17 Mrz

EVS unites youth

„EVS unites youth“ war ein Freiwilligendienstprojekt in Lettland. Genauer gesagt in Rezekne. Unser Freiwlliger Nils war dort für ein ganzes Jahr. Hier sein schöner und wirklich interessanter Bericht, den er ca. 3 Monate vor dem Ende seines Dienstes verfasste.

Ich bin Nils und nun schon seit fast 9 Monaten in der lettischen Stadt Rezekne. Es ist wirklich erstaunlich wie schnell die Zeit hier bisher verging, wie viele Menschen auf einen Schlag in mein Leben traten und genauso schnell wieder aus jenem verschwanden, wie viel ich erlebt habe, wie viel ich gelernt habe.

Mein Projekt findet im nahegelegenen Kindergarten Namins statt, der von meiner Wohnung gut zu Fuß erreichbar ist. Mein Tagesablauf dort ist ziemlich geregelt, da ich in einer Gruppe mit Kindern im Alter von circa 3 Jahren arbeite. Einen speziellen Aufgabenbereich habe ich nicht, es geht eher darum ein offenes Auge dafür zu haben, wo gerade eine helfende Hand benötigt wird. Dabei kommt es auf einen selbst an, wie weit man in diesem Bereich gehen will. Normalerweise bleibt es neben dem allgemeinen Aufpassen jedoch beim Essen servieren, Spazieren gehen und natürlich dem Spielen mit den Kindern. Teilweise kann das chaotisch werden, da die Kleinen gerne mal die Grenzen austesten und somit die Erzieher auf die Geduldsprobe stellen. Da kann es manchmal schon hilfreich sein noch einen Freiwilligen zur Seite zu haben.
Außerhalb der Gruppe wurde ich anfangs auch gebeten Sportstunden zu gestalten, den Musikunterricht zu begleiten und bei den Schwimmstunden zur Seite zu stehen. Warum ich jetzt nur noch in der Gruppe arbeite, weiß ich nicht. Es wird nicht viel mit mir über die Gründe meiner Tätigkeiten geredet, als viel mehr nur entschieden, was ich schlussendlich machen soll. Wie auch immer, ich bin froh, wenn ich helfen kann, wo ich am meisten gebraucht werde.
In der Sommerpause war der Betrieb des Kindergarten auf eine Seite des Gebäudes reduziert und der nicht genutzte Raum wurde auf Vordermann gebracht. Mir wurde dabei die Aufgabe zuteil dem Hausmeister zur Hand zu gehen und ein paar Stellen mit neuer Farbe zu versehen. Dadurch hatte ich etwas andere Arbeitszeiten und konnte neue Eindrücke des Arbeitsfeldes des Kindergartens gewinnen.
Die Arbeit im Kindergarten bereitet mir nach wie vor Freude, auch wenn sie in den letzten Monaten ziemlich monoton geworden ist.

Das Leben außerhalb der Arbeit ist wirklich super. Ich habe viele Freunde hier und unternehme täglich etwas mit ihnen. Im Sommer waren wir viel draußen, erkundeten die Umgebung, spielten Fußball und genossen die Natur. Auf dem Fußballplatz war es für mich einfacher Einheimische kennenzulernen, auch wenn die Sprachbarriere aufgrund der oft eher kleinen Englischkenntnisse ziemlich groß war. Mit den Grundkenntnissen der russischen Sprache und der gemeinsamen Begeisterung des Fußballs schmelzten die kalten Herzen der Letten/Russen die ich traf jedoch schnell und es kam die Warmherzigkeit zum Vorschein, die ich bei bisher jeder neuen Bekanntschaft hier erfahren durfte.
Rezekne ist für lettische Verhältnisse mit seinen knapp 30.000 Einwohnern eine eher große Stadt. Viele Freizeitangebote gibt es hier jedoch nicht. Mit der richtigen Gesellschaft ist das aber eigentlich nicht wirklich ein Problem. Da ich mit dem Auto hier bin, haben wir die Freiheit uns die wunderschöne Natur um Rezekne herum anzuschauen und ab und zu auch zu campen. Es gibt hier viele Seen und noch mehr Wald.
Zum Feiern gehen wir oft nach Riga oder Vilnius. Beide Städte sind circa 4 Stunden entfernt. Es gibt zwar nicht viele Klubs, die meinen Musikgeschmack treffen, es sind jedoch ein paar und oft ist der Eintritt auch frei. Beide Städte sind übrigens auch außerhalb des Nachtlebens einen Besuch wert und die Wahrscheinlichkeit, dass man einen oder mehrere Freunde in Riga hat, ist aufgrund des On-Arrival-Trainings nicht gerade klein.

Ich habe in meiner bisherigen Zeit Vieles gelernt und kann es nur jedem empfehlen sich der Herausforderung zu stellen. Es kommt nicht immer darauf an, die populärste Stadt für seinen Aufenthalt zu ergattern, denn was man aus der Erfahrung mitnimmt, bleibt im Grunde gleich. Ich bin froh, nicht in Riga gelandet zu sein, denn obwohl das tägliche Leben hier nicht das aufregende Großstadtleben widerspiegelt, habe ich dieses zu genüge durch meine Freunde in Riga ausleben können. Meine Freunde in Riga haben jedoch nie die Natur, die Ruhe und die Mentalität Rezeknes auffassen können.