14 Okt

European Messengers for Youth Empowerment and Communal Wellbeing

Ein langer Titel! Es handelt sich um eine Freiwilligendienstprojekt im Europäischen Solidaritätskorps in Finnland. Genauer gesagt in Loimaa. Unser Freiwilliger Jakob war dort für 9 Monate. Hier sein toller Bericht:

Ich muss sagen vor dem Beginn meines Freiwilligendienst in Finnland hatte ich bestimmte Vorstellungen wie es wohl für mich dort sein würde. Diese wurden leider zum Teil nicht erfüllt, denn es waren viele Dinge anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Dennoch wurde ich keineswegs enttäuscht.

Die Entscheidung in das kleine Städtchen Loimaa in Finnland zu gehen hatte ich sehr kurzfristig getroffen, besonders angesprochen hatten mich die Möglichkeit in besonders vielen Gebieten Erfahrungen zu sammeln und meine besonders sympathische Projekt-Koordinatorin (Ilze).

Ziemlich seltsam waren für mich die zwei ersten Wochen als ich in Quarantäne war und keinen Menschen vor Ort kennenlernen konnte.
In dieser Zeit kümmerten sich aber die Schule und Ilze um meine Verpflegung und kurz darauf wurde mir auch ein Fahrrad zur Verfügung gestellt mit dem ich den weitläufigen und dünn besiedelten Ort mit seinen fünf Langlauf Anlagen erkunden konnte.
In dieser Zeit schrieb ich auch mit der anderen Freiwilligen, die für die Jugend und Kulturabteilungen der Stadt Loimaa arbeitete.
Mit ihr ging es dann auch nach Kokkola, den Ort wo das On-Arrival-Training der Finnischen Nationalagentur abgehalten wurde, welches glücklicherweise in Präsenz war.
Dieses Training dient vor allem dafür, dass sich die Europäischen Freiwilligen, die zur gleichen Zeit in Finnland eingesetzt sind, untereinander kennenlernen und Freundschaften schließen. die einen durch den ganzen Aufenthalt und darüber hinaus begleiten.
Dabei kamen auch Leute zusammen, die in den unterschiedlichsten Regionen des Landes eingesetzt waren, die meisten von ihnen aber in Helsinki.
Auch ich haben zu einigen Leuten, die ich von da an kannte, heute noch Kontakt.
Dabei gab es ein vorgegebenes Programm tagsüber mit Sauna-Abenden und am letzten Abend hatten wir auch die seltene Gelegenheit die Polar-Lichter zu beobachten, die dann auf den Bildern viel besser aussahen als in der Realität und an den anderen Abenden konnten wir unsere Zeit selbst frei gestalten zum gemeinsamen Feiern und Unterhalten.

Mit der Arbeit in der Schule war ich anfangs relativ überfordert, ich organisierte nämlich das Programm eines Englisch-Konversation-Clubs, gab Englisch Nachhilfe und lernte Finnisch im von der Schule organisierten Kurs zusammen mit der Freiwilligen der Stadt Loimaa und Schwedisch zusammen mit den Schülern der zehnten Klasse, die vor allem von schwer erzieh- und motivierbaren Teenagern (unregelmäßig) besucht wurde.

In meiner Freizeit unterhielt ich mich (wenn sie English sprachen) mit den anderen Schülern, die mit mir im Wohnheim lebten oder schaute mit ihnen Fußball, ging spazieren oder Rad fahren und wurde auch vom Schulleiter zum Abendessen mit seiner Familie eingeladen.
In diesem Monat besuchte ich das erste Mal Helsinki und den nahegelegenen Nuksio-Nationalpark, wir gingen zusammen nach Turku – der ältesten Stadt Finnlands – und nach Tampere der größten Stadt außerhalb der Hauptstadt-Region, alles zusammen mit einigen der Freiwilligen, die ich aus Kokkola kannte.

Ende Herbst wurde die Corona Lage schwieriger, trotz der viel geringeren Inzidenzen als in Deutschland, war die Schulleitung sehr besorgt, sodass meine Koordinatorin mich nicht meinen Geburtstag zusammen mit den anderen Freiwilligen in Helsinki feiern lassen wollte.
Zum Glück konnte ich aber den Direktor überzeugen und durfte dann, in kleiner Gruppe und in Kerava 30 km nördlich von Helsinki dann doch feiern.
Mitte Dezember erkrankte ich dann selbst an Covid-19 und musste für zwei Wochen in Quarantäne. Viele gaben der Geburtstagsfeier die Schuld von denen hatte aber niemand Corona, sondern ich hatte mich wohl bei den Schülern angesteckt, die am Wochenende zu ihren Familien in die besonders betroffenen Viertel nach Helsinki und Turku reisten.
Das Problem war dann aber, dass ich zum einen mit sehr vielen Leuten in der Schule Kontakt hatte die dann auch in Quarantäne mussten, glücklicherweise habe ich selbst fast niemanden außer eine Schülerin angesteckt.
Auf der anderen Seite konnte ich dadurch nicht mit den anderen Freiwilligen wie geplant über Weinachten nach Lappland fahren, aber über WhatsApp und einem Videoanruf bei der Bescherung wurde ich, was ich sehr lieb fand, auf dem Laufenden gehalten. Aber über Silvester war ich dann wieder am Start.

Über den Winter erfolgte die Schließung der Schule und alle Projekte, für die ich vorher verantwortlich gewesen war, vielen auf einmal weg.
In dieser Situation hätte ich mir mehr Unterstützung von meiner Koordinatorin gewünscht, denn bei dem Großteil der Dinge, die ich vorschlug, mich zu beschäftigen, sagte sie, dass sie Corona bedingt, nicht umsetzbar seien.
Also fing ich an in der schulischen Kindertagesstätte zu helfen und auch später in der auf dem Grundstück der Schule gelegenen Wochentags-Betreuung (Kotipessä) für Jugendliche mit schwierigem familiärem Hintergrund.
Leider muss man sagen das diese meine Arbeit zunächst nicht wirklich brauchten und schließlich mit dem Lockdown light Kotipessä mich dort garnichtmehr arbeiten ließ.
Dennoch lernte ich zusammen mit Ilze über das Food-Hygiene-Zertifikat, das wir beide dann auch erfolgreich bestanden und ich fing an Studienausflüge zu organisieren in der zunächst Ilze und ich und später auch Schüler, die finnische Natur und Kultur erkundeten. Beispielsweise gingen wir nach Rauma, Hämeenlinna, besuchten den Torronsuo-Nationalpark und das Schären-Meer.
Ich muss sagen, dass mir die Organisation und das darauffolgende Schreiben der Reiseberichte und natürlich die Ausflüge selbst sehr viel Spaß gemacht haben.
Auch mein Finnisch- und Schwedisch-Unterricht fielen Corona bedingt aus und ich fing an Finnisch mir mit einem Sprachtrainer und Duolingo mit ziemlich mäßigem Erfolg selbst beizubringen, später dann noch in der Kita bei ihrem morgendlichen und spielerischen Wiederholen von einfachen Wörtern.

Ab Mai fing ich dann an Ilze zu helfen ein Europäisches Solidaritätsprojekt und ein Nordplus Projekt zu schreiben. Das muss gemacht werden, um Fördergelder zu erhalten, wie ich später erfahren habe wurden beide genehmigt und es viel mir mit der Zeit auch leichter über verschiedene Dinge zu schreiben. Anfangs war ich nämlich mit dem Schreiben solcher Projekte komplett überfordert.

Im Sommer während der Schulferien wurde in der Kita die auch als Hort fungiert jede helfende Hand benötigt also verbrachte ich viel Zeit dort. Gleichzeitig beteiligte ich mich auch an kleineren Renovierungsarbeiten, die am schuleigenen Ferienlager gemacht werden mussten und ich besuchte Freiwillige, die die gleiche Koordinierende Organisation haben und Freunde, die ich von dem On-Arrival Training kannte in Helsinki.

Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich einen Freiwilligendienst im ESK eigentlich jedem weiterempfehlen kann und ich die Zeit in Finnland als größtenteils positiv bewerte und ich in diesen neun Monaten Land und Leute – besonders meine Arbeitskollegen -, die jungen Menschen mit denen ich zusammen gearbeitet habe und die anderen Freiwilligen lieben und schätzen gelernt habe.
Dennoch muss ich sagen werde ich nicht empfehlen, dass musste ich selbst auch im Gespräch mit anderen Freiwilligen, die in der gleichen Situation waren herausfinden, zu Aufnahmeorganisationen zu gehen, die keine Erfahrung mit ESK Langzeit-Freiwilligen haben und die nur einen Freiwilligen aufnehmen und dabei noch in der Pampa gelegen sind.
Ein anderes großes Problem war, dass in meinem Fall keine Mentorin gab, sondern die Projektkoordinatorin die gleichzeitig meine Vorgesetze war und mit der ich jeden Tag zusammengearbeitet hatte, diese Aufgaben offiziell übernommen hat. Mit so einer Person kann man natürlich nicht über alle Probleme sprechen, die einem auf der Zunge brennen und es ist wichtig das sich eine außenstehende Person dafür genügend Zeit nimmt und dem oder der Freiwilligen auch dabei hilft sich mit der Hilfe der Schlüsselkompetenzen persönlich weiterzuentwickeln.