18 Mrz

Volontair-Ess

„Volontair-Ess“ ist ein sehr interessantes Freiwilligendienst-Projekt in Frankreich. Genauer gesagt in Castres in der Nähe von Toulouse. Es geht um Kunst. Kochkunst und Up-Cycling. Unsere Freiwillige Marlene hat einen sehr guten Bericht verfasst! Lasst ihn euch nicht entgehen!

Seit ich vor etwa sechs Monaten angekommen bin, werde ich immer wieder, nachdem ich erzähle, dass ich einen „service volontaire européen“ mache, die gleiche Frage gefragt:

„Aber warum denn ausgerechnet hier in Castres?“ Meine Antwort und gleichzeitig auch Empfehlung an alle, die auch gerne einen Freiwilligendienst machen würden:
Ich habe mich für Castres wegen dem Projekt entschieden, nicht wegen Castres für das Projekt.
Und bis jetzt bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung (mal ganz abgesehen davon, dass ich Castres wunderschön finde).

Castres
Die Stadt liegt im Süd-Westen von Frankreich, etwa eine Stunde von Toulouse entfernt und ist bekannt für ihr Rugby Team. Es gibt viele kleine Cafés and Restaurants (die zwar gerade im Moment geschlossen sind, aber hoffentlich bald wieder öffnen können), einen Markt, auf dem es den besten Käse gibt, den ich bis jetzt gegessen habe, man kann außerdem sehr schön am Ufer der „Agout“ sitzen, die einmal quer durch die Stadt fließt und mit dem Auto ist man in 10 Minuten auf dem Land, was vor allem zu Pandemie-Zeiten eine angenehme Abwechslung ist.

Les Ateliers
Mein Projekt nennt sich „Les Ateliers“ und teilt sich in zwei große Bereiche : zum einen gibt es das Restaurant, wo ich die Möglichkeit habe in der Küche oder im Service zu arbeiten (da wir im Moment nur Essen zum Mitnehmen anbieten können, fällt das Arbeiten im Service leider weg).
Der andere große Bereich ist die Recyclerie, die zum Glück durch die Pandemie nicht weiter beeinflusst ist. Das Team von Les Ateliers besteht aus sechs Leuten und im Moment aus einer anderen Freiwilligen und mir.

In der Küche wird sehr auf Regionalität und Lokalität geachtet: zum Beispiel kennt die Küchenchefin Mathilde alle Gemüse- und Fleischhändler persönlich und es wird nur mit Saisonalem gekocht. Das ist das erste Mal für mich, dass ich wirklich bewusst darauf achte, welches Gemüse und Obst gerade Saison hat und ich habe aufgehört Tomaten und Gurken im Supermarkt zu kaufen, stattdessen gehe ich jetzt auf den Markt.
Zu meinen täglichen Tätigkeiten in der Küche gehört das Zubereiten von verschiedenen Gerichten, Gemüse und Obst schneiden, Geschirr waschen, putzen, Teller richten, Kuchen backen und was sonst noch so anfällt.
Jeden Donnerstagabend ist „Burger Night“ (bester Burger meines Lebens!).
Mathilde gibt uns auch die Möglichkeit eigene Rezepte und Speisen von zu Hause zu kochen, so gab´s letzte Woche zum Beispiel Käsespätzle und selbstgemachte Nudeln aus denen eine Spinat-Lachs-Lasagne gemacht wurde ( auch als Vegetarier wird man hier sehr gut satt 🙂

Die Recyclerie befindet sich in einem Nebengebäude, das an das Restaurant angrenzt. Die Haupttätigkeit dort ist das Restaurieren von alten Möbeln sowie neue und kreative Verwendungszwecke für alte Materialien zu finden.
Anfangs hatte ich noch so meine Zweifel, ob ich dort zurechtkommen werde, schließlich habe ich keine Ahnung von Möbeln, geschweige denn, wie man eine Kreissäge richtig bedient.
So war ich in der ersten Woche auch etwas überfordert, als Marcin, unser Betreuer in der Recyclerie, ein altes Regal vor mich hinstellte und mir die Aufgabe gab, es zu restaurieren. Doch meine Bedenken verflogen schnell, er blieb den gesamten Prozess an meiner Seite, gab mir Tipps und schließlich hatte ich ein neues Regal vor mir stehen (auf das ich immer noch sehr stolz bin).
Auch befindet sich die Recyclerie gerade in Umbau, dass heißt, wir sind viel damit beschäftigt, Dinge von der einen Ecke in die andere zu räumen, auch Fahrten zum Schrottplatz und die Gestaltung der Instagramseite gehören zum Alltag.

Insgesamt kann ich sagen, dass die letzten sechs Monate eine sehr intensive und schöne Zeit waren. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt und liebgewonnen, mein Französisch hat sich von ein paar gestotterten Worten zu ganzen, halbwegs flüssigen Konversationen entwickelt und ein paar spanische Wörter hab ich dank einer meiner besten Freundinnen hier auch gelernt.
Ich fühl mich hier zu Hause, was vor allem an meinen Freunden liegt, aber auch an dem Team von Les Ateliers, mit denen man sich einfach nur wohlfühlen kann. Ich kann jedem, der sich überlegt, einen Freiwilligendienst in Frankreich zu machen, Castres und Les Ateliers nur wärmstens empfehlen.

Bisous aus dem wunderschönen Frankreich

Marlene