa Botines von Gaudí oder die Basilika San Isidoro.
Auch die Gastronomie zieht viele Besucher in die Innenstadt, bekommt man doch zu jedem Getränk eine kleine Tapa gratis dazu.
Das schöne an León ist, dass es nicht weit zu den Bergen und zum Meer ist, was einem vielfältige Möglichkeiten für Ausflüge gibt.

Ich wohne hier mit zwei weiteren Freiwilligen zusammen – insgesamt sind wir sechs Freiwillige aus verschiedenen Ländern, die jedoch in verschiedenen Organisationen arbeiten.

Das Tageszentrum Alzheimer León besteht aus einem sehr modernen Hauptzentrum, einer weiteren Stelle in der Stadt sowie einer „Außenstelle“ in einer kleineren Stadt im Umland. Bisher sind meine Tätigkeiten im Hauptzentrum, welches interessanterweise von einem Krankenhaus, einem Kindergarten und einer Schule umgeben ist – das ganze Leben an einem Ort!
Da León im Vergleich zu anderen Städten Kastiliens und Leóns wie Salamanca keine typische Universitätsstadt ist und es nicht besonders viel Industrie gibt, ist es eine relativ alte Stadt auch in Bezug auf das Alter der Bewohner.
Für Angehörige kann es dann eine große Belastung sein, wenn eine Person im Alter Demenz entwickelt.
Um den Verlauf von einer unheilbaren Krankheit wie Alzheimer zu verlangsamen und den Betroffenen tagsüber einen Ort und eine Routine zu geben, wurde das Zentrum in den neunziger Jahren gegründet und bietet bei allen Stadien der Krankheit spezielle Räume, Aktivitäten und Betreuung.
In dem Teil, in dem ich bisher sein darf, ist es ein bisschen wie in der Schule: Es wird fleißig gerechnet, gelesen, geschrieben, gemalt und gebastelt – und nicht nur der Geist, auch der Körper erhält sein tägliches Fitnessprogramm.
Auch Ausflüge und Workshops dürfen nicht fehlen: Es werden Besuche von Gottesdiensten, Arbeiten im Garten oder Spaziergänge angeboten oder etwa, wie man Pralinen herstellt.

Wie man mir schilderte, ist das Zentrum jedoch aufgrund der Pandemie (noch) nicht das, was es einst war: ein äußerst lebendiger Ort, an dem Kinder zu Besuch kommen, Theater gespielt und gesungen und gelacht wird. Ich hoffe sehr, dass das bald wieder der Fall sein wird! Denn diese Pandemie ist eine Zäsur für viele Senioren gewesen, da Essentielles wie Körperkontakt und das Miteinander plötzlich nicht mehr möglich waren und sich auch deshalb der Zustand Vieler spürbar verschlechterte.

Ich besaß keinerlei Erfahrung im Umgang mit alten Menschen und umso mehr schätze ich, wie ich in die tägliche Arbeit eingebunden werde und wie das Personal, das ich als hoch motiviert und professionell erlebe, mich unterstützt.
Mein persönliches Highlight bisher ist die Begegnung mit Menschen, die zum Teil mehrere Jahre in Deutschland etwa als Gastarbeiter/innen gelebt haben und die mir mit einem Funkeln in den Augen von ihren Erlebnissen berichten.

Jederzeit würde ich das Projekt weiterempfehlen, besonders, wenn man sein Spanisch verbessern oder perfektionieren möchte oder auch, wenn man später plant, einen Beruf im Bereich Psychologie, Medizin oder Pflege zu ergreifen.
Mitbringen sollte man ordentliche bis gute Vorkenntnisse in Spanisch, viel Neugier und Geduld! Natürlich gibt es auch Momente, die schwierig sind, aber das sind nur Augenblicke, die durch das nächste Lächeln mehr als wettgemacht werden.

Ich bin gespannt auf die verbleibenden Monate und freue mich sehr darauf.
Mit dem Fahrrad möchte ich im Sommer einige der unglaublich zahlreichen Dörfer in der Provinz besuchen, z.B. die Geburtsorte von einigen der alten Menschen, die ich kennen und schätzen gelernt habe.
Mein Dank gilt Eurocircle Deutschland e.V. für die Vorbereitung sowie die Begleitung und den weiteren beteiligten Parteien, insbesondere auch den herzlichen Menschen vor Ort, die mir diese Erfahrung ermöglicht haben.
Gracias por todo!