19 Jan

Youth Opportunities

Wohl das letzte Projekt seiner Art und sowieso einzigartig! Wir haben noch bis Ende Januar 3 ESK-Freiwillige in London! An sich schonmal ein Ding, weil normalerweise gibt es keine Freiwilligen über ein EU-Programm in London – schon gar nicht in Zentral-London -, weil viel zu teuer dort und dann jetzt eigentlich sowieso nicht mehr wegen des Brexit. Unsere letzten Drei also. Hier ein Bericht von Tom, danach folgt ein sehr ehrlicher Bericht von Fiona. Während ihres Dienstes ist auch noch die Queen gestorben… aber lest selbst:

 

Der German YMCA, die Organisation, die die Unterkunft bereitstellt, liegt in Paddington.
Die Arbeit innerhalb der Organisation ist nur vereinzelt auch gleichzeitig der Arbeitsort. Wenn ich dort arbeite, handelt es sich um Arbeit mit Senioren und Kindern und der Hilfe bei der Vorbereitung von hauseigenen Projekten.
Gerade bei den Senioren bin ich immer wieder begeistert, wie geistig und physisch fit viele selbst immer noch mit mehr als 90 Jahren sind.
Meiner bisherigen Einschätzung ist hier ein Zusammenhang mit dem Leben in einer Großstadt, denn durch ein unerschöpfliches Angebot, wird jeder der es wünscht, wann er es wünscht, unterhalten.

Während der meisten Zeit arbeite ich für verschiedenste Organisationen im sozialen Sektor. So bin ich jede Woche in einer Foodbank, bei der ich Essen einsortiere und an bedürftige austeile.

Die Rolle der Projektleitung übernehme ich bei „Foodcycle“, diese Organisation bietet „Community-Meals“ an.
Dort bereiten Volontäre Menschen mit finanziellen Nöten ein drei Gänge-Menü zu. Eine Hälfte der Freiwilligen kocht und die andere bereitet die Gemeinschaftshalle vor, das heißt deckt die Tische, bereitet Getränke vor und serviert letztendlich das Essen, bei dem alle Freiwilligen teilnehmen und angeregte Gespräche mit den Gästen führen können.

Der Faktor, der das Projekt für mich so wertvoll macht, ist die Verbindung des ökologischen und sozialen Faktors. Einerseits wird Essen genutzt, dass sonst ablaufen und von den Supermärkten weggeschmissen werden würde und andererseits bietet es die Möglichkeit sich mehrstündig ungezwungen mit Menschen aus dem gleichen Viertel oder der Umgebung zu unterhalten und ein paar Stunden den Alltag vergessen zu können.
Dieses Projekt ist wahrscheinlich mein Favorit, da mir viele der Freiwilligen, als auch der Stammgäste sehr ans Herz gewachsen sind. Es ist jede Woche erneut erheiternd ein paar Späßchen zu haben, aber auch wichtig ein Offenes Ohr für Sorgen und Probleme zu haben. Man bemerkt, wie die Gäste sich nach nun einjährigem Bestehen dieses Standorts Woche für Woche zu einer Gemeinschaft entwickeln.

Dazu kommt die Unterstützung der Betreuung von Erwachsenen mit Lernbehinderung in einer dafür geführten Schule namens „Pursuing independent Paths“ (Verfolgen von selbstständigen Pfaden). Dort traf ich auch auf ein sehr herzliches Team an Mitarbeitenden und auch hier macht die Arbeit mit Schülern unglaublich viel Spaß, gibt positive Energie und lehrt weitere wichtigen Perspektiven.

Weitere Stationen sind eine Vorschule und Scouts (Pfadfinder).
Auch diese Arbeit ist sehr aufschlussreich. Sie zeigte mir noch einmal mehr, wie wichtig die Arbeit mit jungen Kindern ist, um die nächste Generation und ihre Werte und Vorstellungen zu erschaffen.
Die Vorschullehrer sind als Erstes mit der Gratwanderung konfrontiert, den Kindern sowohl Freiraum zu geben, um die Entfaltung eigenständigen Denkens und Handelns zu fördern, ihnen aber auch eine Portion Disziplin nahezubringen, damit der Schulalltag erfolgreich gemeistert werden kann. Die Herausforderung für das Personal besteht hier darin, zu wissen, wann zum Beispiel in einen Streit eingegriffen werden soll und wann er besser selber gelöst wird oder wann die Stimme auch einmal gehoben werden muss und wann nicht.

Die letzte Station ist im St. Marys Hospital. Dort führe ich die Menschen zu ihrem Abteil im Krankenhaus, da man in den mehr als zehn Gebäuden schnell den Überblick verlieren kann. Am NHS (National Health Service), dem öffentlichen Gesundheitssystem, hat mich überrascht, dass es teilweise sehr unzugänglich für untere und mittlere Schichten der Gesellschaft ist.
Beispielsweise ist der Sektor der Zahnmedizin zu einem hohen Teil privatisiert, sodass sich die Menschen, die nicht privat versichert sind, wenige Möglichkeiten haben, auf Zahnersatzprodukte zugreifen zu können und sich kranke Zähne sogar teilweise selber ziehen.

Alles in Allem aber hat mich London als Ort zum Leben, in seinen Bann gezogen. Vereinnahmt.
Die von Stadtteil zu Stadtteil veränderte Atmosphäre ist eine für mich bisher einzigartige Erfahrung. Die Kulturen vielfacher Nationen konnten sich innerhalb der Stadt etablieren, dies wird nicht zuletzt mit der englischen Sprache zusammenhängen. Denn damit sind Sprachbarrieren für viele Menschen hinfällig und die Hemmschwelle überzusiedeln ist geringer. London wird für mich ein besonderer Ort, vielleicht sogar ein zweites Zuhause, bleiben. Nach dem Studium kann ich mir vorstellen zurückzukehren, um dort temporär oder dauerhaft zu leben.
Aber das ist natürlich nur eine jetzt bestehende Idee, die sich in den dazwischenliegenden Jahren unter Einfluss unzähliger Faktoren verändern kann. Für mich verkörpert London britische Kultur als eine Synthese aus verschieden integrierten Kulturen und deren unterschiedlichen Lebenseinstellungen und wird dadurch zu einem Ort der freien Entfaltung für jeden.

 


 

Rückblickend kann ich sagen, dass die Zeit wie im Fluge vergangen ist und ich sehr gerne noch länger geblieben wäre! Doch diese Meinung hatte ich nicht von Beginn an.

Als es für mich hieß „es geht nach London“ lagen Vorfreude und Angst ganz nah beieinander. Ich war mir unsicher, was mich in London erwartet und wusste nicht, wie ich mit der Sprache und den Leuten zu Recht kommen werde. Es war definitiv ein Ausflug ins Ungewisse, jedoch mein bisher schönstes Erlebnis, was mir unendlich viel gelehrt hat.

Die Organisation German YMCA hat mich super freundlich empfangen und auch die Menschen in meinem Umfeld waren sehr offen, sodass man schnell einen Anschluss gefunden hat. Mit dem Start der verschiedenen Projekte hat man ebenfalls einige andere Freiwillige kennengelernt aus den unterschiedlichsten Ländern.
Die Projekte allgemein waren sehr vielseitig und haben mich vor zahlreiche, neue Herausforderungen gestellt.
Die Arbeit in einer Behinderteneinrichtung hat mir mit am meisten Spaß gebracht. Dort unterstützen wir Lernbehinderte gewisse „Lifeskills“ zu lernen wie beispielsweise kochen, im Haushalt helfen oder auch wie man sich in der Öffentlichkeit verhält.
Des Weiteren habe ich als Lehrerassistentin in einer Grundschule mitgeholfen, einen Deutschkurs mitgeführt und auch einmal die Woche in einer Foodbank gearbeitet, wo ich Bedürftigen Essenspakete zusammengestellt habe.

Aber nicht nur die Projekte haben mich weiterentwickelt, sondern auch das Leben weg von Zuhause. Die Distanz zu meiner Familie und meinen Freunden war anfangs schon schwer, jedoch wächst man auch an diesen Herausforderungen. Durch das „alleine“ Leben habe ich gelernt unabhängig und selbständig zu leben. Auch habe ich meinen Lebensstil, den ich Zuhause habe, viel mehr wertschätzen können, als ich gesehen habe, wie schlecht es auch anderen Menschen gehen kann.
Allgemein hat mich die Zeit in London sehr geprägt und ich würde es JEDEM weiterempfehlen!!!
Es ist einfach eine unfassbar tolle Zeit, die man nie vergessen wird und all die Erfahrungen, die man gesammelt hat, lernt man definitiv nicht in der Schule und die wird dir keiner mehr nehmen können!