03 Apr

Abraço – Educating for Affection

„Abraço – Educating for Affection“ ist ein Projekt in Portugal. Genauer gesagt in Viseu. Wir haben dort 2 Freiwillige, die beide 3 Monate dort sind bzw. waren. Sie legen grad den Endspurt hin und kommen jetzt zurück. Hier ein erster Bericht von Nina, der ganz gut das „feeling“ in so einem EFD wiedergibt. Im Anschluss dann der Bericht von Karina, die auch nochmal  einen anderen Blick preisgibt…

Anfang Januar beginnt meine Reise nach Portugal. Drei Monate in einer kleinen Stadt im Norden Portugals, unweit von Porto.

Schon am Busbahnhof in Porto bekommt man die ersten kulturellen Unterschiede zu spüren. Eine große Halle dient als Bahnhof, die Busse fahren mehr oder weniger unvorhersehbar die Stellplätze an, und hin und wieder verirren sich unbehelligt Autos herein.

Und auch wenn dieses erste Aufeinandertreffen erstmal überwältigend und ungewohnt wirken mag, sticht noch etwas anderes direkt heraus: die freundliche Bereitwilligkeit, Hilfe anzubieten und eine gemütliche Warmherzigkeit. Und besonders diese Attribute werden meine ständigen Begleiter bei meinem Projekt in Portugal bleiben.

Wenn auch nicht alles schnell und geordnet funktioniert bekommt man von den Portugiesen immer ein fröhliches Zwinkern geschenkt.

So war es auch an meiner Arbeitsstelle in dem Center Appdaviseu für autistische und anderweitig geistig behinderte Kinder. Ich darf die unterschiedlichen Therapien begleiten, von Schwimm- zu Musiktherapie, mitgestalten, wie zum Beispiel die Logopädie. Auch die Hausaufgaben unterstützen wir.

Daneben basteln wir sehr viel; mit den Kindern wird gewerkelt, gemalt und geklebt, und auch für andere Aktionen – zum Beispiel dem Welttag der Frauen oder dem internationalen Tag des Autismus gestalten wir Projekte.

Ansonsten kommt natürlich auch das Spielen mit den Kindern nicht zu kurz, die uns begeistert mit einer Schwämme von Portugiesisch überschütten.

Apropos, auch die Sprache Portugiesisch entwickelt sich in dieser rein portugiesischen Umgebung sehr gut. Angefangen mit kleinen Worten und Floskeln sind wir nach einer Weile fähig, uns gut auf Portugiesisch zu verständigen und noch besser zu verstehen.

Aber nicht nur die gesellschaftliche und soziale Arbeit mit den süßen Kindern ist erfüllend, besonders auch das Zusammenleben mit den anderen Volontären allen Alters, Charakters und aller Nationalität macht die Erfahrung so wertvoll. Menschen, die man eigentlich für nur wenige Monate lang kennenlernen durfte, schließt man in sein Herz. Eine Zeit voll Reisen – zum Beispiel waren wir u.a. in Lissabon und Madeira -, voller Lachen und voll Perspektivwechsel ist garantiert. Mit anderen Worten, eine unbezahlbare Zeit.

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In den letzten drei Monaten habe ich besonders eine Sache gelernt: Ein EFD ist das, was man selbst daraus macht.

Meine Reise führte mich nach Viseu. Ein schöner Ort im Norden Portugals, der mit einer tollen Altstadt und auch mit einem netten Studenten- und Nachtleben punkten kann. Dank des guten Fernbusnetzes ist man außerdem recht günstig und unkompliziert in den anderen Städten Portugals wie Lissabon, Porto, Aveiro oder Coimbra.

Portugal ist nicht nur ein wunderschönes Land, auch die Kultur ist den Aufenthalt wert. Trotz ihrer wehmütigen Volksmusik (auch Fado genannt) sind die Portugiesen alles im allem sehr offenherzige und freundliche Gastgeber. Gerade als Deutsche ist die warme und auch lockere Grundeinstellung (zum Beispiel in Sachen Pünktlichkeit) eine erfrischende Abwechslung.

Das wunderbare an einem EFD ist aber, dass man nicht nur mit dem Gastgeberland, sondern auch mit Volunteers aus vielen anderen Ländern in Berührung kommt. So lebte und arbeitete ich mit zehn weiteren Volunteers unter einem Dach. Eine tolle Erfahrung, die einem Freunde in ganz Europa bescheren kann. Meine nächste Reise wird mich beispielsweise Ende April nach Polen führen, wo ich mich mit zwei Freundinnen treffe, die ich während meines EFDs kennengelernt habe.

Die Unterkunft hatte seine Vor- und Nachteile. Wir lebten alle zusammen in einem Hostel und teilten uns jeweils zu viert ein Zimmer. Wenn das Hostel weniger gut besucht war, störte die fehlende Privatsphäre weniger. Wenn das Hostel allerdings ausgebucht war, konnte es passieren, dass man die Küche, den Speisesaal oder das Wohnzimmer nicht frei nutzen konnte. Das kann im „eigenen Haus“ doch nerven. Auf der anderen Seite handelt es sich um ein frisch renoviertes Gebäude mit kostenlosem Frühstück, sauberen Zimmern sowie ständiger Warmwasserversorgung und funktionierender Heizung. (In Portugal nicht immer selbstverständlich.)

Auch wenn ich die Anzahl der Volunteers meistens als positiv empfunden habe, brachte es auch leider Nachteile mit sich. So schien die Organisation mit 11 Freiwilligen einfach überfordert, was dazu führte, dass wir sehr viel herum saßen und nichts getan haben. Wenn man für drei Monate täglich für fünf Stunden in einem Büro sitzt und (auch nach mehrmaligen Fragen) keine Aufgabe gestellt bekommt, kann das schon frustrierend sein. Wie so oft im Leben, wird aber auch hier Eigeninitiative belohnt. Wenn man also wirklich etwas umsetzen möchte und mit guten und ausgearbeiteten Ideen auf die Organisation zugeht, hat man sehr viel Spielraum. So hatte ich beispielsweise die Gelegenheit, einen kleinen Spot für die Organisation umzusetzen und konnte mit ein paar anderen Volunteers am Weltfrauentag ein Straßenquiz durchführen.

Zusammengefasst kann ich nur sagen, dass mein EFD in Viseu für mich ein spannendes Erlebnis war und ich die Zeit nicht missen möchte. Natürlich war nicht alles ideal, aber mit Eigeninitiative, netten Leuten und etwas Gelassenheit, kann man darüber hinwegsehen.